Über 1.000 Objekte geborgen

Allach: die bis heute wichtigste zeitgeschichtliche Grabung

Häftlingsmarke und viel mehr gefunden: Ein Überlebender des KZ-Außenlagerkomplexes Allach zeigt seine frühere Häftlingsmarke. Foto: Nick Hope

Häftlingsmarke und viel mehr gefunden: Ein Überlebender des KZ-Außenlagerkomplexes Allach zeigt seine frühere Häftlingsmarke. Foto: Nick Hope

Allach/München · Seit 22. Juni hat die Sonderausstellung „Zeitspuren. Der Außenlagerkomplex Allach“ in der KZ-Gedenkstätte Dachau (Alte Römerstraße 75) geöffnet. Sie zeigt etwa 100 Funde, die das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege auf dem einstigen Lagergelände der Münchner Siedlung Ludwigsfeld bei Grabungen 2016/2017 geborgen hat. Fotografien, Pläne, originale Filmaufnahmen sowie Zeitzeugenberichte ergänzen die Ausstellung.

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In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs werden mindestens 18.000 Männer und Frauen aus den von Deutschland und seinen Verbündeten besetzten Gebieten Europas zur "Vernichtung durch Arbeit" in den Außenlagerkomplex Allach verschleppt. Dazu gehört das 1944 eingerichtete Lager der Organisation Todt, das OT-Lager Karlsfeld. Hier befinden sich überwiegend jüdische Häftlinge, überwiegend Männer, aber auch einige Frauen. Es ist ein Ort des Leids. Die KZ-Häftlinge müssen Flugzeugmotoren für die Firma BMW herstellen und unter katastrophalen Arbeitsbedingungen einen Rüstungsbunker errichten.

Bei archäologischen Grabungen des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege auf dem einstigen OT-Lagergelände werden 2016/2017 über 1.000 Objekte aus der KZ-Zeit und den Nachnutzungen des Areals geborgen. Es handelt sich um die bis heute wichtigste zeitgeschichtliche Grabung in Bayern, sowohl was die Bedeutung des Gefundenen wie auch was die Größe des Grabungsfelds betrifft. Ein Forschungs- und Ausstellungsteam hat sich auf Spurensuche begeben.

Knapp 100 der ausgegrabenen Funde stehen im Zentrum der Ausstellung „Zeitspuren“. Ergänzt werden die Fundstücke durch die historische Rahmenerzählung mit Fotografien, Plänen, originalen Filmaufnahmen sowie Zeitzeugenberichten. Die in der Ausstellung erstmals präsentierte Auswahl an Objekten zeugt eindringlich vom schmalen Grat zwischen Leben und Sterben der Gefangenen, den Gewalterfahrungen und der Befreiung der KZ-Insassen vor 75 Jahren. Die virtuelle Eröffnung der Ausstellung fand bereits am 8. Mai 2020 statt.

Auf der Website der KZ-Gedenkstätte Dachau sind weitere Informationen zur Ausstellung sowie zur virtuellen Eröffnung abrufbar: www.kz-gedenkstaette-dachau.de Die Sonderausstellung ist jeden Tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet, allerdings kann es wegen der aktuellen Corona-Bestimmungen für Besucher zu Wartezeiten kommen.

Weitere infos unter www.kz-gedenkstaette-dachau.de

Artikel vom 27.06.2020
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