Verein hilft Dialysepatienten mit Krankheit zu leben Verein hilft Dialysepatienten mit Krankheit zu leben

Mehr als medizinische Hilfe

Dr.med. Th. Lehnert, neuer Vorstand B. Seemüller, und bisheriger Vorstand E. Stienen (v. li. n. re.)	Foto: pt

Dr.med. Th. Lehnert, neuer Vorstand B. Seemüller, und bisheriger Vorstand E. Stienen (v. li. n. re.) Foto: pt

München-Nord · Chronisches Nierenversagen – wer diese Diagnose gestellt bekommt, der ist fortan darauf angewiesen, dass seine Nierenfunktion von einer Maschine übernommen wird.

Hämodialyse oder kurz Dialyse, nennt sich das Verfahren, bei dem das Blut anstatt durch die Niere von einer speziellen Apparatur gereinigt wird. Drei mal pro Woche, jeweils vier Stunden muss ein Betroffener sich dieser Behandlung im Durchschnitt unterziehen.

Für die rund 50.000 Dialyse-Patienten in Deutschland bedeutet ihre Erkrankung deshalb nicht nur körperliche Beeinträchtigung, sondern auch eine erhebliche Einschränkung ihrer Freiheit. Die einzige Alternative zu dieser Behandlung besteht in der Transplantation einer Niere. Doch bis ein Spender-Organ zu Verfügung steht, dauert es in der Regel mindestens sechs Jahre.

Die 1975 gegründete »Interessengemeinschaft der Dialyse-Patienten und Nierentransplantierten in Bayern e.V.« hat es sich daher zur Aufgabe gemacht, Menschen, die von chronischem Nierenversagen betroffen sind, im Umgang mit ihrer Krankheit zu unterstützen. »Das Schlimmste ist, dass Dialyse-Patienten häufig völlig isoliert leben«, sagt Brigitte Seemüller, Vorsitzende der Münchner Regionalgruppe des Vereins. Die Betroffenen verbringen einen Großteil ihrer Freizeit auf der Dialyse-Station und sind körperlich eingeschränkt – ein aktives Gesellschaftsleben wird dadurch sehr erschwert.

Mit monatlichen Stammtischen, Fachvorträgen und der Veranstaltung von Grillfesten, Ausflügen und Reisen versucht der Verein deshalb, Betroffene zusammenzuführen und den Austausch untereinander zu fördern.

Daneben bietet die Interessengemeinschaft Beratung: Betroffene können sich hier Rat und Informationen holen, zum Beispiel wenn es um die Auswahl der geeigneten Dialyse-Praxis geht. »Um die Patienten dabei unterstützen zu können, arbeiten wir eng mit allen 26 Dialyse-Zentren zusammen, die es in und um München herum gibt«, so Seemüller. Eines davon ist das neu eröffnete Dialysezentrum München-Nord, das künftig die Dialyse-Patienten im Norden der Stadt versorgen soll.

Hier steht nicht nur die Dialyse auf höchstem technischen Niveau im Mittelpunkt, sondern gerade auch der Mensch. »Ich finde es besonders wichtig, dass die Patienten die Stunden in der Dialyse nutzen«, sagt Dr.med. Thomas Lehnert, Leiter des neuen Zentrums. Deshalb ist hier jedes Bett mit einem eigenen Fernseh- und Radiosystem und einem Internet-Anschluss ausgestattet.

Brigitte Seemüller ist, wie alle Mitglieder des Vereins, selbst betroffen: 12 Jahre lang war sie Dialyse-Patientin, seit sechs Jahren hat sie eine transplantierte Niere. Obwohl für sie damit das Schlimmste vorbei ist, hat sie vor zwei Wochen von Erich Stienen, ebenfalls einem Betroffenen, das Amt des Vereinsvorstands übernommen und ist gerne bereit, rund um die Uhr für die Patienten da zu sein: »Das ist ein kleines Dankeschön dafür, dass es mir jetzt so gut geht.« Der Verein berät jeden Mittwoch von 11 bis 15 Uhr persönlich in seiner Geschäftsstelle, Wundstr. 15, oder telefonisch unter Tel. 31 61 25 3. pt

Artikel vom 08.05.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...