Kolumne von Robert Niedergesäß, Landrat des Landkreises Ebersberg

Ebersberg · »Was den Landkreis bewegt« – Ziel erreicht - Eiche gerettet – Problem gelöst!

Robert Niedergesäß. Foto: privat

Robert Niedergesäß. Foto: privat

Ebersberg · Selten schaffen es Themen so schnell die politische Bühne zu beherrschen, selten werden Probleme und komplizierte Herausforderungen so schnell gelöst.

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Es waren emotionale Wochen der politischen Auseinandersetzung und ein intensives Ringen aller Beteiligten, am Ende ein befriedendes Ergebnis zu erzielen. Eine Achterbahnfahrt gegen die Zeit, gegen Kostensteigerungen und gegen Richtlinien.

In einem Kraftakt von Verwaltung, Planern und Grundstückseigentümern und quasi in allerletzter Sekunde ist es gelungen, die altehrwürdige über 300 Jahre alte Eiche zu retten.

Wie konnte man eigentlich so einen großen Baum bei der jahrelangen Planung zur Sanierung der Kreisstraße mit neuem Radweg Richtung Grafing-Bahnhof übersehen? Eine gute und wichtige Frage, die sich viele stellen müssen. Die Ziele der Planung waren gute: Die Straße am Bestand orientiert und flächenschonend, nur 7 statt der fachlich bevorzugten 8 Meter Straßenbreite, damit auch nur Tempo 70 statt normal Tempo 100 und der für den fahrradfreundlichen Landkreis so wichtige Radweg als Verbindung zwischen Ebersberg und Grafing-Bahnhof.

Und der alte Baum? Er war so in den Saum des Waldes eingebunden und naturschutzrechtlich nicht geschützt, dass er trotz seiner Größe keinem so richtig aufgefallen war. Und als er dann im letzten Jahr durch seinen Eigentümer als besonderer Baum einen Fürsprecher fand, hieß es vehement, die Planung sei alternativlos. Sie war es nicht, wie wir heute wissen! Der erste Spatenstich war Anfang Juni gesetzt, die Bauarbeiten gestartet, da hat sich in allerletzter Minute eine starke Allianz von Naturschützern zusammengetan, die die Eiche unter allen Umständen erhalten wollten.

Der gemeinsame Einsatz und die Energie, mit der nun alle an einer Lösung gearbeitet haben, hat Früchte getragen: Politik, Planer, Behörden und auch die Grundstückseigentümer haben beherzt große Flexibilität gezeigt und Baum, Verkehrssicherheit, Zuschussfähigkeit und Finanzierbarkeit unter einen Hut gebracht. Nicht wenige Bürger haben sich – indes nicht ganz so laut wie die Baumretter - gemeldet, um auch die Kosten zu thematisieren.

Nach intensiven, emotionalen und auch belasteten Wochen, konnte nun die gute Nachricht verkündet werden. Was lernen wir daraus für die Zukunft? Jede Alternativlosigkeit muss kritisch geprüft und hinterfragt werden, die Menschen legen mehr denn je Wert auf eine umweltverträgliche und der Natur Respekt entgegenbringende Planung, der Kampf für eine gute Lösung kann sich lohnen, wenngleich manche Mittel der Kommunikation und Emotion auch übers Ziel hinausschießend die gute Sache eher in Gefahr bringen können.

Nun freuen wir uns auf das Naturdenkmal Eiche, einen schönen Radweg, eine sichere Straße, finanziell vertretbare Folgen, künftig optimierte Planungsprozesse und einen friedlichen Sommer!

Artikel vom 23.07.2020
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