Tierschützer schlagen am Münchner Hauptbahnhof Alarm

München · Taubenschlag soll zu bleiben

Stadttauben am Münchner Hauptbahnhof haben kein Zuhause mehr. Foto: Manfred Richter/CCO

Stadttauben am Münchner Hauptbahnhof haben kein Zuhause mehr. Foto: Manfred Richter/CCO

München · Die Deutsche Bahn hat den Taubenschlag auf dem Hauptbahnhof angeblich unangekündigt geschlossen und mit einem Vorhängeschloss gesichert. Problem, die Taubenhilfe München kann die zirka 600 Tiere nun nicht mehr versorgen und befürchtet deshalb, dass die meisten Vögel in den nächsten Tagen sterben könnten.

Laut der Taubenhilfe München sei dieses Vorgehen gegen die Abmachung mit den Bahnvertretern und verstoße gegen das Augsburger Modell, das Vorbild für die Münchner Regelung, nach dem man mit und gegen Tauben arbeite: Sie werden gefüttert, mit Wasser versorgt und ihre Eier werden gegen Nachbildungen aus Plastik ausgetauscht.

Wegen der Umbauarbeiten des Münchner Hauptbahnhofes wird ein Gebäude abgerissen, auf dem ein betreuter Taubenschlag stand, der half, die Population der Tauben am Münchner Hauptbahnhof zu verringern. Obwohl der Schlag viel zu klein war, wurden in den letzten Jahren dort hunderte von Eiern ausgetauscht, dem Bahnhof wurden also hunderte von Tauben erspart. Außerdem bot der Schlag den ortsansässigen Tauben ein Obdach, sie fanden dort Futter und störten bei ihrer Nahrungssuche somit keine Passanten mehr. Zudem konnte ihr Kot an Ort und Stelle regelmäßig entfernt werden.

"Der Taubenschlag wurde vor drei Wochen entfernt. Da man sich der Problematik bewusst war, dass nun hunderte von Tauben ihr Zuhause und ihre Futterstelle verlieren, erwirkten der Tierschutzverein München und der Taubenbeauftragte der Stadt eine Ausnahmegenehmigung, zur weiteren Fütterung der Tauben auf dem Dach bis zum Abriss des Gebäudes. Bis dahin - so die Hoffnung - sollte der sich bereits im Bau befindliche Ersatzschlag stehen, und man könnte übergangslos beginnen, die Tauben umzusiedeln. Denn Tauben sind standorttreu, sie fliegen nicht weg und suchen nach Futter, wenn sie jahrelang einen Futterplatz hatten.

"Nun hat die Deutsche Bahn in München - gegen jede Absprache - den Zugang zum Futterplatz verschließen lassen. Trotz mehrfacher Aufforderung des Tierschutzvereins und aller involvierter Personen weigert sich die Bahn, das Schloss zu entfernen und die vereinbarte Fütterung zu ermöglichen", so Sabine Ruch vom Verein Stadttauben Schweiz, die ihre Kollegen in München unterstützt.

"Die ersten Tauben sind bereits verhungert, täglich finden die Münchner Tierschutzorganisationen am Gebäude tote oder ausgemergelte Tauben. Im Gebäude selbst befindet sich ein Coffee-Shop, noch voll im Betrieb, laut deren Aussage, wird das Gebäude noch ein bis zwei Jahre stehen. Sowieso ist im gesamten Gebäude noch ein reges Kommen und Gehen, der einzig abgesperrte Bereich ist der Zugang zum zugesagten Fütterungsplatz", so Sabine Ruch weiter, die in einem Schreiben an Klaus-Dieter Josel, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für den Freistaat Bayern fordert: Veranlassen Sie bitte sofort, dass die vielen hundert hungernden Tauben dort sofort wieder, wie mit der Stadt und dem Tierschutzverein vereinbart, gefüttert werden können. Falls der Abriss wirklich kurz bevorstehen sollte, was schwer vorstellbar ist bei einem Haus mit viel Personenverkehr und einem laufenden Coffeeshop-Betrieb, sorgen Sie für eine Übergangslösung bzw. für eine lösungsorientierte Gesprächsbereitschaft der Deutschen Bahn mit den Beteiligten der Taubenhilfe München und oder Tierschutzverein München.

Eine Strafanzeige gegen die Deutsche Bahn AG wegen Verstoß gegen das Tierschutzgesetz von einer ehrenamtlichen Taubenfreundin aus München läge bereits vor und der Tierschutzbeauftragte im Bezirksausschuss (BA) Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt, Arne Brach, Fraktionssprecher der Grünen, hätte bereits das Veterinäramt eingeschaltet. Laut weiteren Medienberichten komme für die Deutsche Bahn eine Wiedereröffnung nicht in Frage, da es angeblich kein Tauben-Massensterben gäbe, der Trakt in Kürze oben entkernt werde und der Taubenschlag zum Schluss das Funktionsprinzip der Geburtenkontrolle nicht mehr erfüllt hätte.

Artikel vom 13.10.2020
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