Endlich zeit für Kultur

Münchner Museen in Zeiten von Corona

Das Deutsche Museum (Foto), die Pinakotheken (alte und moderne), das Museum Brandhorst, die Antikensammlung, der Botanische Garten, das Museum Ägyptischer Kunst u.a. stehen offen, Sea Life und das Rock Museum im Olympiaturm bleiben vorerst zu. F: dm

Das Deutsche Museum (Foto), die Pinakotheken (alte und moderne), das Museum Brandhorst, die Antikensammlung, der Botanische Garten, das Museum Ägyptischer Kunst u.a. stehen offen, Sea Life und das Rock Museum im Olympiaturm bleiben vorerst zu. F: dm

München · In schwierigen Zeiten eine schöne Ablenkung zu finden ist nun wieder in den meisten Münchner Museen möglich. Zwar können die Museumsbesucher in aller Ruhe und gefühlt allein die Exponate bewundern, aber der Preis dafür: Den Museen brechen die Besucher weg. Des einen Freud ist also des anderen Leid.

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Wie haben die berühmtesten Museen Münchens die Zeit während der Schließung genutzt? Wie sieht ihr Sicherheitskonzept aus? Und gab es besondere Herausforderungen?

Das Deutsche Museum auf der Museumsinsel ist das größte Museum Münchens und beklagt wohl auch die größten Mindereinnahmen. In Zeiten der Schließung sind es rund 500.000 Euro pro Monat gewesen. Zwei Monate lang durfte keiner in dem Bergwerk oder der Riesenzelle spazieren. Nun geht das wieder dank eines umfangreichen Schutz- und Hygienekonzeptes. Zu den wesentlichen Punkten gehört - neben der Maskenpflicht und dem üblichen Mindestabstand - die Begrenzung der Besucherzahl. "Momentan liegt die Grenze für die Zahl der Besucher, die gleichzeitig im Ausstellungsgebäude sein dürfen, auf der Museumsinsel bei 1.000", sagt Gerrit Faust, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit.

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In der Realität sieht es aber anders aus: "Diese Zahlen haben wir bisher noch nie erreicht - in der Spitze waren es auf der Museumsinsel an einem Tag 700." Bei rund 1,5 Millionen Besuchern pro (normalem!) Jahr ist dies lediglich ein Bruchteil. "Insgesamt haben wir mit 25.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche eine entspannte Atmosphäre für die Besucher", verspricht er. Es geht folglich ungewöhnlich gemäßigt im Deutschen Museum zu, was optimal für den Besucher und suboptimal für das Museum ist.

Aus der Zwangsschließung wurde das Beste getan. "Es wurde viele Demonstrationen ungestört repariert. Wir haben ja normalerweise nur acht Tage im Jahr, an denen wir geschlossen haben und an denen wir intensive Reinigungen und Reparaturen durchführen können", so Faust.

Dass zur "normalen" Arbeit allerdings noch einiges "obendrauf" kommt, bestätigt Dr. Florian Knauß, leitender Sammlungsdirektor der Staatlichen Antikensammlungen und Glyptothek am Königsplatz: "Wie alle anderen Museen haben wir viel Zeit benötigt, um Leihverträge zu ändern und Leihtransporte neu zu planen, weil wir von anderen Museen um Verschiebungen oder Verlängerungen von Leihgaben gebeten worden sind", sagt er. "Die Baustelle Glyptothek steht auch nicht still. Unter zusätzlichen Sicherheitsauflagen werden alle Gewerke fortgeführt."

Im Museum werden fortan Kontakte mit Möbeln und anderen Gegenständen minimiert, Kontaktflächen werden noch häufiger gereinigt und desinfiziert. "Die einschneidenste Auswirkung ist allerdings der Verzicht auf Führungen und interaktive Kinderveranstaltungen, die wesentlicher Bestandteil des Vermittlungskonzeptes sind - und nicht adäquat durch digitale Medien ersetzt werden können", beklagt er. Die Antikensammlungen dürfen aktuell bis zu 72 Besucher gleichzeitig aufnehmen. "Auf den ganzen Tag gesehen wären einige Hundert Besucher möglich, doch tatsächlich liegen die Zahlen ganz weit darunter. Vor allem trifft es uns hart, dass Schüler nicht kommen dürfen und es zur Zeit keine Touristen gibt", so Knauß.

Ines Gam, Assistentin der Kommunikation im Museum Brandhorst, Theresienstraße 35a, setzt auf Digitalisierung, aber nicht nur: "Um den Besuchern auch während der Schließung die zeitgenössische Kunst nahezubringen, haben wir unser Angebot im digitalen Raum ausgeweitet, also auf Facebook, Instagram und Twitter. Zu unserer aktuellen Ausstellung gab es einen exklusiven Blick hinter die Kulissen. Da größere Veranstaltungen derzeit nach wie vor nicht stattfinden können, bieten wir zudem vor Ort ein neues 1:1-Format an." Gemeint ist die „Kunstauskunft“, eine sichere Methode, sich trotz der aktuellen Situation über Kunst auszutauschen.

Tine Nehler, Presseleitung der Pinakotheken, Barer Straße 29, findet wichtig, dass die Museen gerade während solcher Zeiten stets in den Medien sichtbar bleiben. Die Pinakotheken haben besondere Videoformate und interessante Hintergrundgeschichten aus der Sammlung entwickelt. So auch das Museum Ägyptischer Kunst, Gabelsbergerstraße 35: "Frag den Ägypter" ist ein YouTube-Video, das in Zeiten des Lockdowns entstand, gibt Museumsdirektorin Dr. Sylvia Schoske als Beispiel. Auch hier stehen die Pforten endlich wieder offen. Am Anfang des Lockdowns, erinnert sie sich, lief zunächst die ganz normale Arbeit weiter: "Nur weil keine Besucher im Haus sind, sind wir ja nicht plötzlich ohne Arbeit!" Tickets gibt es ganz normal an der Kasse - "keine Schlangen, kein Problem", verspricht sie. Also auch hier sind ruhige Museumsmomente ohne Menschenmassen geboten.

Mit großem Interesse hat auch das Sea Life München, Willi-Daume-Platz 1, die Lockerungen der Staatsregierung verfolgt. Umso bedauerlicher ist es, dass hier der Betrieb noch nicht aufgenommen werden darf, da das Aquarium als Zoo gilt und diese nur die Außenbereiche öffnen dürfen. Auch der Olympiaturm mitsamt Rockmuseum bleibt geschlossen. Die Auffahrt mit dem Aufzug ist hier das akute Problem.

Dr. Ehrentraud Bayer, die leitende Sammlungsdirektorin des Botanischen Gartens, Menzinger Straße 65, freut sich hingegen über die immerhin teilweise Öffnung des Gartens - mit Ausnahme der Gewächshäuser - aber auch für die Besucher, die kein Besuchsverbot hatten: "Die Tierwelt hat es sehr genossen, dass nur wenige Menschen unterwegs waren", sagt sie. "Die Vögel waren weniger scheu, sie zeigten sich vermehrt. Man hört immer noch besonders gut ein schönes Vogelkonzert. Schildkröten sonnen sich ungestört, die Ringelnatter schwimmt tagsüber quer durch den Teich und die Kanadagänse führen ihren Nachwuchs spazieren." Für alle anderen Besucher gilt natürlich Maskenpflicht und Abstand halten.

Von Daniel Mielcarek

Artikel vom 05.06.2020
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