Handeln statt Reden!

Lokale Akteure der Energiewende stellen sich vor

Hans Zäuner leitet die derzeit einizige Windkraftanlage in Bruck: „2025 wird es nicht mehr das einzige Windrad im Landkreis sein“, gibt er sich zuversichtlich. Foto: Privat

Hans Zäuner leitet die derzeit einizige Windkraftanlage in Bruck: „2025 wird es nicht mehr das einzige Windrad im Landkreis sein“, gibt er sich zuversichtlich. Foto: Privat

Grafing · Die Energiewende hat mit ihrer Idee einer dezentralen Energieversorgung einen Innovationsschub ausgelöst. Überall wird daran gearbeitet, dass Energie dort erzeugt wird, wo sie benötigt wird. Mit der dezentralen Energieversorgung demokratisiert sich auch ihre Erzeugung und geht immer stärker in Bürgerhand über.

Wie kommunale und regionale mittelständische Unternehmen die Energiewende voranbringen und wieso ihnen das vielleicht besser gelingt als den großen Konzernen, das ist Thema des Fachgesprächs Energiewende am Montag, 30. November, um 19 Uhr.

„Eigentlich war dieses Fachgespräch als Präsenzveranstaltung in der Stadthalle Grafing geplant“, sagt Bärbel Zankl von der Energieagentur Ebersberg-München, die das Fachgespräch organisiert und moderiert. Doch wegen der aktuellen Corona-Situation muss die Veranstaltung auf das Internet ausweichen. „Für uns kein Problem, denn wir haben bereits einige Erfahrungen in diesem Jahr sammeln können. Trotzdem ist es schade, dass wir nicht live vor Ort in Grafing sein können – immerhin ist die Stadt Dreh- und Angelpunkt des Fachgesprächs.“

Das liegt nicht nur an der Firma Rothmoser, deren Vorfahren bereits seit 1899 die Stadt Grafing mit Ökostrom aus Wasserkraft versorgen und die nun beim Fachgespräch zeigen wird, wie sich die Energiewende in der Region weiter forcieren lässt, sondern auch am Engagement der Stadt Grafing selbst: „Wir wollen in Zukunft nicht nur alle möglichen öffentlichen Gebäude mit PV-Anlagen ausstatten und unseren Eigenverbrauch damit decken, sondern auch unsere Gebäude energetisch optimieren“, sagt Christian Bauer, Erster Bürgermeister der Stadt Grafing. Um die Grafinger Bürger, Vereine und Unternehmen mitzunehmen, gibt es zudem ein eigenes, kommunales Förderprogramm für energetische Gebäudesanierung.

Diese Bemühungen der Stadt treffen wiederum auf fruchtbaren Boden in der Bürgerschaft. So sind unter anderem die Eigenheimer Grafing und Umgebung e.V. sowie die Eigenheimervereinigung Ebersberg, die auf lokaler Ebene die Interessen von Haus- und Grundbesitzerinnen und -besitzern vertreten, erneuerbaren Energien und der energetischen Sanierung gegenüber sehr aufgeschlossen. Das zeigt sich unter anderem in einer regelmäßigen Kooperation bei Fachgesprächen der Energieagentur Ebersberg-München.

Einen ebenfalls regionalen, aber über die Stadt Grafing hinausgehenden Ansatz zur Energiewende wird das EBERwerk vorstellen. Das Unternehmen, das von 19 Gemeinden des Landkreises Ebersberg getragen wird, hat in den letzten zwei Jahren bereits einige Großprojekte umgesetzt, wie etwa eine 1,5 Megawatt starke PV-Anlage auf einer Industriehalle in Poing. Hinter dem Engagement in Sachen Energiewende steckt bei allen Beteiligten nicht nur der Wunsch nach einer Stärkung der regionalen Wertschöpfung, sondern auch die Überzeugung, dass nur eine grüne Energieversorgung zukunftsfähig ist.

Gestützt werden sie dabei auch von denen, die sich intensiv mit dem Klimawandel und seinen Folgen beschäftigen: „Die von der Wissenschaft seit Jahrzehnten vorhergesagten Folgen des ungebremsten CO2-Ausstoßes werden immer offensichtlicher und werden die Menschheit noch für Generationen beschäftigen“, sagt Björn Walz. Für den Diplom-Geografen und Wetterexperten ist nach 35 Jahren Wetteraufzeichnung im Landkreis klar, dass die Energieversorgung ohne den Verbrauch fossiler Brennstoffe gewährleistet werden muss: „Das wird ohne einen massiven Ausbau erneuerbarer Energien und Speichersysteme, auch im Landkreis, nicht möglich sein“, sagt er.

Doch die Energiewende gelingt nicht ohne die Bürger, wie Landrat Robert Niedergesäß zu bedenken gibt: „Die aktive Teilhabe der Landkreisbevölkerung am Wissenstransfer sowie die daraus folgende Diskussion sind der Schlüssel, um die Bürgerinnen und Bürger bei dieser Aufgabe mitzunehmen und unsere Klimaziele bis 2030 schrittweise konsequent zu realisieren.“ „Die Zeit drängt. Das Klimaziel 2030 ist nicht nur eine selbstauferlegte Aufgabe des Landkreises, sondern auch als Baustein im Gefüge der weltweiten CO₂-Emissionen und ihrer Reduzierung absolut notwendig“, so Lisa Rütgers, neue Klimaschutzmanagerin des Landkreises Ebersberg, die sich und ihre Aufgaben beim Fachgespräch vorstellen wird.

Welche Hürden es bis dahin zu meistern gilt, wie die Energiewende trotz einer zögerlichen Klimapolitik der Bundesregierung gelingen kann und welche Ideen die Landkreisbewohner für eine gelungene und zukunftsfähige Energiepolitik haben, soll im letzten Teil des Fachgesprächs diskutiert werden, erklärt Bärbel Zankl: „Ich freue mich auf eine rege Diskussion und die Kreativität und den Erfahrungsschatz aller Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Mit Mut und Entschlossenheit können wir auch die größte Hürde meistern – und das ist und bleibt die Klimakrise.“

Das Fachgespräch Energiewende findet am 30. November um 19 Uhr online statt. Es ist offen für alle Interessierten. Die Teilnahme ist kostenlos. Die Anmeldung und weitere Informationen finden Sie auf www.energieagentur-ebe-m.de/themen/termine

Artikel vom 27.11.2020
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