Von Moosach nach Südafrika

Wie sich ein Moosacher in der Pandemie weltweit einsetzt

Clemens Haase hat sich 8313 Kilometer von Moosach entfernt als Freiwilliger in Südafrika eingesetzt. Im Moosacher Anzeiger schildert er seine Erlebnisse. Foto: Paula Fischer

Clemens Haase hat sich 8313 Kilometer von Moosach entfernt als Freiwilliger in Südafrika eingesetzt. Im Moosacher Anzeiger schildert er seine Erlebnisse. Foto: Paula Fischer

Moosach · Ein Moosacher in Südafrika. Was ihn dahin getrieben hat, erklärt uns der 19-jährige Clemens Haase in einem Bericht für den Moosacher Anzeiger.

Freiwilligendienst durch Covid-19 vorzeitig abgebrochen

"Schon relativ lange, bevor ich letztes Jahr mein Abitur am Gymnasium München/Moosach machte, hatte ich für die Zeit danach den Plan, einen Freiwilligendienst im Ausland zu machen. Schließlich bekam ich die Möglichkeit, ab Mitte August letzten Jahres über die Entsendeorganisation „Deutsch-Südafrikanisches Jugendwerk e.V.“ einen einjährigen „weltwärts“-Freiwilligendienst in Südafrika zu machen. Aufgrund der globalen Situation rund um Covid-19 musste ich diesen leider bereits im April vorzeitig abbrechen. Nachdem ich bereits während meiner Zeit in der Oberstufe des Gymnasiums im Projektseminar „Schüler machen Zeitung“ regelmäßig Artikel für den Moosacher Anzeiger schreiben durfte, freue ich mich nun, über meine spannende Zeit in Südafrika berichten zu dürfen.

Mein Einsatzplatz lag in Skuinsdrift (knapp 8313 km von Moosach entfernt), einem kleinen Örtchen in der North West Provinz, wo ich gemeinsam mit meinen Mitfreiwilligen auf einer Farm lebte. Von dieser Farm aus arbeitet das „Madikwe Rural Development Programme“ (MRDP), eine registrierte gemeinnützige Organisation, die durch verschiedene Projekte die Lebensumstände der Menschen in der sehr ländlichen Umgebung verbessert. In diesen verschiedenen Projekten des MRDP arbeiteten auch wir Freiwilligen: Dazu gehört ein kleiner Non-Profit-Laden, zwei Kindergärten, ein Kinderheim, eine Grundschule, aber auch verschiedene handwerkliche Aktivitäten und auch ein Gesundheitsprojekt mit einem Jungen, der mit einem "Wasserkopf" zur Welt kam.

Darüber hinaus haben wir im November in Venture, einem kleinen Dorf in der Nähe unserer Farm, in dem sich auch einer der beiden Kindergärten befindet, mit einer Soupkitchen und einem Youth Club begonnen. Das Dorf mit seinen circa 400 Einwohnern hat mit großen Problemen zu kämpfen, wie einer extrem hohen Arbeitslosigkeit, einer sehr hohen HIV-Infektionsrate und Alkoholismus. Keine der knapp 200 Wellblechhütten hat fließendes Wasser oder Elektrizität. Das Durchschnittsalter für eine Erstgeburt liegt bei fast 14 Jahren. Die Kinder und Jugendlichen gehen oft nicht regelmäßig in die Schule oder brechen diese vorzeitig ab. Diese Perspektivlosigkeit und fehlende Beschäftigungsmöglichkeiten führen dazu, dass die Kinder und Jugendlichen oft mit Alkohol- und Drogenkonsum und dem Rauchen beginnen. Gerade die weit verbreitete Alkoholabhängigkeit stellt ein riesiges Problem in Venture dar, was wiederum Gewalt und Kriminalität verstärkt. Kinder werden oft vergessen und bekommen keine Mahlzeit.

Während die kleineren Kinder wochentags im Kindergarten eine warme Mahlzeit bekommen, soll die Soupkitchen jeden Samstag sicherstellen, dass Kinder, Jugendliche und andere Bedürftige auch am Wochenende eine warme Mahlzeit erhalten.

Dazu haben wir gemeinsam mit den Menschen aus dem Dorf diese Mahlzeit vorbereitet, gekocht und dabei auch mit den Kindern und Jugendlichen mit verschiedenen Aktivitäten die Zeit verbracht. Ziel war es auch, somit den Alkoholkonsum der Menschen im Dorf durch eine sinnvolle Beschäftigung am Wochenende zumindest ein Stück weit zu minimieren, sowie das Gemeinschaftsgefühl im Dorf zu stärken. Ziel des Youth Clubs, den wir zweimal wöchentlich veranstalteten, war es, den Kindern und Jugendlichen durch sinnvolle Beschäftigungen in Form von sportlichen Aktivitäten wie Fußball oder durch kreatives Gestalten und Basteln eine sinnvolle Freizeitgestaltung abseits von Alkohol und Drogen aufzuzeigen und zu realisieren.

Ab Februar begannen wir mit der Soupkitchen am Samstag zusätzlich in Thswarro, ebenfalls ein sehr kleines Dorf in der Nähe, das mit ähnlichen Problemen zu kämpfen hat wie Venture. All dies wird über Spenden, die wir als Freiwillige sammeln, finanziert.

In der gegenwärtigen Situation, mit nationalem Lockdown in Südafrika und ohne Freiwillige, sorgt das MRDP gemeinsam mit den Verantwortlichen in den beiden Dörfern dafür, dass die Kinder regelmäßig Nahrungsergänzungsmittel und grundsätzliche Lebensmittel erhalten.

Die Nahrungsergänzungsmittel sollen die meist mangelnde und ungesunde Ernährung der Kinder zumindest ein Stück weit ausgleichen und deren Immunsystem generell, aber auch gegen das Coronavirus stärken.

Virus könnte in Südafrika katastrophalere Folgen haben

Denn eine Ausbreitung des Virus könnte in Südafrika noch weitaus katastrophalere Folgen mit sich bringen als beispielsweise in Deutschland: Viele Menschen leben auf oft engstem Raum unter schlechten hygienischen Bedingungen in Armut zusammen, eine hohe HIV-Infektionsrate und häufig Tuberkulose als gefährliche Vorerkrankungen kommen zusammen mit einem mangelhaften Gesundheitssystem in Südafrika. Die allermeisten Menschen haben keine Chance auf eine medizinische (Intensiv-)Versorgung.

Um die Versorgung mit Nahrungsergänzungsmitteln, Lebensmitteln und die Soupkitchen, die nach dem Lockdown auch ohne Freiwillige wieder beginnen wird, weiter finanzieren zu können, benötigen wir Spenden. Die Spenden, die wir dazu als Freiwillige sammeln, fließen in diese Projekte und kommen so der grundsätzlichen, gesundheitlichen Versorgung der Kinder in diesen Dörfern zugute. Wir sind deshalb über Spenden in jeder Höhe sehr glücklich!

Denn bei allen Einschränkungen und Problemen, die diese Krise in Deutschland mit sich bringt, darf man nicht vergessen, wie gut es uns hier verhältnismäßig eigentlich geht und dass global betrachtet vor allem diejenigen unter der Ausbreitung des Virus leiden, die ohnehin schon mit großen Problemen zu kämpfen haben.

Wer Projekte finanziell unterstützen möchte, oder aber Nachfragen bezüglich der Verwendung der Spenden, der Projekte und alles rund um den „weltwärts“-Freiwilligendienst hat, wendet sich für genauere Informationen gerne unter der Email-Adresse helpventure.thswarro@gmx.de

Clemens Haase

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Artikel vom 27.05.2020
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