Plädoyer für einen naturbelassenen Garten oder den Rechen

Wenn im Herbst die Blätter fallen

Wenn im Herbst die Blätter fallen, rät der Bund Naturschutz zu Harke und Rechen. Foto: hw

Wenn im Herbst die Blätter fallen, rät der Bund Naturschutz zu Harke und Rechen. Foto: hw

München/Landkreise · Kaum fällt das Herbstlaub, lärmen sie wieder in Park und Garten: die Laubsauger oder -bläser. Doch dieses "Gartengerät" schädigt Umwelt und Gesundheit und stört den Naturhaushalt. Durch den Schallpegel von über 100 Dezibel – das ist ungefähr so laut wie ein Presslufthammer – werden vor allem die Nachbarn belästigt und die Gesundheit der Benutzer geschädigt. Denn schon ab einem Lärmpegel von 85 Dezibel kann es bei Dauerbelastungen zu Hörschäden kommen, sorgt sich Stefan König, 1. Vorsitzender des Bund Naturschutz in Unterhaching.

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Aber das ist nicht alles: Laubsauger und -bläser, die von einem Verbrennungsmotor angetrieben werden, stoßen darüber hinaus gesundheitsschädliche Abgase wie Kohlenwasserstoffe, Stickoxide und Kohlenmonoxid aus. Alle, auch die elektrischen Geräte, beeinträchtigen die Bodenbiologie gravierend. Die lauten Ordnungshalter saugen mit den welken Blättern auch Kleintiere wie Spinnen und Insekten auf, häckseln und töten sie dabei. Außerdem zerstören sie Pflanzensamen. Da die abgesaugten oder mit einer Luftgeschwindigkeit von bis zu 220 km/h weggeblasenen Blätter und Äste nicht mehr auf dem Boden verrotten, wird die Humus- und Nährstoffbildung behindert.

Die am Boden lebenden Kleintiere wie Würmer, Insekten, Spinnen und Kleinsäuger verlieren Nahrung und Lebensraum, der Boden wird der Deck-Schicht beraubt, die ihn vor Austrocknung und bei extremer Kälte schützt. Der Bund Naturschutz Unterhaching empfiehlt, zu Rechen und Harke zu greifen, die ganz ohne schädliche Emissionen auskommen. Das welke Laub sollte auf Beete und unter Gehölze verteilt werden, wo es während des Winters langsam verrottet, Boden und Kleintieren als Schutz dient und im Frühjahr als natürlicher Dünger in den Boden eingearbeitet werden kann. Oder man recht das Laub zu Haufen auf. Das freut den Igel ebenso wie Schmetterlingslarven, Glühwürmchen, Marienkäfer, Molche und Falter, die hier über den Winter Unterschlupf finden.

Wenn das Laub staubt: Um die Luft in den Vorstädten ist es nicht immer gut bestellt. Feinstaub und Stickoxide vor allem aus dem Straßenverkehr belasten unsere Atemluft. Laubbläser verschlimmern die Situation noch zusätzlich, denn beim Einsatz auf Wiesen und Gehwegen werden Mikroben, Pilzsporen, Unrat und Tierkot aufgewirbelt und fein in der Luft verteilt. Auch der vom Abrieb der Reifen und Bremsen stammende Feinstaub sowie Dieselruß, der sich bereits am Boden abgesetzt hatte, wird erneut aufgewirbelt, so dass er eingeatmet werden kann.

Die Unterhachinger Naturschützer haben nachgefragt: Untersuchungen des Umweltmedizinischen Informationsdienstes des Umweltbundesamtes haben bereits im Jahr 2002 ergeben, dass es beim Betrieb eines Laubbläsers zu einer gesundheitlich bedenklichen Erhöhung der Luftkeimgehalte in der näheren Umgebung kommen kann. Eine Studie der Technischen Universität Graz aus dem Jahr 2013 zeigt, dass beim Einsatz eines Laubbläsers auf Wegen oder Straßen sechs- bis zehnmal so viel Feinstaub aufgewirbelt wird wie beim Einsatz eines Besens.

Diese aufgewirbelten Feinstäube verschlechtern die Qualität der Stadtluft zusätzlich zu den bereits bestehenden Belastungen. Hinzu kommen bei benzinbetriebenen Geräten deren Abgase und eine erhebliche Lärmbelastung.

Alle Geräte schädigen bodennah lebende Kleinlebewesen. Deshalb rät selbst das Umweltbundesamt vom Einsatz der Geräte ab. Rechen und Besen sind eine wirkliche Alternative. Anders als oft behauptet, wäre der Mehraufwand selbst für eine Kommune vertretbar.

Artikel vom 31.10.2020
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