Wieder geschlossen

Wie das Pelkovenschlössl mit dem Lockdown und der Pandemie umgeht

Die Geschäftsleiterin des Pelkovenschlössls, Julia Schönfeld-Knor, im Interview mit dem Moosacher Anzeiger. Foto: Angelika Wagener

Die Geschäftsleiterin des Pelkovenschlössls, Julia Schönfeld-Knor, im Interview mit dem Moosacher Anzeiger. Foto: Angelika Wagener

Moosach · Und wieder heißt es: Die Kulturhäuser müssen schließen. Doch während des Lockdowns hat das Pelkovenschlössl nie „still gestanden“. Geschäfstführerin des Kultur- und Bürgerhauses Pelkovenschlössl Julia Schönfeld-Knor resümiert die Herausforderungen, aber auch die kreativen Lösungen des Kulturhauses in Zeiten von Corona.

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Aus der Not kommt die Kreativität. Mit einer Lesung von Autor Su Turhan in Kooperation mit Blattgold ging das allererste Livestreaming Mitte März los. Unter „MooShow Spezial – Live aus dem Pelkovenschlössl“ wechselten sich in der Folge viele Künstler aus unterschiedlichen Bereichen ab und auf dem Programm standen unter anderem Lesungen, Musik, Theater, Poetry Slam, virtuelle ImproShows und Zaubershows. "Über viele Wochen haben wir täglich gestreamt, begleitet von Clips zur Unterstützung von Moosacher gastronomischen Betrieben. Nach mehreren Wochen mit täglichen Streamings und zwischenzeitlich einhergegangenen Lockerungen haben wir auf dreimal wöchentlich umgestellt und diesen Rhythmus bis zu den Pfingstferien beibehalten", so die Moosacherin. Neben dem digitalem Angebot erfreute sich zudem das Hofsingen (Fenstersingen) als analoge Variante. An verschiedenen Stellen in Moosach traten Künstlerinnen auf und erfreuten ein Publikum an den Fenstern und Balkonen.

Viele positive Rückmeldungen

"Allmählich konnten wir auch Teile unseres bereits geplanten Programms mit Livestreams präsentieren, wie beispielsweise einen Vortrag vom Geschichtsverein Moosach. Aus unserem Kursprogramm haben sich beispielsweise Sprachkurse und die Fotogruppe vorgestellt. Ein Newsletter mit Tipps und Anregungen, insbesondere aus dem Kursteil, hat unsere Schlösslfreundinnen und -freunde über viele Wochen begleitet und dem Schlössl viele positive Rückmeldungen in dieser außergewöhnlichen Zeit beschert", erinnert sie sich.

"Das Kinderferienprogramm in den Pfingstferien haben wir zusammen mit der Kinder- und Jugendfreizeitstätte Boomerang angeboten. Ein tolles Angebot insbesondere für die Kindergartenkinder hat sich AWO KiTZ in Kooperation mit dem Pelkovenschlössl und dem Schauspieler Sven Hussock ausgedacht und das Moosacher Kinderradio innerhalb kürzester Zeit realisiert", erzählt sie weiter. Während des ersten Lockdowns konnten sich die jungen Hörer täglich auf einen neuen Beitrag freuen, der als Podcast über die Schlössl-Internetseite abrufbar war. Dann wurden wöchentlich drei Beiträge ins Internet gestellt und seit den Sommerferien gibt es jede Woche zwei neue Folgen mit Spielen, Musik, Experimenten, der philosophischen Ecke und vielem mehr.

Nach den Pfingstferien ging es dann nach draußen vor das Pelkovenschlössl und die Veranstaltungen innerhalb des „Kultur-Sommers Moosach“ starteten Corona-konform mit Unterstützung des Stadtteilbudgets des Bezirksausschusses durch. "Dabei galt es wieder, sämtliche Corona-Auflagen zu erfüllen und die Einhaltung aller Vorgaben von den Schlössl-Besuchern zu überwachen", resümiert Schönfeld-Knor. Auf dem Programm standen das Gartentheater „Cyrano“, das Tanztheater „Die dumme Augustine“ und die Mittelalter-Serenade und Bankett mit jeweils mehreren Vorstellungen. "Eine Wohnzimmerkonzert-Reihe ging auf der Wiese vorm Schlössl an den Start und lockte ebenfalls viele Zuschauer in den Barockgarten. Die Leute haben unsere Programme sehr gut angenommen und wir wurden für das Sommerprogramm dankenswerter auch vom Bezirksausschuss unterstützt", freut sie sich. Es hat sich auch eine kreative Lösung gefunden, aus der Moosacher Musiknacht am 12. September einen Moosacher Musiknach(t)mittag zu kreieren und ein großes und begeistertes Publikum erfreute sich an zehn Plätzen im Freien, in zwei Kirchen und einem Kinderprogramm.

Eine kreative Lösung des Corona-Problems waren auch die "Pizzagubes": Ein ehemaliger Pizzaladen in der Baubergerstraße wird von kreativen Menschen für unterschiedliche Zwecke genutzt. Monatlich wechseln die Ausstellungen in den großen Fenstern, die Passanten zum Verweilen und Betrachten von außen einladen. "Zudem wurde die Aktion mit drei Moosacher Straßenklavieren im September genehmigt und konnte mit drei Klavieren im Freien an drei Orten in Moosach durchgeführt werden", erzählt sie.

Das Pelkovenschlössl hatte das Kulturprogramm im September, soweit es ging, meistens im Freien vor dem Schlössl stattfinden lassen, um Corona „keine Chance“ zu geben. Die Veranstaltungen im Freien seien in der Regel ebenfalls sehr zahlreich besucht gewesen und so seien auch beispielsweise beide Aufführungen der Mittelalter-Serenade mit Bankett im August ausverkauft gewesen. Aufgrund der Witterungsbedingungen fand das Programm vor dem zweiten Lockdown wieder im Haus unter den gültigen Hygieneauflagen statt. Wegen der limitierten Zuschauerzahlen wurden hier auch Doppelveranstaltungen durchgeführt, also zweimal hintereinander vor einem jeweils wechselnden Publikum.

Der Großteil des Kursprogramms lief zwischenzeitlich wieder unter strengen Corona-Richtlinien. Bis dann wieder im November Schluss damit sein musste. Die Pandemie verlangt alle Nerven und Ressourcen. Auch das Schlössl muss Spontanität beweisen. "Wir mussten bei dem Lockdown wieder sofort unsere geplanten 'analogen' Kulturveranstaltungen absagen und Alternativen wie digitale Angebote anbieten. Auf alle Fälle stellen wir wieder den Moosacher Wunschbaum auf, über den viele Wünsche von Moosacher Bürgern - jung und alt – in Erfüllung gehen werden." Einer der vielen Wünsche wird bestimmt lauten: Lass die Pandemie vorbei sein. dm

Artikel vom 06.11.2020
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