„Fahr' ma hoam ... in Gott's Nam'.“

Hans Killi ist 85-jährig verstorben: Ein Nachruf von Franz Frey

Hans Killi. Foto: Privat

Hans Killi. Foto: Privat

Kirchseeon · Am vergangenen Samstag wurde der durch zahlreiche Auftritte im südlichen Landkreis bekannte Mundartsprecher Hans Killi auf dem Friedhof in Kirchseeon beerdigt.

Zu der Gemeinschaft der Trauernden um die Witwe und die Tochter gesellten sich unter Corona-Bedingungen ehemalige Kollegen ihres freundlich-souveränen Postler-Chefs von Grafing sowie der Ebersberger Freundeskreis des Verstorbenen und Vertreter des Fördervereins des Museums der Stadt Grafing.

Killi hatte sich in seinem beruflichen Werdegang mit seiner aufrechten herzlichen Art wiederholt mit sturen Bürokraten und höhergestellten Gschafftlern auseinanderzusetzen. Stolz war er auf eine schriftliche Anerkennung seiner Arbeit durch den Postminister v.Schwarz-Schilling. Die Postkunden erlebten den Amtsleiter während der 15 Jahre stets freundlich und kundenorientiert. Wenn nötig, erwies er sich auch als erfolgreicher flexibler Organisator, etwa wenn trotz Ausfall der Postzustellungsautos die pünktliche Auslieferung der Weihnachtspost zu bewältigen war. Seit den 80er Jahren entwickelte er sich zu einer allseits geschätzten Persönlichkeit in Grafing. In seiner Freizeit engagierte sich der Hoagaschtsprecher mit der einnehmenden Stimme und seinem gepflegten Bayerisch als Gestalter eindrucksvoller Veranstaltungen.

Der damalige Museumsleiter Georg Weilnböck konnte dieses Talent für Grafing gewinnen. Unter seiner Nachfolgerin Fr. Dr. R. Acker wurde dann der Kontakt zu Killi über viele Jahre intensiviert. Dessen sicheres Wissen über das bayerische Brauchtum hat so zahlreichen Zuhörern eindrucksvolle Stunden vermittelt. Neben diesen interessierten Zuhörern im Museum in Grafing erlebten die Eisenbahner in Kirchseeon den engagierten Sprecher, der sich sogar die Zeit nahm, um hochdeutsche aussagekräftige Texte ins Bayerische zu übertragen, - eine Mordsarbeit!

Beim Hans fühlte man sich wohl. Und wenn er zu einer „staaden Stund“ in der hektischen Vorweihnachtszeit einlud, fanden sich die Anwesenden zu einer eingeschworenen Gemeinschaft zusammen. Musikgruppen aus seinem großen Freundeskreis, mit denen er sich jahrzehntelang verbunden fühlte, band er gekonnt in seine Programmfolge mit ein. Dankbare Anerkennung war stets gewiss. Erst als in den letzten Jahren ihn schwere Krankheiten schwächten, nahm er Abschied von diesen vorbereitungsintensiven stets gelungenen Auftritten.

Seine Stimme wird gerade in der jetzt beginnenden Adventszeit fehlen. Hans Killi blieb sich stets treu in seinem Anspruch auf qualitätvolle Unterhaltung und Anregung zum Nachdenken. So verwundert auch nicht, dass er seinen Mitmenschen Kraft vermitteln wollte durch seine ernsthafte Hinterfragung der christlichen Botschaft: Den Schwachen, den Hilfsbedürftigen, den Ausgenutzten und den Bescheidenen – also den Hirten in der. Weihnachtskrippe – galt seine Zuwendung.

Der Mensch und nicht die Menschenordnung, gar die Hierarchie, stand im Zentrum seiner Betrachtungen. Dass er sich dazu auch mit unabhängigen Denkern und Interpreten der christliche Lehre besser verstand, das stärkte seine Glaubwürdigkeit. Wie litt er etwa über die Schmach, die der Verfasser des inzwischen weltbekannten Lieds „Stille Nacht“ im Salzburgischen durch seine engstirnigen geistlichen Vorgesetzten damals durchleiden musste! Auch heute noch kann uns Hans Killi durch sein immerwährendes Eintreten für ein respektvolles Miteinander ein Vorbild sein. Er hat seinen Mitmenschen vorgelebt, wie und wo man unverfälschte Heimat finden kann.

Er wünschte sich, als seine Lebenskraft schon spürbar nachließ, einen gnädigen schmerzlosen Tod. Unerwartet schnell ging dieser letzte Wunsch am 4.November in Erfüllung. Er ruhe in Frieden und, wenn möglich, verdienterweise in einem bayerischen Himmel: „Fahr' ma hoam ... in Gott's Nam'.“

Franz Frey, ehemaliger 1. Vorsitzender des Fördervereins des Museums der Stadt Grafing

Artikel vom 28.11.2020
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