Mehr Zeit für die Kinder

Flüchtlingsunterkunft am Vogelweideplatz sucht ehrenamtliche Mitarbeiter

In der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete am Vogelweideplatz wachsen über 100 Kinder in beengten Verhältnissen auf. Ehrenamtliche Mitarbeiter nehmen sich Zeit für sie. Doch solche freiwilligen Helfer gibt es zu wenig. Foto: Privat

In der Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete am Vogelweideplatz wachsen über 100 Kinder in beengten Verhältnissen auf. Ehrenamtliche Mitarbeiter nehmen sich Zeit für sie. Doch solche freiwilligen Helfer gibt es zu wenig. Foto: Privat

Steinhausen/München · Direkt am Vogelweideplatz, wo Verkehr und Gewerbe dominieren, steht eine Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete. Über 100 Kinder leben hier mit ihren Eltern in beengten Verhältnissen, oft jahrelang. Damit die Kleinen dennoch eine schöne Kindheit verbringen, gibt es ehrenamtliche Mitarbeiter, die sich für sie Zeit nehmen.

"Als kinderlose Rentnerin genieße ich es, hier ein bisschen Trubel um mich zu haben", berichtet Gisela Framhein. Die Münchnerin arbeitet im dritten Jahr ehrenamtlich in der Flüchtlingsunterkunft der Caritas, die in der Truderinger Straße 4 in einem ehemaligen Verwaltungsgebäude eingerichtet ist. Das Hauptanliegen der Helfer ist es, das Leben der Kinder ein bisschen besser zu machen. Sie spielen mit den Mädchen und Buben, gehen mit ihnen spazieren oder helfen bei den Hausaufgaben, erzählt Gisela Framhein: "Für all das haben die Sozialarbeiter keine Zeit, weil sie bis zum Anschlag beansprucht sind mit der Betreuung der über 300 Menschen – vorwiegend mit den Labyrinthen der Bürokratie."

Die in der Unterkunft lebenden Familien haben in der Regel gültige Aufenthaltstitel. Sie könnten sich also theoretisch in München oder anderswo eine Wohnung suchen, "aber angesichts des Münchner Wohnungsmarktes eben nur rein theoretisch", sagt Gisela Framhein. Tatsächlich leben die Familien hier jahrelang, äußerst beengt, die Kinder verbringen quasi ihre Kindheit am Vogelweideplatz. In den kleinen Zimmern hätten die Kleinen weder Spielzeug noch Spielmöglichkeiten, erzählt Framhein. "Viele der Vorschulkinder bekommen keinen Kindergartenplatz. Und die beiden Spielzimmer der Unterkunft bleiben meist abgeschlossen, weil es an beaufsichtigenden Erwachsenen fehlt." Hier könnten nur Freiwillige helfen.

Corona (COVID-19) in München und den Landkreise
Hier finden Sie aktuelle Regelungen und Infos zu Teststationen, Nachbarschaftshilfe, Einkaufsnotdienste u.v.m.

"Aufgrund der Sorge, sich mit Corona anzustecken, sind die bisherigen Freiwilligen, die in der Regel Rentnerinnen sind, alle weggeblieben – bis auf mich und eine andere, die ausschließlich einem Jugendlichen Nachhilfe gibt", erläutert Framhein. Natürlich sei eine Flüchtlingsunterkunft ein potentieller Hotspot für Infektionen. Gerade deshalb werde sie aber auch besonders sorgfältig beobachtet, sagt die Rentnerin: "Wir hatten im Juni und Juli sehr viele Infizierte, die wochenlang in Quarantäne waren. Alle Bewohner wurden durchgetestet. Inzwischen sind immer wieder Teile des Hauses in Quarantäne, vorwiegend weil eine Schulklasse geschlossen wurde und ein Kind deshalb in Quarantäne muss. Aber es ist seit Juli niemand mehr positiv getestet worden." Zudem würden sich die Kontakte mit den Kindern meist draußen abspielen, zum Beispiel auf dem Spielplatz direkt am Haus, oder in gut belüfteten Räumen mit wenigen Kindern.

Wer sich für die Arbeit in der Unterkunft interessiere, müsse keineswegs ein pädagogisches Programm abspulen, sagt Framhein: "Es genügt, dabei zu sein, wenn die Kinder spielen." Drinnen gehe es darum, die Jungen und Mädchen zu beaufsichtigen, wenn sie malen, Puzzle legen, sich in Memory und Mensch-ärgere-dich-nicht messen. Draußen schließen die Helfer bei schönem Wetter den Spielschuppen auf, helfen den Kleinen in ihre Inliner oder sitzen einfach auf der Bank und schauen zu.

Ideal wäre eine Mitarbeit einen Nachmittag pro Woche, von 16 bis 19 Uhr für die Schulkinder bzw. etwas früher für die kleineren, oder einen Vormittag für die Kinder, die keinen Kindergartenplatz haben. Auch Nachhilfelehrer werden immer gesucht. Wer helfen möchte, meldet sich bei Gisela Framhein unter Tel. 0173/3862015 oder per Mail an gisela.fram@gmx.de

Artikel vom 15.12.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...