Stadtteilführung durch Haidhausen erklärt Geschichte und Hintergründe vor Ort

Warum heißt es »Gasteig«?

Die Besucher der Stadtteilführung »Haidhausen« waren sichtlich davon beeindruckt, wieviel Geschichte Wolfgang Ettl direkt vor ihrer Haustür enthüllte.	Fotos: pt

Die Besucher der Stadtteilführung »Haidhausen« waren sichtlich davon beeindruckt, wieviel Geschichte Wolfgang Ettl direkt vor ihrer Haustür enthüllte. Fotos: pt

Haidhausen · Hätten Sie gewusst, dass unser Münchner Kulturzentrum den Namen »Gasteig« trägt, weil die Anhöhe, auf der es sich befindet, früher »gacher Steig« (hochdeutsch: »steiler Steig«) genannt wurde?

Oder dass dort, wo sich heute die unterirdische S-Bahn-Station Rosenheimer Platz befindet, um die Jahrhundertwende Brauereien ihr Bier lagerten? Nein? Dann hätten Sie vielleicht dabei sein sollen, bei der Stadtteilführung »Haidhausen« am Sonntag, den 28. April.

Der Stadtführer Wolfgang Ettl lieferte interessante Hintergrundinformationen über Haidhausen und einen geschichtlichen Abriss des Viertels. Veranstaltet wurde der Rundgang vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.

»Wenn man in München drei Bettler findet, dann sind zwei davon aus Haidhausen«, so charakterisierte Ettl, das historische Haidhausen. Denn im Mittelalter war es das Arbeiter- und Elendsviertel vor den Stadttoren Münchens. Und das blieb es für viele Jahrhunderte. Ettl bezeichnete es sogar als »das ewige sub-proletarische Gewerbegebiet«. Es wurde erst 1854 nach München eingemeindet. Die ärmsten Haidhauser Siedlungen lagen damals am Isarufer.

Steigt man von dort auf den Gasteig-Berg und überquert den Rosenheimer Platz, so gelangt man heute ins sogenannte »Franzosen-Viertel«. Hier wurde Ende des 19. Jahrhunderts Stadtplanung nach französischem Vorbild betrieben, mit hübschen runden Plätzen und symmetrisch angelegten Straßen. Der Hintergrund der Straßennamen in diesem Gebiet ist allerdings etwas makaber: Metzstraße und Sedanstraße verweisen z.B. auf französische Orte, an denen die Deutschen während des Franzosenkriegs erfolgreiche Schlachten geschlagen haben.

Der geschichtlich interessierte Mitarbeiter des Kirchlichen Dienstes beeindruckte seine Zuhörer immer wieder mit unzähligen kleinen Details und Hintergrund-Infos zum Stadtviertel.

Der spezielle Flair seiner Vergangenheit macht Haidhausen heute zu einem der beliebtesten Wohnviertel Münchens – allerdings erst seit kurzem. Denn erst Mitte der siebziger Jahre wurde mit der Sanierung der ehemaligen Arbeiterhäuser begonnen. »Bis dahin hatten die meisten Wohnungen das Klo noch im Hausgang. Das ist heute selten geworden«, weiß Ettl. »Aber ich selbst wohne noch in einer solchen Wohnung!«

Ob es dieses Jahr eine weitere Führung durch Haidhausen geben wird, ist noch nicht klar. Aber eine Münchener Stadtführung und eine Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau stehen beim Kirchlichen Dienst bereits fest im Programm. pt

Artikel vom 02.05.2002
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