Geheimtipps im Norden

Fernab von den Massen: Urlaubsoasen entlang der S1 im Norden entdecken

Der Hollerner See bei Eching kann mit dem Türkis der Mittelmeerküste mithalten. Foto rechts: Man kann nach Atlantis suchen oder aber nach den letzten Wüstungen im Münchener Norden - etwa in Fröttmaning oder Mallertshofen. F.: Daniel Mielcarek

Der Hollerner See bei Eching kann mit dem Türkis der Mittelmeerküste mithalten. Foto rechts: Man kann nach Atlantis suchen oder aber nach den letzten Wüstungen im Münchener Norden - etwa in Fröttmaning oder Mallertshofen. F.: Daniel Mielcarek

München-Nord · Wer in den Ferien im Regatta-See badet und durch die Fröttmaninger Heide wandert, spart sich den Ausflug nach Italien oder Irland. Zuhause ist es doch eh am schönsten - und am sichersten, wenn der vorgeschriebene Mindestabstand und die Hygieneregeln beachtet werden.

Tipp der Redaktion: Verteilen Sie sich in den vielen Kleinoasen, etwa des Münchner Nordens: Strömen Sie nicht zu den "üblichen" Verdächtigen und geben unseren "nordischen" Geheimtipps eine Chance für einen schönen Sommerausflug. Dafür steigen wir in die S-Bahnlinie 1 Richtung Freising/Flughafen und die U6 nach Garching. Ein Tagesticket fürs Radl

Tipp Nummer 1: Riviera des Münchener Nordens

Das Meer ist weit weg, daher baggerte sich der Münchner seine Bademöglichkeiten in der Stadt und nördlich davon selbst. Der Norden bietet Badeoasen, die allesamt recht unbekannte Highlights des Stadt- und näheren Landkreisgebiets sind.

Die Vielfältigkeit der Badeseen ist folglich größer als so manch einer denken mag und eine gute Alternative zu touristischen Zielen, etwa die weniger bekannte Dreiseenplatte nordwestlich des ohnehin schon gut besuchten Olympiaparks. Da wären der beschauliche Fasanerie- und der Feldmochinger See oder der von Häusern umrahmte Lerchenauer See, die zu dritt für jeden Geschmack etwas bieten, je nachdem, was man lieber hat. Das Dreiergespann des Münchner Nordens ist, wie all unsere Freizeittipps, an das öffentliche Verkehrsnetz angebunden. Die Badestellen sind fußläufig von den Stationen Fasanerie oder Feldmoching mit einem grünen Spazierweg von 10 bis 25 Minuten zu erreichen. Kleiner Tipp: Je weiter man rausfährt, desto ruhiger wird es. Hier werden die Seen größer und je nach Geschmack auch schöner.

Die Dreiseenplatte verdankt ihr Bestehen der Deutschen (Reichs-)Bahn. Diese entnahm für ihre Bauarbeiten im Münchner Norden in den 1930-er Jahren Tonnen an Kies. Was übrigblieb, wurde ab 1969 zu drei Baggerseen umgestaltet. Grundwasser durchströmt sie am Grund stark. Sauberes Gewässer, Liegewiesen und Freizeitmöglichkeiten bieten heutzutage Naherholung für alle Besucher, die heuer nicht ans Meer fahren wollen.

Weitere Baggerseen, die mit dem Blau der griechischen Mittelmeerküste mithalten können, sind der Regatta-See, der Unterschleißheimer See, der Echinger See, der Hollerner See und der Garchinger See (alle in der Nähe einer S-Bahnstation, am besten Radl-Tageskarte mitkaufen).

Tipp Nummer 2: Wandern in der Heide

Die Heideflächen und Lohwälder nördlich von München gehören zu den wertvollsten Naturschätzen Bayerns - und zwar höchstoffiziell. 2001 wurden sie als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet an die Europäische Union gemeldet. Die Naturschutzgebiete Garchinger Heide, Echinger Lohe, Mallertshofer Holz, die Heiden des Flugplatzes Oberschleißheim sowie die Panzerwiese mit Hartelholz, Korbinianiholz und der Fröttmaninger Heide werden fortan gesetzlich geschützt. Und mit ihrer Größe kann sie auch imponieren: Die Fläche von knapp 350 Hektar zählt zu den größten zusammenhängenden Grasheiden in Zentraleuropa. Trotz Metropolregion München ist dies eine beachtliche Erlangung.

Interessant ist auch ihre Geschichte. Wo einst Krieg herrschte und die Panzer im wahrsten Sinne des Wortes über die Wiese rollten, entsteht nach und nach ein friedvolles und vor allem sicheres Naherholungsgebiet. Der Heideflächenverein Münchner Norden mit Sitz in Unterschleißheim unternimmt Schritte, um das komplette Gelände zur Erholung und Umweltbildung der Bewohner freizugeben, daher gilt: Nur die freigegebenen Wege betreten. Aus verbliebenen Betonblöcken entsteht in Kürze eine Aussichtsplattform.

Die vielen Heiden erreicht man ab vielen Standorten aus, entlang der S1 von Oberschleißheim bis Eching oder entlang der U6 ab Fröttmaning bis Garching.

Tipp Nummer 3: Auf den Spuren der ältesten Kirchen

Moosach und Fröttmaning waren einst Siedlungen, die gediehen. Als die Eingemeindung oder der Einschnitt der Moderne einbrach prosperierte Moosach erst so richtig zu einem ganz besonderen Münchner Stadtteil, mitgeprägt durch den in unmittelbarer Nähe entstandenen Olympiapark, das größte Einkaufszentrum und in neuerer Zeit das höchste Hochhaus im gesamten Stadtgebiet. Nach Fröttmaning kam die weltberühmte Allianz-Arena. Moosach konnte sich allerdings seinen charmanten Dorfkern erhalten, das Dorf Fröttmaning wurde leider bis auf die Heilig-Kreuz-Kirche abgetragen. Eine Kunstinstallation mit einer Kopie dieser Kirche, die vom dort befindlichen begrasten "Müllberg" verschluckt wird, weist auf das Schicksal dieser Wüstung hin. Sowohl diese Kirche als auch die Moosacher St. Martins-Kirche buhlen um den Titel der ältesten Kirche im Münchener Stadtgebiet. Diese beiden geschichtsträchtigen Ziele sind mit der S1 erreichbar (Moosach) sowie der U6 Richtung Garching (Station Fröttmaning).

Spezieller Geheimtipp: Unterschätztes Schleißheim

Einen ganz besonderen Platz in diesem Freizeitführer sollte Oberschleißheim einnehmen. Hier findet man, fernab vom Großstadttrubel, alles was das Herz begehrt: etwas Italien, etwas Frankreich. Romantiker spazieren durch die barocke Parkanlage, entlang des Schleißheimer Kanals kommt venezianisches Feeling auf und das mächige Schloss mutet schon fast an wie Versailles.

Kinder erfreuen sich besonders am nahe gelegenen Berglwald. Unter einer Linde kam dort Waldemar Bonsels auf die Idee der "Kleinen Biene Maja und ihrer Abenteuer". Kunstliebhaber begeben sich auf die Spuren von Paul Klee, denn der expressionistische Maler hat hier eine Zeit lang gelebt. Geschichtsfanatiker und Technikfreaks kommen in der Flugwerft auf ihre Kosten, die am ältesten Flugplatz Deutschlands eine riesige Flugzeugausstellung aus dem Depot des Deutschen Museums zur Schau stellt. Sportbegeisterte nutzen die Olympische Ruderregatta zum Rudern, Kanu fahren oder Herumradeln bzw. Inline-Skaten.

Fazit: Schön ist's im Norden. Bei all den Tipps aber nicht vergessen: gesund bleiben und den Sommer genießen! Von Daniel Mielcarek

Artikel vom 19.08.2020
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