Die Erinnerung pflegen

Heimatmuseum feiert Jubiläum, Friedensplatz fertiggestellt

Prof. Dr. Alfons Hofstetter und Heimatpfleger Günter Staudter (v.l.) haben in akribischer Feinarbeit die Namen aller Unterhachinger zusammengetragen, die während der beiden letzten Weltkriege kriegsbedingt ums Leben gekommen sind. Foto: hw

Prof. Dr. Alfons Hofstetter und Heimatpfleger Günter Staudter (v.l.) haben in akribischer Feinarbeit die Namen aller Unterhachinger zusammengetragen, die während der beiden letzten Weltkriege kriegsbedingt ums Leben gekommen sind. Foto: hw

Unterhaching · Eigentlich hätte es im Juni gleich zweimal Grund zum Feiern gegeben: Der Förderverein des Unterhachinger Heimatmuseums feiert seinen 25. Geburtstag und mit der Aufstellung der Namensstehlen für die Opfer der beiden Weltkriege wurde die Neugestaltung des Friedensplatzes abgeschlossen.

Was normalerweise öffentlich und mit vielen Freunden und Wegbegleitern gefeiert worden wäre, fand nun ganz ohne Publikum und Zuschauer statt. In akribischer Kleinarbeit trugen der Unterhachinger Heimatpfleger Günter Staudter und Unterhachings Ehrenbürger Prof. Dr. Alfons Hofstetter die Namen aller zusammen, die während der Kriege ihr Leben in Unterhaching gelassen haben. Nicht um Soldaten im Nachhinein ein Denkmal zu setzen, sondern alle die sichtbar zu machen, die in den Kriegen ihr Leben verloren. Dazu wühlten sich die beiden durch alte Kirchenarchive ebenso wie durch Berge alter Akten im Archiv der Gemeinde.

Eine aufwendige Arbeit, aber eine, die sich in den Augen der beiden engagierten Ehrenamtlichen lohnt. Die Liste wurde schließlich im wahrsten Sinne des Wortes für alle Zeit verewigt und auf dem neu zu gestaltenden Friedensplatz platziert. Die Schrecken des Krieges sollen hier sichtbar gemacht werden, denn hinter jedem dieser Namen stecke schließlich ein ganzes Schicksal. Die Überschrift an den vier Tafeln lautet: "Opfer der Weltkriege und des Nationalsozialismus". Die 227 Namen aller Opfer sind alphabetisch geordnet: 37 des 1.Weltkriegs, 189 des 2. Weltkriegs und ein Name des Opfers der Nationalsozialistischen Zwangsherrschaft.

Bei elf Vermissten des 2. Weltkriegs waren keine Unterlagen zu bekommen. Die Recherchen wurden bis zum Jahr 1955 ausgeweitet, da einige Opfer in der Kriegsgefangenschaft oder in der Heimat an den erlittenen Verletzungen starben.

Zivile Opfer waren unter anderem 15 Ordensschwestern, sie starben sofort oder kurz danach an den Folgen des Bombenvolltreffers auf den Luftschutzkeller des Klosters. Der 1,5 Jahre alte Hans Jürg Hagn verbrannte in den Armen seiner Tante Erna Rambeck durch eine Phosphorbombe, die auf die Forsthütte westlich der Lichtung gefallen war, wo heute der Perlacher Mugl ist. Die sieben bis elf Jahre alten Buben Karli und Peterl Beckenlehner sowie Josef Eberl, die nach Kriegsende beim Spielen mit einer Granate am Friedensplatz tödliche Verletzungen erlitten, sind ebenfalls auf der Tafel vermerkt. Auch ein tragisches Schicksal: Emil Schnurmann wurde mit weiteren 3.000 Juden in Kaunas erschossen. "Die Arbeit an diesen Tafeln hat mich mit tiefer Traurigkeit erfüllt", betont Günter Staudter im Nachhinein.

Die Arbeit der Heimatmuseen will aber nicht nur zum Frieden mahnen, sondern durchaus auch einfach mal unterhalten. Zu finden ist das Unterhachinger Heimatmuseum in der Hauptstraße 51. Seit November 2007 ist das Heimatmuseum im ehemaligen Theater- und Kinosaal neben der Gaststätte Kammerloher zuhause. »In den 30er Jahren wurde der Saal als Theater genutzt, später, bis in die 60er Jahre war ein Kino hier untergebracht«, erklärt der Vorsitzende des Fördervereins des Heimatmuseums, Harald Nottmeyer, der seit 2002 die Geschicke des Vereins lenkt. In den rund 300 Quadratmetern findet man viele geschichtsträchtige Ausstellungsstücke aber auch echte Kostbarkeiten wie ein Kupferbeil aus der Jungsteinzeit, das auf rund 5.700 Jahre geschätzt wird.

Dieses Beil wurde von einem Unterhachinger Landwirt in den 70er Jahren beim Pflügen entdeckt und dem Museum als Geschenk überlassen. „Das Material, aus dem das Kupferbeil gefertigt wurde, stammt aus der Region um Bulgarien oder Rumänien. Gefertigt wurde es wahrscheinlich in der Region rund um den Mondsee.

Von dort kam es auf Handelswegen bis nach Unterhaching“, berichtete der Historiker Harald Nottmeyer. Darüber hinaus befindet sich ein Klassenzimmer, ein Plakat zur Proklamierung des Freistaates Bayerns aus dem Jahr 1919, eine maßstabsgetreue Nachbildung des Hachinger Baches und noch viel mehr Sehenswertes im Museum. Geöffnet hat das Museum wieder am 28. Juni, 12. und 26. Juli, jeweils von 13.30 bis 16.30 Uhr. Ein Mitglied des Vorstandes steht den Besuchern zu den Öffnungszeiten zur Verfügung, um Auskunft über die vielfältigen Exponate zu geben. Der Eintritt ist frei, über Spenden zur Ausgestaltung des Museums freuen sich die Mitglieder. hw/gs

Artikel vom 17.06.2020
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