Experten prophezeien lange Auszeit

Leere Stadien noch viele Monate?

Im Wartestand: Fußball in der Corona-Krise. Foto: Anne Wild

Im Wartestand: Fußball in der Corona-Krise. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der Profifußball in Deutschland bereitet sich organisatorisch auf Spiele ohne Zuschauer vor, um Fernsehgelder und Sponsoren-Einnahmen nicht zu gefährden. In der Politik und unter medizinischen Sachverständigen gibt es mittlerweile Zweifel, ob eine baldige Fortsetzung der Saison 2019/2020 möglich ist.

So sagte der Gesundheitswissenschaftler und SPD-Politiker Karl Lauterbach gegenüber dem Nachrichtenmagazin Spiegel: »Fußball wäre theoretisch nur denkbar, wenn die Spieler ein paar Tage vor dem Spiel getestet und dann bis zum Spielbeginn isoliert würden, damit sie sich nicht gegenseitig infizieren. Hat sich ein Spieler angesteckt, müssen er und alle Mannschaftskollegen in Quarantäne.« Die erforderlichen Testkapazitäten und einzuhaltenden Restriktionen für Profispieler bilden eine hohe Hürde.

Der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina, Gerald H. Haug, sprach in den ARD-Tageshemen von Voraussetzungen für eine Rückkehr zur gesellschaftlichen Normalität. So müsse sich erst die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 auf niedrigem Niveau stabilisieren. Kliniken müssten über ausreichende Kapazitäten verfügen und Schutzmaßnahmen im öffentlichen Raum wie das Tragen von Masken und Abstandsregeln müssten gewährleistet sein. Unter diesen Annahmen könnten Einzelhandel und Gastronomiebetriebe wieder öffnen und Reisen möglich werden. Für den Profifußball und andere zuschauerträchtige Großveranstaltungen sieht Haug jedoch keine Lockerungsmöglichkeit.

Auf die Frage, wie lange Sportstadien leer bleiben müssten, entgegnete er: »Es wird sicherlich viele Monate dauern, es kann bis zu eineinhalb Jahre sein.« Die Corona-Pandemie sei erst zu Ende, wenn ein Impfstoff gegen das Virus gefunden sei. Bis dahin wäre es »sicherlich klug«, auf die Öffnung von Stadien für Zuschauer zu verzichten. Ulf Dittmer, Direktor des Instituts für Virologie in Essen, stützt in einer Einschätzung für die Deutsche Presse-Agentur die Einlassungen Haugs: »Nicht nur zum Fußball mit Zuschauern, sondern auch zu anderen Großveranstaltungen gibt es eine Aussage der Leopoldina. Demnach können solche Veranstaltungen nicht stattfinden, bis wir einen Impfstoff haben. Ich halte diese Aussage für relativ belastbar.«

(as)

Artikel vom 15.04.2020
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