Familien in Wohnungsnot

Maxvorstadt · Evangelischer Beratungsdienst für Frauen startet Beratungsprojekte

Maxvorstadt · In München sind zunehmend Paare und Familien von Wohnungslosigkeit und besonderen sozialen Schwierigkeiten betroffen. Das beobachten die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle des Evangelischen Beratungsdiensts für Frauen seit einigen Jahren. In der seit mehr als 50 Jahren bestehenden Beratungsstelle des Evangelischen Hilfswerks München finden Frauen und Mütter in einem geschützten Rahmen Unterstützung und Hilfe.

„Die Lebenssituation der Frauen, die zu uns kommen, ist nicht statisch“, erklärt Sozialpädagogin Birgit Zimmermann vom Beratungsdienst. „Anders als wohnungslose Männer sind wohnungslose Frauen deutlich seltener alleinstehend: Sie gehen Beziehungen ein, gründen Familien, haben Kinder.“ Für diese Familienkonstellationen gibt es jedoch bisher keine geeigneten Beratungsangebote – und bislang gab es auch keine geeigneten Räume, in denen eine gezielte Beratung auch für männliche Haushaltsangehörige stattfinden kann.

Um diese Versorgungslücke zu schließen und diesen Familien und Paaren gezielt zu helfen, eröffnet das Evangelische Hilfswerk nun die „Beratungsstelle Wohnen und Existenzsicherung für Familien“ in der Schraudolphstraße. Birgit Zimmermann übernimmt deren Leitung.

Die Ursachen für Wohnungsnot sind vielfältig: In vielen Fällen gefährden gesundheitliche Probleme, materielle Not oder Schulden die Mietzahlungen. Familien, die in Wohnungsnot geraten, leben in der Regel in beengten, meist unzumutbaren Verhältnissen. Oft kommen sie auch bei Freunden oder Verwandten unter. Was ursprünglich dazu gedacht war, eine kurzfristige Notlage zu überbrücken, führt in vielen Fällen aufgrund des prekären Wohnungsmarktes zu einer Dauerlösung.

Hinzu kommen weitere Problemlagen wie prekäre Arbeitsverhältnisse, Ausgrenzung, gewaltgeprägte Lebensumstände, Suchtgefährdung, Straffälligkeit oder fehlende Schul- und Berufsabschlüsse. Diese vielfältigen Probleme verhindern häufig den Zugang zu den bestehenden Angeboten. Sie erschweren die Kommunikation mit Behörden und verhindern, dass die Betroffenen die ihnen zustehenden Leistungen erhalten. Es fehlen nicht nur bezahlbare Räumlichkeiten für viele Familien, sondern auch Informationen über Hilfemöglichkeiten bei finanziellen Krisen, Trennung, Scheidung, Familienneugründungen und -zuwachs.

„Unser Ziel ist es, für die Familien einen angemessenen Wohnraum zu finden beziehungsweise zu erhalten“, sagt Mario Frombeck, Leiter des Frauenbereichs beim Evangelischen Hilfswerk. „Wir wollen unbürokratische Hilfe zur Selbsthilfe leisten“, betont er. Möglich macht das eine Spende der Stadtsparkasse. Das Projekt startet zum 1. Juli mit einer Vollzeitstelle und ist zunächst auf ein Jahr befristet.

Gleichzeitig erweitert auch das Unterstützte Wohnen des Evangelischen Beratungsdienstes sein bewährtes Hilfeangebot und eröffnet unter derselben Adresse das „Unterstützte Wohnen – Integrationshilfen für Familien“. Dieses richtet sich an Paare und Familien, die ehemals wohnungslos waren und nun in einer eigenen Wohnung leben. Das Angebot soll helfen, Lebensverhältnisse zu stabilisieren und Wohnungen dauerhaft halten zu können. Konkret finden die betroffenen Menschen dort zum Beispiel Unterstützung bei der beruflichen Orientierung, Hilfen im Umgang mit Behörden und Vermietern oder einen Treffpunkt für Mütter. Die Landeshauptstadt finanziert das Projekt.

„Wir freuen uns, dass wir endlich loslegen können“, sagt Sozialpädagogin Angelika Pieke, die die Integrationshilfen künftig leiten wird und verrät: „Die erste Familie werden wir schon ab der nächsten Woche unterstützen.“ Es sei höchste Zeit, dass die Beratungsangebote starten, meint auch Mario Frombeck. „Die Corona-Pandemie hat Familien generell hart getroffen. Für viele, die wir erreichen wollen, haben sich bestehende Problemlagen in dieser Zeit noch mehr verschärft.“

Artikel vom 06.07.2020
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