Beklemmendes Mittwochskino

„Endstation Seeshaupt“ im Livestream am 29. April

Louis Sneh auf der Zugfahrt der Erinnerung. Bild rechts:  Überlebende aus dem Todeszug. Fotos: VA

Louis Sneh auf der Zugfahrt der Erinnerung. Bild rechts: Überlebende aus dem Todeszug. Fotos: VA

Ebersberg · Die Reihe „Mittwochskino“ im alten kino hat am Mittwoch, 29. April, einen richtigen Filmabend im Livestream-Programm. Gezeigt wird die mehrfach ausgezeichnete Dokumentation „Endstation Seeshaupt“ von Walter Steffen. Dieser erzählt darin die Geschichte des Todeszuges, der im April 1945 mit circa 4.000 KZ-Häftlingen aus dem Dachauer Außenlager Mühldorf auf eine fünftägige Irrfahrt durch Bayern geschickt wurde.

Ziel war es damals, die Häftlinge in den Alpen vor den anrückenden alliierten Truppen zu verbergen. Die Fahrt führte durch Ampfing, Poing, München, Beuerberg, Penzberg und Tutzing.

Protagonist des Filmes sind Louis Sneh, ein Überlebender des Holocaust, der damals 17 Jahre alt war, sowie Max Mannheimer, der bis zu seinem Tod im Herbst 2016 unermüdliche Erinnerungsarbeit leistete und nach dem kürzlich das Gymnasium in Grafing benannt wurde.

Der unabhängige Regisseur Walter Steffen, dessen Film in das Archiv von Yad Vashem in Jerusalem aufgenommen wurde, hat die Dokumentation aus dem Jahr 2011 angesichts der Gewalttaten in Halle, Hanau, München und an vielen anderen Orten nun digital remastered neu aufgelegt. Kinostart war Donnerstag, 23. April. "In einer Zeit, in der die gesellschaftliche Mitte von Populisten und rechter Propaganda vergiftet werde, sei ein solcher Film wichtiger denn je", sagt Walter Steffen. Er verweist auch auf Vorfälle im Landkreis Ebersberg und anderswo, bei denen Schüler über Smartphones rassistische, neonazistische Inhalte und Nazisymbole ausgetauscht haben, ohne sich tatsächlich darüber im Klaren zu sein, was sie tun.

Weil „Endstation Seeshaupt“ mit seinen Zeitzeugenberichten die wichtige Erinnerungs-, Aufklärungs- und Versöhnungsarbeit unterstützt, zeigt das alte kino den Film auch am Donnerstag, 30. April, untertags auf seiner Webseite, damit Schüler ab den siebten Klassen Gelegenheit haben, ihn anzuschauen.

Der Film ist ab zwölf Jahren freigegeben.

Der Münchner Merkur urteilte damals: „In seiner Sorgfalt und leisen Wucht überwältigend“. Die Süddeutsche Zeitung schrieb: „Der Film erzählt die Geschichte, wie sie war, setzt aber auch ein Zeichen für eine gemeinsame Zukunft.”

Der Eintritt zum Livestream ist frei und beginnt um 19.30 Uhr auf www.kultur-in-ebersberg.de

Wie im richtigen Mittwochskino auch, beginnt der Abend mit einem Kurzfilm. Auf dem Programm steht „Der Wind“, ein Animationsfilm von Robert Löbel über ein windiges Land und seine ebenso windigen Einwohner.

Artikel vom 28.04.2020
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