Musischem Zentrum für Kinderkultur in der Georgenstraße droht Schließung

Gegen kreative Kräfte

Entfaltung nach Herzenslust: Im gut besuchten Kurs »Bildnerisches Gestalten« wird mit Holz, Wolle, Nägeln und Farben hantiert.	Foto: rme

Entfaltung nach Herzenslust: Im gut besuchten Kurs »Bildnerisches Gestalten« wird mit Holz, Wolle, Nägeln und Farben hantiert. Foto: rme

Maxvorstadt · Ein neues pädagogisches Konzept, eine neue Leitung, teilweise frisch renovierte Räume und wachsende Besucherzahlen: Das Musische Zentrum des Kreisjugendrings München in der Georgenstraße befindet sich seit einem halben Jahr voll im Aufwind.

Doch der eben erst begonnene Höhenflug könnte schon bald jäh unterbrochen werden. Denn laut einer Empfehlung des Stadtjugend-amtes an den Stadtrat soll das Haus 2003 geschlossen werden.

– Eine von vielen notwendigen Sparmaßnahmen, so hieß es. »Dass gespart werden muss, sehen auch wir ein«, meint Franz Schnitzlbaumer vom Kreisjugendring. Doch die vollständige Schließung von Jugendeinrichtungen hält er für die denkbar schlechteste Lösung. Er setzt statt dessen auf vorübergehende personelle Einsparungen und reduzierte Angebote. »Das Jugendamt hat uns viel zu spät über die Schließungspläne informiert«, beschwert er sich. »Dadurch hatten wir keine Chance, unsere Gegenvorschläge darzulegen.«

Thorsten Paetzold, seit Oktober 2001 Leiter des Musischen Zentrums, ist fassungslos: »Im letzten Jahr wurden weit über 100.000 DM in dieses Haus investiert. – Ganz zu schweigen vom persönlichen Engagement der Mitarbeiter«. Es stecke schon ein Teil seines Herzens in diesem Projekt, so Paetzold. Seine Augen leuchten, als er das neue Konzept des Hauses erläutert: Eine »außerschulische Bildungsoffensive« will man starten, und dabei eng mit Schulen und Eltern zusammenarbeiten.

Tanz, Musik, Bildnerisches Gestalten und Theater sollen nicht mehr nur als getrennte Sparten behandelt werden, sondern als Einheit: »Unser Ziel ist es, dass die Kinder Kunst aus verschiedenen Perspektiven wahrnehmen«, erklärt Paetzold. Er baut daher auf eine Kombination aus festen Kursangeboten und »offenen Ateliers«, in denen Kinder ihre kreativen Anlagen selbst entdecken und ausleben können. »Das ist ein Weg, der Zeit braucht«, gibt Paetzold zu.

»Aber er lohnt sich.« Die steigenden Besucherzahlen geben ihm recht. Zwar sind sie immer noch nicht so hoch, wie sie wohl aus Sicht des Stadtjugendamtes sein sollten: Durchschnittlich 30 Kinder besuchen täglich das Musische Zentrum. Doch damit haben sich die Zahlen innerhalb eines halben Jahres bereits verdreifacht. Und die jungen »Künstler« sind mit großem Eifer bei der Sache. Beim Break Dance werden die aberwitzigsten Drehungen und Verrenkungen erprobt, beim »kreativen Tanz« entwickeln Acht- bis Zwölfjährige ihre eigenen Choreografien.

Einen Stock tiefer, beim »bildnerischen Gestalten« entstehen Träume aus Holz, Nägeln, Wolle und Farbe – und aus der topmodern eingerichteten Cafeteria duftet der frisch gebackene Kuchen von Anna und Lisbeth. Die beiden fünfzehnjährigen Mädchen sind schon »alte Hasen« im Musischen Zentrum und managen seit einiger Zeit selbständig die Cafeteria.

Für Thorsten Paetzold ist es unvorstellbar, dass all diese kreativen Kräfte nun jäh abgewürgt werden sollen. Für ihn und seine Kollegen steht fest: »Wir geben uns noch lange nicht geschlagen.« Informationen zum Kursangebot gibt es unter www.musisches-zentrum.de oder direkt beim Zentrum unter Tel. 34 87 21. rme

Artikel vom 02.05.2002
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