Garchinger Schützen halten neues Waffengesetz in dieser Form nicht für sinnvoll

Waffen nicht verdammen!

Rainer Belm (li.) und Leonhard Wabro verweisen auf die sportlichen Erfolge der Garchinger Schützen. Mit Gewalt hat das nichts zu tun.	Foto: cr

Rainer Belm (li.) und Leonhard Wabro verweisen auf die sportlichen Erfolge der Garchinger Schützen. Mit Gewalt hat das nichts zu tun. Foto: cr

Garching · Die strengen Waffengesetze in Deutschland sollen verschärft werden.

Was zunächst sinnvoll klingt, stößt bei einigen im Verein organisierten Sportschützen auf Unverständnis – auch in Garching: »Hier werden die Rechte der legalen Waffenbesitzer weiter eingeschränkt. Die schwarzen Schafe trifft man so aber nicht«, kritisiert Rainer Belm, 1. Schützenmeister der SG Eintracht Garching.

Die schwarzen Schafe, das seien die Besitzer illegaler, also nicht angemeldeter Waffen. Und von denen gäbe es Schätzungen zufolge in Deutschland weit mehr als legale Waffen, betont der engagierte Schütze. Schon jetzt seien die Waffengesetze hierzulande so streng, dass Jäger und Sportschützen hohe Hürden zu nehmen hätten, bevor sie in den Besitz einer Waffe kämen. Die Sportschützen machten dabei die weitaus größere Gruppe aus.

»In jedem Verein muss man mindestens sechs Monate, oft bis zu einem Jahr Mitglied sein, bevor der Vorstand seine Zustimmung zum Kauf einer Waffe gibt«, erklärt Leonhard Wabro, langjähriger Eintracht-Schütze. Hintergrund dieser Regelung sei es, die Persönlichkeit des Menschen festzustellen. Hält der Vorstand denjenigen für ungeeignet, hat dieser keine Chance, auf legalem Weg eine Waffe zu erwerben.

Eine Sachkundeprüfung muss der Schütze ebenfalls ablegen, um den verantwortungsvollen Umgang mit seinem Sportgerät nachzuweisen. Dann kann er beim Landratsamt eine Waffenbesitzkarte (WBK) beantragen. Mit dieser ist er dann berechtigt Waffen zu erwerben, die von der WBK abgedeckt werden. Munition darf er damit noch längst nicht kaufen. »Außerdem muss er seine Zuverlässigkeit unter Beweis stellen«, erklärt Wabro. »Wenn einer wegen Trunkenheit am Steuer erwischt wird, erweist er sich als unzuverlässig. Dann darf er auch gleich seine Waffen abliefern.« Der Besitzer einer Waffe muss deren Herkunft lückenlos nachweisen können, »sonst ist die Waffe illegal«, weiß Wabro.

Eine Waffe wird angemeldet wie beispielsweise ein Auto. Auch hier kennt man sämtliche Vorbesitzer. Hierzulande zählt man etwa sieben bis zehn Millionen legale Schusswaffen. Die Zahl der illegalen Waffen ist unbekannt. Schätzungen reichen von drei bis 30 Millionen.

»Eine Verschärfung der bestehenden Regelungen bringt überhaupt nichts«, sind sich Wabro und Belm einig. »Der Anteil der Straftaten in Deutschland, die mit legalen Waffen begangen werden, liegt bei unter zwei Prozent.« Sie fordern viel mehr ein strikteres Vorgehen gegen illegale Waffenbesitzer.

Den Vorwurf, im Verein würden »Waffennarren« herangezogen, kann Wabro mit einem bitteren Lachen entkräften. »Die Vereinsschützen fassen ihre Waffen als Sportgeräte auf. Die Ausübung der Sportart erfordert absolute Konzentration und Selbstdisziplin«, erläutert er. Dabei gehe es ausschließlich um den sportlichen Vergleich und nicht um das Ausüben von Gewalt. »Das hat mit blindem Geballere nicht das Geringste zu tun«, betont Wabro.

Dass es in Erfurt zu dem Amoklauf eines Sportschützen am Gutenberg-Gymnasium kommen konnte, finden die beiden Eintrachtler genauso tragisch wie der Rest der Nation. Die Waffen deswegen aber regelrecht zu verdammen, sei nicht nachvollziehbar. Denn, so Wabro, »die Gewalt geht von der Person aus, nicht von der Waffe.« cr

Artikel vom 08.05.2002
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...