Teures Mammutprojekt

Ausbau der Bahnlinie von Markt Schwaben bis Mühldorf

Geradezu idyllisch: Die Bahnlinie von Markt Schwaben durch den Kreis Erding Richtung Mühldorf stammt noch aus der Dampflokzeit. Foto: kw

Geradezu idyllisch: Die Bahnlinie von Markt Schwaben durch den Kreis Erding Richtung Mühldorf stammt noch aus der Dampflokzeit. Foto: kw

Markt Schwaben/Dorfen · Erstmals gibt es eine wage Zeitvorstellung, was den Ausbau der Bahnlinie von Markt Schwaben nach Mühldorf angeht: In fünf Jahren könnte mit viel Glück Baubeginn sein. Es war schon immer ein Mammutprojekt, an dem sich unter anderem der Bundestagsabgeordnete Ewald Schurer (SPD) aufgearbeitet hat.

Sein plötzlicher Tod hat in der Region auch diesbezüglich eine Lücke hinterlassen, in die jetzt langsam Andreas Lenz (CSU) hinein findet. Er organisierte jetzt mal ein Treffen der Bürgermeister der Gemeinden an der Bahnlinie nach Mühldorf, die seit Jahren schon erstens elektrifiziert und zweitens zweigleisig ausgebaut werden soll. Die Strecke ist aus der Dampflokzeit, und genau diese Zeit ist vom Ausbauzustand wie übrigens auch von der Signaltechnik – Modellbahnfreunde kennen die „Epoche III“ – stehen geblieben, wenn die Diesellokomotiven mit ihren Wagen hinten dran auf dem Bahndamm dahin fahren. Immerhin: Es gibt jetzt eine Art Zeitplan. Es sollen Planfeststellungsabschnitte gebildet werden. Die unkomplizierteren sollen zuerst kommen, damit wenigstens schon mal angefangen werden kann.

Die Investitionssumme wird nach Milliarden bemessen, weil derart viel Brücken neu gebaut werden müssen, Bahnübergänge müssen ertüchtigt, Haltepunkte komplett neu konzipiert werden. Der Lärmschutz spielt eine gewaltige Rolle, und der ist wiederum eine der vielen noch völlig ungeklärten Fragen. Und so gibt es eine erste und noch ganz vorsichtige Zeitvorstellung: Spatenstich im ersten Planfeststellungsabschnitt vielleicht in fünf Jahren. In Dorfen, wo die Vorstellungen über die Art der Linienführung wesentlich weiter reichen bis hin zu einer Tieferlegung des gesamten Gleiskörpers, ist nach vorliegenden Informationen nicht so schnell mit konkreten Plänen zu rechnen, weshalb dieser Streckenabschnitt in einen späteren Planfeststellungsabschnitt fällt. Allein bei diesem Treffen der Bürgermeister mit den Vertretern der Bahn wurde deutlich, dass die genannten fünf Jahre sehr sportlich sind. Die Liste der Einwendungen ist lang, die der offenen Fragen auch. Beispiel: Im Verlauf der Strecke sind viele Bahnübergänge, die zur Dampflokzeit noch ganz gut ausgereicht haben von den Sicherheitsanforderungen her, aber mit den schnelleren und leiseren Zügen, die hier eingesetzt werden sollen, aber ganz sicher nicht mehr.

Die Bahn will sie „auflassen“, sprich: Dicht machen. Da sträuben sich die Kommunen aber dagegen, denn natürlich haben sich die Menschen daran gewöhnt, dass man hier die Bahn überqueren kann. Und diese Kommunen schließen sich zusammen, um die Schließung zu verhindern. Ein ganz eigenes Thema ist der Lärmschutz. Wenn hohe Wände entlang der Strecke aufgebaut werden ist das ein Eingriff ins Landschaftsbild, der so teuer wie hässlich ist. Getestet werden 30 Zentimeter hohe Lärmschutzmaßnahmen, die gerade mal den Radbereich der Züge – Hauptlärmquelle – abdecken. Nur: Über die Wirksamkeit liegen, wie bei diesem Treffen klar wurde, noch keine gesicherten Erkenntnisse vor.

Nächster Punkt: Die Brücken. Überquert eine Straße die Bahn muss die Brücke länger werden, das bedeutet zwingend: Abriss und Neubau. Bloß: Wer zahlt? Immerhin gibt es hier eine Entscheidung: Die Bahn veranlasst die Baumaßnahme, also ist sie in der Pflicht. So entschieden bei einem Abriss einer Brücke bei Ottenhofen, wo Presseberichten zufolge der Bau einer Ersatzstraße parallel zur Bahn billiger wird als der Brückenneubau. Alles das muss Hand in Hand gehen: Bahn, alle Kommunen, alle Straßenbaulastträger von Bund über Freistaat, Landkreis bis wieder zu den Kommunen, Wasserwirtschaftsämter, alle müssen sich hier verständigen. Schon verwaltungstechnisch ist das eine Aufgabe von Rang. Es wird spannend. kw

Artikel vom 06.11.2020
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