Eintauchen ins Mittelalter

Eine der letzten Burgen vor den Toren Münchens öffnet

Der malerische Burghof der Burg Grünwald lädt bei Sonnenschein zum Entspannen und Erholen ein. Foto: hw

Der malerische Burghof der Burg Grünwald lädt bei Sonnenschein zum Entspannen und Erholen ein. Foto: hw

Grünwald/München · Mit der Wiederöffnung der Museen nach der coronabedingten Zwangspause hat auch eine der letzten Burgen vor den Toren Münchens wieder ihre mächtigen Pforten geöffnet. Die Rede ist hier von der Burg Grünwald in der Zeillerstraße 3.

Sie bietet vielfältige Gelegenheit, in das Leben des Mittelalters einzutauchen, mehr über Ritter und Burgen zu erfahren und vom Burgturm aus über das Isartal und Grünwald zu blicken. Wer diesen spektakulären Blick genießen möchte, muss zuvor aber Kondition beweisen, denn mehr als 120 Stufen muss man erklimmen, will man von der Turmspitze ins Tal blicken. Die tausendjährige wechselvolle Geschichte der Burg Grünwald und weiterer »Burgen in Bayern« wird auf drei Etagen lebendig und überaus anschaulich dargestellt.

Ein großes Burgmodell, originale Funde und Wandmalereien sind genauso zu sehen, wie Raritäten aus dem Besitz der vormaligen Bewohner wie der Familie Zeiller und der Familie Schwanthaler. Die Familie Zeiler besaß die Burg im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Sie hatte dort ein "anthropologisches Museum" mit Wachsfiguren und Gipsabgüssen untergebracht. Kommerzielle Interessen zur Nutzung der Burg gab es auch 1967, als Pläne aufkamen, die Burg in eine luxuriöse Wohnanlage umzubauen. Das konnte aber zum Glück verhindert werden und seit 1977 befindet sich die Burg Grünwald im Besitz des Freistaates Bayern.

Ganz Bayern war im Mittelalter eine Burgenlandschaft und mit mehr als 5000 solcher Befestigungen übersät, heute gibt es derer nur noch wenige. Die Burg Schwaneck in Pullach, auf der anderen Seite der Isar, stammt nämlich erst aus dem Jahr 1842.

Die Dauerausstellung in der Burg Grünwald informiert über den damaligen Nutzen von Burgen, ihre Baugeschichte und den Alltag auf einer Burg. So darf im Burgmuseum natürlich auch eine echte Ritterrüstung nicht fehlen. Dort erfahren die Besucher auch, wie die Ausbildung zum Ritter verlief und wer dafür in Frage kam. Wie Burgen überhaupt gebaut wurden, darüber informiert die Ausstellung ebenfalls, übrigens auch für Kinder sehr anschaulich. Sicher darf man sich hier sein, dass es sich bei diesen Bauten um architektonische und handwerkliche Meisterleistungen handelt.

Ein großer Fan der Grünwalder Burg war indes auch der Münchner Komiker Karl Valentin, der während des Zweiten Weltkrieges zeitweise in Grünwald wohnte (1941 bis 1943). Er war aus Angst vor den Bombenangriffen aufs Land nach Grünwald geflohen.

Seine Liebe zur Burg Grünwald hat er gleich zweifach verewigt: So hat er inspiriert von der Grünwalder Burg und ihrer Geschichte das Stück "Die Raubritter von München" geschrieben und das Lied "Die alten Rittersleut - Ja so warn's" gedichtet und komponiert. ER selbst bezeichnete sich "Burghausmeister", denn fleißig buddelte er rund um die Burg nach mittelalterlichen Relikten, die er allerdings nie entdecken sollte.

Begleitet wird die Dauerausstellung noch bis zum 10. Januar 2021 von der Sonderausstellung: "Kunst in Miniatur - Antike Gemmen aus Bayern". Im Museumsfoyer findet man einen kleinen Shop wo es ein ausgewähltes Sortiment an Textilien, Literatur, Porzellan aus der Nymphenburger Manufaktur, Souvenirs sowie Kaffee und Kuchen gibt. Der Burghof lädt aber auch zum Rasten und Verweilen ein. Wem es in der Sonne zu heiß wird, der kann sich in den Schatten von drei mächtigen Kastanien zurückziehen, die allesamt schon mehr als 200 Jahre alt sind. Geöffnet hat die Burg Grünwald von Mittwoch bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr.

Zu erreichen ist die Burg Grünwald übrigens auch hervorragend mit der Trambahnlinie 25, hier muss man am Derbolfinger Platz aussteigen, der Fußweg beträgt etwa fünf Minuten. Der Eintritt kostet für das Burgmuseum 2,50 Euro, mit Turmbesteigung 3,50 Euro und wer auch noch die Sonderausstellung besuchen will, zahlt nochmals 2 Euro. Es ist aber auch möglich nur den Burgturm zu besteigen, das kostet 1 Euro. Kinder und Schüler zahlen jeweils nur 1 Euro. Mehr Infos gibt es unter Tel. 089/6413218. hw

Artikel vom 04.06.2020
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