Ums Überleben kämpfendes Ensemble noch bis 29. Mai im Livestream

Von der Freimanner Bühne ins Netz

Das Stück kann man virtuell auf dem YouTube-Kanal der Kulturbühne Spagat anschauen. Foto: VA

Das Stück kann man virtuell auf dem YouTube-Kanal der Kulturbühne Spagat anschauen. Foto: VA

Freimann · Das 2019 durch die Stadt München und den Bezirk Oberbayern geförderte Kammerspiel "Ausgel(i)ebt" von Karina Schiwietz in der Regie von René Rothe konnte in der ersten Spielphase im November und Dezember 2019 bereits viele Zuschauer in München und Bayern in seinen Bann ziehen.

Nun kommt das tragikomische Stück virtuell wieder zurück in den Domagkpark. Die Kulturbühne Spagat zeigt einen Aufführungsmitschnitt auf dem Spagat YouTube Channel. Der Stream wird mit einem Spendenaufruf für das ums Überleben kämpfende Ensemble La Vie e.V. verbunden. Der Stream geht bis Freitag 29. Mai 2020 um 10 Uhr.

Worum geht es im Stück?

Ein Paar in Vorfreude auf ihr Geburtstagsfest. Da steht plötzlich ein Staatsbeamter vor der Tür und erklärt kurzum, der Wohnraum sei künftig mit einem Asylbewerber zu teilen. Zwar lässt er sich mühsam vom akuten Platzmangel überzeugen, nicht aber von der Stabilität der vorgefundenen Beziehung. Ein perfides Spiel beginnt. Bestimmt von Verletzungen, Verlockungen, Verrat - und nackter Angst.

„Angst essen Seele auf“ betitelte bereits Rainer Werner Fassbinder 1974 eines seiner Melodramen. Ein Titel, der gerade heute aktueller scheint, denn je. Denn auch in unserer Zeit geht eine seelenzerstörende Angst um. Angst, die gerade aufgrund ihrer diffusen Irrationalität eine besondere Gefahr in sich birgt, aller Rationalität zum Trotz von ihr übermannt zu werden. Die Furcht vor der Bedrohung durch „das Fremde“.

Angesichts der Flüchtlingskrise - einem Thema, das nicht aufhört, die Gemüter zu erhitzen - starten allerorts kulturelle und soziale Projekte, um Empathie, Verständnis und den Dialog zu fördern. Dennoch treibt das Schreckgespenst viele Menschen rechtspopulistischem Gedankengut in die Arme. Und das quer durch alle Gesellschafts- und Bildungsschichten. Angestachelt von tief verwurzelten Glaubenssätze, profanen Vorurteilen oder Ängsten, seien sie nun rationaler oder irrationaler Natur: Bangen um den Arbeitsplatz, Furcht vor Gewalt, vor Belastung des Staatshaushaltes oder manchmal auch einfach nur davor, dass sich das eigene, angenehme Leben in welcher auch immer gearteten Form zum Nachteil verändern könnte.

Oft genug fußen solche Sorgen auf diffusen Gefühlen und keinerlei fundierter Argumentationskette. Was aber, wenn eine komplett irrationale Furcht Besitz vom eigenen Herzen ergreift? Was, wenn man seine fundamentalen Bedürfnisse wie das Recht auf eigenen Wohnraum, bedroht sieht? Wozu sind Menschen fähig, die aufhören, zusammenzuhalten, da ihnen das eigene Leben und vor allem ihr Komfort wichtiger werden als alles andere? Insbesondere wenn ihr Zusammenhalt auf einem mühsam aufrecht erhaltenen Konstrukt basiert. Im Alltag jahrelang funktionstüchtig, bis es dem ersten ernsthaften Belastungstest unterworfen wird und die Masken allmählich zu bröckeln beginnen.

Gedanken, mit denen sich „Ausgel(i)ebt“, das Bühnen-Erstlingswerk von Schauspielerin und Journalistin Karina Schiwietz auf ebenso komödiantische wie bitterböse, bewusst mit Klischees spielende Art und Weise befasst. Und zwar jenseits aller politischer Debatten oder aktueller Ereignisse. Sie betrachtet „Ausgel(i)ebt“ eher als zeitlose Gesellschaftssatire, die den Fragen nachspürt:

Kulturbühne Spagat im HORIZONT-Haus Domagkpark

Kulturelle Inspiration und kreative Teilhabe: Mit der Kulturbühne Spagat entstand 2018 im Münchner Norden eine neue Spielstätte, die dem Publikum ein Programm aus Theater, Musik, Lesungen, Filmen und Diskussionen bietet. Die soziokulturelle Bühne ist Teil des Wohn- und Kulturprojekts "Horizont-Haus" im Domagkpark von HORIZONT eV – Verein für obdachlose Kinder und Mütter der Schauspielerin Jutta Speidel. Ein reges Miteinander, bei dem verschiedene Kulturen und Generationen ihren Ausdruck finden. Es geht um Verknüpfungen und partizipative Angebote. Die Vorstellungen, Workshops und Projekte sind ein Spiegel einer sich wandelnden Gesellschaft. Sie wollen unterhalten und zugleich eingefahrene Denkmuster durchbrechen. Wichtige Stichworte sind Vielfalt – Interkulturelles – Integration – Gleichberechtigung – Miteinander.

Das Ensemble La Vie ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in der Landeshauptstadt München. Er wurde am 01.04.2009 in Dresden gegründet. Seine Mitglieder sind Künstler aus den Bereichen der Darstellenden und Bildenden Kunst. Der Verein agiert deutschlandweit. Der Vorstand besteht aus René Rothe, Karina Schiwietz und Eric Jacob.

Zweck des Vereins ist die Förderung von Kunst und Kultur. Dieser wird insbesondere verwirklicht durch die Ermöglichung des Erarbeitens und publik Machens verschiedenster Projekte im Bereich der Darstellenden und Bildenden Kunst. Damit will der Verein einen wesentlichen Beitrag zur Gestaltung eines lebendigen Kulturlebens in Deutschland leisten. Dies beinhaltet auch die Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit im theaterpädagogischen Bereich. Ein weiteres Anliegen des Vereins ist die Talentfindung und -förderung sowie Weiterentwicklung in den unterschiedlichsten Bereichen der Darstellenden Kunst und Bildenden Kunst.

Im Fokus steht dabei die Umsetzung von modernem und experimentellem Regietheater in einer sparten-übergreifenden Form.

Für weitere Informationen steht die Kulturbühne Spagat zur Verfügung: 089 / 540 46 37 40 und s.tschunko@kulturbuehne-spagat.de Bauhausplatz 3, 80807 München, www.kulturbuehne-spagat.de

Artikel vom 24.05.2020
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