Eine Unterführung, die vereint

Eröffnung der neuen Zentrumsunterführung am Poinger Bahnhof

Es ist eine der letzten Amtshandlungen von Poings Erstem Bürgermeister, Albert Hingerl, der mit der Eröffnung auch eine erfolgreiche Ära abschließt. Foto: Thomas Schächtl, ARGE Poing „Am Bergfeld“

Es ist eine der letzten Amtshandlungen von Poings Erstem Bürgermeister, Albert Hingerl, der mit der Eröffnung auch eine erfolgreiche Ära abschließt. Foto: Thomas Schächtl, ARGE Poing „Am Bergfeld“

Poing · Wie es bei historischen Ereignissen üblich ist, muss der Zeitpunkt genau datiert werden: Am Montag, den 27. April um 11.00 Uhr eröffnet Poings Erster Bürgermeister, Albert Hingerl, in Poing die Zentrumsunterführung, die das südliche Poing mit dem nördlichen Teil in Zukunft verbinden wird.

Er eröffnet diese Unterführung zusammen mit seinem Nachfolger, Thomas Stark und dem Projektleiter der ARGE Poing "Am Bergfeld", Helmut Sloim, in Zeiten, in denen die Corona-Pandemie die Welt im Atem hält. Es ist eine der letzten Amtshandlungen von Poings Erstem Bürgermeister, Albert Hingerl, der mit der Eröffnung auch eine erfolgreiche Ära abschließt. Er ist vor langer Zeit als junger Bürgermeisterkandidat mit dem Versprechen angetreten, diese Unterführung zu meistern. Mit der Eröffnung löst er das Versprechen ein und hinterlässt ein Vermächtnis, das seine Gemeinde zusammenwachsen lässt.

Die Unterführung ist nicht nur eine wichtige und langersehnte Lebensader, sie ist auch ein Denkmal. Ein Denkmal für beharrliche Politik, für Durchhaltevermögen und Weitsicht, für übermenschlichen Einsatz und letztlich für den Sieg der Vernunft. Dafür waren unglaubliche Anstrengungen notwendig. Alle Gemeinderäte verpflichteten sich über mehrere Legislaturperioden diesem Ziel, sie kämpften mit und gegen die Deutsche Bahn wie Don Quixote gegen die Windmühlen. Blockiert wurde das Projekt durch einen möglichen S-Bahn-Ausbau, irgendwann, vielleicht, schließlich nicht oder später. Es ist ein Paradebeispiel wie langfristige Verkehrsplanungen eines überregionalen Mobilitätsanbieters lokale Handlungsmöglichkeiten einschränken und Hoffnungslosigkeit erzeugen. Es ging so weit, dass Wallfahrten nach Altötting geplant wurden, um höheren Beistand zu erbitten. Und als Albert Hingerl die Schuhe schnürte und tatsächlich zur Schwarzen Muttergottes nach Altötting pilgerte, hatten sie es geschafft, die Unterführung konnte gebaut werden. Scheinbar.

Nach einer ersten Ausschreibung fand sich kein Unternehmen, das das Bauwerk umsetzen konnte. Der Bau der Unterführung brauchte also zusätzliche Kräfte. In einer zweiten Ausschreibung fand man folgende Firmen, die von Poings Projektmanager, Hans Solymosi, koordiniert wurden:

  • Planer: IB Lahmeyer – München
  • Ausführung: Mayerhofer Hoch-, Tief und Ingenieurbau GmbH – Simbach am Inn
  • Bauüberwachung Bahn: DB Engineering und Consulting GmbH – München
  • Elektro: euromicron Deutschland GmbH

Unter der Koordination des Projektmanagers Hans Solymosi wurde 11.150 m3 Erdreich ausgehoben, 3.500 m3 hinterfüllt, 2.560 m2 Spundwände als vorwiegend wasserdruckhaltender Verbau erstellt, 420 t Betonstahl verarbeitet, 1.940 m3 Beton vergossen, 2.420 m2 Abdichtungsarbeiten geleistet, 1.620 m2 Straßen- und Wegebau hergestellt, 32 m Bahnsteigkante und 60 m2 Bahnsteig gebaut. Darüber hinaus war 130 m Gleisbau nötig und 250 t Gleisschotter und 16.500 t Boden mussten entsorgt wurden.

Beeindruckende Zahlen, die eine Ahnung von der Dimension des Projekts zulassen. Die Bauphase dauerte von April 2018 bis April 2020 und beinhaltete etliche Herausforderungen: Dreimal musste der S-Bahn-Verkehr komplett gesperrt werden, ansonsten musste die S-Bahn auch bei laufenden Bauarbeiten weiter über die Unterführung fahren können. Auch die Koordination war nicht einfach. Mit der Gemeinde Poing, DB Netz und DB Station&Service gab es drei Kreuzungsbeteiligte.

Aber es hat sich gelohnt: 140 Meter verbinden Poing Nord und Poing Süd, zwei barrierefreie Rampen und zwei Treppenanlagen führen zum Bahnsteig und eine wunderschöne Effektbeleuchtung setzt das monumentale Bauwerk entsprechend in Szene. "Die Unterführung ist sehr schön geworden.", sagt Helmut Sloim von der ARGE Poing "Am Bergfeld". "Wir sind froh, dass wir unseren Beitrag zu diesem Gemeinschaftsprojekt mit der Gemeinde Poing leisten konnten. Für die Gesamtidentität des Ortes ist die Unterführung eine entscheidende Achse, die von Poing Süd über das Zentrum in den Bergfeldpark reicht und den großen Naherholungsraum für ganz Poing noch besser erschließt und jetzt sogar auf direktem Weg."

Letztlich ist die Unterführung nicht nur eine Unterführung. Die Unterführung ist auch ein Übergang. Von der äußerst erfolgreichen Ära Hingerl in eine neue Phase der Ortsentwicklung, die den innovativen Charakter der Gemeinde fortführen wird. Es ist ein großes Erbe auf dessen Basis eine neue Ära beginnen kann. Es ist ein solides Fundament für die Bewältigung der neuen Herausforderungen einschließlich der Corona-Krise und bietet zahlreiche Chance und Optionen. Es ist ein bedeutendes Erbe, aber eines durch das man bestens hindurchgehen kann.

Artikel vom 29.04.2020
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