Genießen und Gutes tun

Wie man mit der richtigen Marmelade die Welt ein wenig verbessern kann

Helene Nestler (r.) und eine ihrer fleißigen Einköchnerinnen beim Herstellen der köstlichen Mammalade in den Räumlichkeiten der Kaiserstiftung. Foto: Privat

Helene Nestler (r.) und eine ihrer fleißigen Einköchnerinnen beim Herstellen der köstlichen Mammalade in den Räumlichkeiten der Kaiserstiftung. Foto: Privat

München-Landkreis-Hohenbrunn · Normalerweise wird einmal im Monat im Karla 51, dem Frauenobdach in der Karlstraße 51 in München, so richtig gefeiert. Mit Kaffee, Kuchen, Musik und Tanz werden all die Geburtstage gefeiert, die in den letzten vier Wochen stattgefunden haben. Ein fröhliches Miteinander im sonst oft schweren Alltag der obdachlosen Frauen. In einem Jahr wie diesem, in dem alles Corona bedingt anders ist, fallen auch diese seltenen Lichtblicke im Leben von obdachlosen Frauen weg.

Die Zahl der Frauen, die 2019 das Karla 51 genutzt haben, war so hoch wie seit neun Jahren nicht mehr. 233 Übernachterinnen gab es, wobei die jüngste 18 und die älteste Frau 89 Jahre alt war. Der Anteil der sehr jungen Frauen im Karla 51 lag zum ersten Mal seit 2014 wieder bei über 12 Prozent.

Der Anteil der sehr jungen Frauen von 18 bis zu 25 Jahren ist damit im Jahr 2019 relativ hoch: 58 Frauen und somit fast 26 Prozent fallen in diese Alterskategorie. Gleichzeitig wird der Anteil der Frauen über 70 Jahre immer höher. Im Jahr 2019 ist die Anzahl dieser Frauen signifikant gestiegen: 15 Frauen und somit knapp 7 Proent waren 70 Jahre und älter (2018: 8 Frauen). Diese gar nicht mehr so kleine Gruppe der älteren Frauen stellen einen höchst beratungsintensiven Teil der Bewohnerinnen dar.

Das Engagement für diese Frauen und immer mehr Kinder, die von Obdachlosigkeit betroffen sind, ist deshalb umso wichtiger, umso schwieriger die Zeiten werden. Die Ottobrunnerin Helene Nestler engagiert sich schon seit vielen Jahren für diese Frauen, war bereits unzählige Male als ehrenamtliche Helferin mit von der Partie, und hat nun vor bald vier Jahren das Projekt "Mammalade" aus der Taufe gehoben. Als Helene Nestler damals von einer Spedition hörte, die Obst mit Transportschäden bereitstellt, das sonst vernichtet wird, war die Idee für die »Mammalade« geboren. Das gespendete Obst wird von freiwilligen Einköchnerinnen derzeit im Seniorentreff Kaiserstiftung in Riemerling-Hohenbrunn zu Marmelade verarbeitet, diese wird verkauft, und der Erlös kommt obdachlosen Menschen wie den Frauen und Kindern von Karla 51 zugute.

Die köstlichen Fruchtaufstriche sind nicht nur ein echter Leckerbissen, sondern eignen sich auch hervorragend als Weihnachtsgeschenk oder als Mitbringsel. Mit dem eingenommenen Geld habe man in den letzten Jahren die Zimmer im Karla 51 ansprechender ausgestattet, kocht einmal im Monat für die Frauen oder stelle Hygieneartikel zur Verfügung, zählt Helene Nestler auf.

Die Gründe für die Obdachlosigkeit sind mannigfaltig: Nach der Trennung vom Partner können die betroffenen Frauen die Miete nicht mehr bezahlen, sie flüchten aus gewalttätigen Partnerschaften oder finden als alleinerziehende Mütter keine Wohnung. Ganz egal aus welchen Gründen diese Frauen in Not sind, Helene Nestler und ihre Mitstreiterinnen wollen helfen, diesen Frauen wieder ein wenig Hoffnung und vor allem ihre Würde zurückzugeben. "Vielen dieser Frauen sieht man nicht an, dass sie obdachlos sind. Sie legen viel Wert darauf, sauber und ordentlich gekleidet und soweit das möglich ist, gepflegt zu sein", berichtet Helene Nestler weiter. Aus den Spenden für das Karla 51 werden auch immer wieder begehrte Hygieneprodukte für die Frauen gekauft. Zu Weihnachten sollen zudem alle Frauen ein Paket bekommen.

Eine stolze Aufgabe, gilt es doch immerhin 70 Frauen und 15 Kinder zu beschenken. Idealerweise wird der Karton mit haltbaren kulinarischen Köstlichkeiten und auch gerne mit ein paar warmen Socken oder Handschuhen bestückt. Besonders schön wären auch: Kaffee (idealerweise Nescafé, da die Frauen oftmals keine Kaffeemaschine besitzen, Tee, nicht kühlpflichtige Köstlichkeiten wie haltbarer Schinken, Salami am Stück, Wurst im Glas, Lebkuchen, Schokolade, Plätzchen, kleine Stollen – einfach alles, was lecker und haltbar ist.

"Besonders freuen sich die Frauen, wenn es auch Kosmetik wie Gesichts- oder Handcreme, ein duftendes Duschgel oder eine Bodylotion enthält. Für die Frauen im Karla 51 sind diese Artikel reiner Luxus, weil sie sich selber so etwas nicht kaufen können. Es tut gut, sich ein wenig zu pflegen und sorgt für ganz besondere Freude bei den Beschenkten", weiß Helene Nestler zu berichten. Für ihr nachhaltiges Engagement wurde Helene Nestler übrigens in diesem Jahr mit dem Katharina von Bora-Preis ausgezeichnet.

Wer sich bei dem Projekt engagieren, Mammalade in größen Mengen kaufen oder weiter Infos haben möchte, kann sich direkt an Helene Nestler unter der E-Mail helene.nestler@mammaladefuerkarla.de wenden.

Helfen kann man übrigens auch, in dem man ganz einfach die köstliche Mammalade kauft, die es unter anderem in den Filialen der Bäckerei Neulinger in der Wörthstraße 17, am Gotzinger Platz 48, in der Volkartstraße 11, in der Volkartstraße 48 und in der Adlzreiterstr. 21 in München gibt. hw

Artikel vom 02.12.2020
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