Kämpfen lohnt sich

20 Jahre Brustkrebs Deutschland e.V. – Renate Haidinger im Gespräch

Das Team von Brustkrebs Deutschland e.V., (v. l.) Manuela Sturm, Renate Haidinger und und Ivana Slade bittet um Spenden für die wichtige Beratungsarbeit, die jährlich viele tausend Frauen in Anspruch nehmen. Foto: hw

Das Team von Brustkrebs Deutschland e.V., (v. l.) Manuela Sturm, Renate Haidinger und und Ivana Slade bittet um Spenden für die wichtige Beratungsarbeit, die jährlich viele tausend Frauen in Anspruch nehmen. Foto: hw

Landkreis/München · Corona ist in aller Munde. Die Vorsichtsmaßnahmen, die allerorten gelten beherrschen den Alltag, denn niemand möchte daran erkranken. Dabei wird in der Öffentlichkeit nicht selten außer Acht gelassen, dass es neben Corona noch viele weitere Erkrankungen gibt, die es gilt ernst zu nehmen. Jedes Jahr erkranken in Deutschland rund 70.000 Menschen an Brustkrebs, was viele nicht wissen, 1 Prozent davon sind Männer.

Dank der enormen Weiterentwicklung der medizinischen Möglichkeiten sind die Überlebenschancen heute so gut wie nie zuvor. Dabei gilt aber, Wissen ist alles, denn die richtigen Entscheidungen beeinflussen auch über den weiteren Verlauf der Krankheit. Hier steht der Verein Brustkrebs Deutschland e.V., gegründet von der Neubibergerin Renate Haidinger den Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite, auch und vor allem in Zeiten von Corona. Renate Haidinger hat selbst vor 20 Jahren die Diagnose bekommen und aus ihren Erfahrungen heraus den Verein gegründet.

„Es erwischte mich eiskalt. Ich startete gerade wieder voll durch im Beruf nachdem meine beiden Söhne aus dem Gröbsten heraus waren. Es war ein regulärer Kontrolltermin zur Vorsorge, bei dem meine Frauenärztin einen Knoten feststellte,“ so beschreibt Renate Haidinger die Konfrontation mit der Diagnose Brustkrebs. „Der sieht nicht gut aus…“ diese Worte der Ärztin im Jahr 2000 sind bis heute nicht verhallt, auch nach 20 Jahren nicht. Auf Mammografien folgten diverse OP-Termine gefolgt von Chemotherapien und jahrelanger antihormoneller Therapie. D

ieser Weg war für Renate Haidinger, wie für jede Betroffene, extrem fordernd, belastend, entmutigend und doch immer wieder von Hoffnung angetrieben. Zum Glück mit dem absoluten Rückhalt der Familie, im Speziellen ihres Ehemannes. „Jede dieser Stationen, inklusive aller Rückschläge, erforderte Entscheidungen von mir, die einfach getroffen werden mussten. Ich musste mich auf eine Mischung aus Bauchgefühl, ein wenig Wissen und das Vertrauen zu meinem Arzt verlassen.“ so beschreibt Renate Haidinger, inzwischen 62 Jahre alt, die Situation, als sie vor der Diagnose stand.

Aus dieser Erfahrung heraus hat sie bereits 2001 den Verein brustkrebs-muenchen e.V. aus der Taufe gehoben. Bei den Therapien sei sie auf viele Frauen gestoßen, die genau wie sie, weiteren Informationsbedarf hatten und das Bedürfnis, über die Krankheit in einem geschützten Rahmen miteinander zu sprechen. »Natürlich informieren die Ärzte einen über die Krankheit und die Therapien, aber oft ist man erst einmal so mit sich und seinen Ängsten beschäftigt, dass man auch nach den Beratungen immer noch viele Fragen und Ängste hat«, erinnert sich Renate Haidinger gut.

Sie informierte sich im Internet, sprach mit vielen Ärzten und begann ihre Arbeit mit einer Telefonhotline, in der sich Frauen zweimal die Woche beraten lassen konnten.

Diese Hotline, erinnert sie sich lebhaft, hat sie damals noch mangels anderer Möglichkeiten von Zuhause aus durchgeführt. »Die Nachfrage nach Beratung ist schier explodiert«, erinnert sie sich. Schnell hatte sich ihr Angebot rumgesprochen.

So wurde 2003 der Verein Brustkrebs-Deutschland e.V. gegründet, um auch Frauen zu helfen, die nicht aus München und der Umgebung stammen. Letzterer hilft unter dem Motto „Prognose Leben“ bzw. „Prognose Lebensqualität“, Betroffenen mit umfassenden Informationen zu Prävention und Früherkennung, aktuellen Therapiemöglichkeiten, organisiert Veranstaltungen, Aktionen, Kooperationen oder berät mit einfachen Alltagstipps, die das Leben in dieser Zeit erleichtern können. Eine der wichtigsten Ratschläge, die sie an die betroffenen Frauen weitergibt ist der Hinweis, sich für seine Behandlung an ein zertifiziertes Brustkrebszentrum zu wenden, da man hier mit einem ausgefeilteren Angebot an Behandlungsmöglichkeiten rechnen kann.

Für ihren Verein konnte sie einen hochkarätigen, ehrenamtlichen Beirat gewinnen, dem über 40 führende Spezialisten aus den Bereichen der Grundlagenforschung, Diagnostik, Pathologie, Operation, Bestrahlung, Systemtherapie, Endokrinologie/Knochengesundheit, Physikalische Medizin, Psycho-Onkologie, genetischer und familiärer Brustkrebs angehören.

Zusätzlich führte Renate Haidinger eine wöchentliche, kostenlose ärztliche Telefonsprechstunde ein (Tel: 0800 0117 112, immer montags von 17.30 bis 19.00 Uhr), mit wechselnden Experten aus dem Beirat. Unterstützt wurde der Verein von Anfang an auch von prominenten Botschafterinnen, u.a. Christina Stürmer, Patricia Kelly, Maggie Reilly und Heidrun Gärtner,… Sie selbst besucht Ärztefortbildungen, um immer auf dem neuesten Stand der Therapiemöglichkeiten zu sein, damit sie den betroffenen Frauen so gut wie möglich mit Rat und Tat zur Seite stehen kann. Um das neueste Wissen rund um das Thema Brustkrebs möglichst vielen Frauen zugänglich zu machen gibt es seit einigen Jahren auch www.brustkrebsdeutschland.tv.

Hier können sich Patientinnen Live-Interviews mit Fachärzten und Spezialisten ansehen, die zu bestimmten Themen von Renate Haidinger interviewt wurden. Zu den zahlreichen Projekten von Brustkrebs Deutschland e.V. gehört auch der kostenlose Versand eines „Wohlfühlpäckchens“ an Krebspatientinnen, die jede Menge wichtige Infomaterialien, aber auch kleine Freudenbringer, wie beispielsweise kuschelige Socken in Pink, der Farbe des Vereins, enthalten.

Ein Paket hat dabei den Wert von rund 15 Euro. „Wir wollen, dass die Frauen wissen, dass wir sie nicht allein mit ihrer Angst und ihren Sorgen lassen“, erklärt Renate Haidinger weiter. Rund 7.000 Frauen berät der Verein jährlich, diese Arbeit finanziert der Verein über Spenden, die in diesem Jahr dramatisch eingebrochen sind. „Viele Benefizveranstaltungen, bei der wir für unsere gute Sache geworben haben, sind ins Wasser gefallen“, bedauert Renate Haidinger. Aber auch hier bleibt sie, wie bei allem, um das es sich zu kämpfen lohnt, hartnäckig am Ball. „Wir hoffen auf diesem Wege spenden für den Verein und unsere wichtige Arbeit zu generieren. Auch kleine Summen helfen“, betont sie.

Wer spenden möchte kann dies via Überweisung auf der Spendenkonto von Brustkrebs Deutschland e.V.
IBAN: DE61 7015 0000 1001 1958 23
BIC: SSKMDEMMXXX
oder per Paypal auf der Homepage des Vereins unter www.brustkrebsdeutschland.de
hw/rh

Artikel vom 22.09.2020
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