Widerspruch aus Halle, Zwickau und Mannheim

Drittligisten wollen Saison zu Ende spielen

Will Saison fortsetzen: Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Foto: Anne Wild

Will Saison fortsetzen: Löwen-Geschäftsführer Günther Gorenzel. Foto: Anne Wild

München/Giesing · Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat sich mit dem Spielausschuss und den Vertretern der zwanzig teilnehmenden Klubs darauf geeinigt, die laufende Saison nach Möglichkeit zu Ende zu spielen. Das geht aus einer Mitteilung des Verbands hervor. Entscheidend für eine Fortsetzung seien behördliche Verfügungen, aus denen alle weiteren Entscheidungen und Maßnahmen abgeleitet würden.

Es bestünde beim DFB und den Teilnehmern der Dritten Liga Einigkeit darüber, »dass eine mögliche Wiederaufnahme des Spielbetriebs nicht zu Lasten der Allgemeinheit und des Gesundheitsschutzes gehen darf«. Derzeit ist der Spielbetrieb bis zum 30. April ausgesetzt – elf Spieltage sind noch zu absolvieren. Verschiedene Szenarien seien zur Wiederaufnahme denkbar. Alle zwanzig Vereine hätten grundsätzlich ihre Bereitschaft signalisiert, aktiv an der Erarbeitung und Umsetzung von Lösungen für den weiteren Spielbetrieb mitzuwirken.

Sport-Geschäftsführer Günther Gorenzel vom TSV 1860 München geht davon aus, Mitte Mai den Spielbetrieb wieder starten zu können. Nach aktueller Lage der Dinge müssten die verbleibenden Partien wohl ohne Zuschauer und in enger Taktung stattfinden. Man wolle »bis zum 30. Juni 2020, solange die Arbeitsverträge mit den Spielern laufen, die Saison zu Ende zu spielen«, sagt Gorenzel und beziffert für seinen Klub den finanziellen Schaden »um 100 Prozent höher, wenn die Saison abgebrochen wird, als wenn wir sie ohne Zuschauer zu Ende spielen«.

Bei den Münchner Löwen hofft man auf finanzielle Unterstützung der Dauerkartenbesitzer im Grünwalder Stadion. Entsprechende Signale gab es bereits von verschiedenen Organisationen aus dem Vereinsumfeld. Gorenzel: »Wir können zwar nicht wissen, wie viele der 9.000 Dauerkartenbesitzer ihr Geld zurückfordern, aber wir bauen darauf, dass die Löwenfamilie zusammenhält.«

Widerspruch kommt vom FSV Zwickau. In einem Gespräch mit dem Deutschlandfunk sieht Vorstandssprecher Tobias Leege durch sogenannte Geisterspiele »einen weiteren Genickbruch« für etliche Drittligisten. Würden die Zuschauereinnahmen ausbleiben, aber die Kosten für den Spielbetrieb weiter anfallen, wäre das laut Leege ein großes Problem. Die staatliche Unterstützung durch Kurzarbeit schaffe zwar kurzfristig Entlastung, doch spätestens im Juni drohe seinem Verein das Geld auszugehen.

Auch beim SV Waldhof Mannheim sieht man Spiele ohne Zuschauer kritisch. »Geisterspiele sind für Mannheim eine große finanzielle Belastung. Für uns wäre es der bessere Weg, wenn die Saison abgebrochen würde«, erklärte der Geschäftsführer des aktuellen Tabellenzweiten, Markus Kompp, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Für eine vorzeitige Beendigung der Saison plädieren ebenfalls die Verantwortlichen beim Halleschen FC. In einer Mitteilung auf der Website des Klubs heißt es: »Wir wollen nicht vor leeren Zuschauerrängen spielen.« Geisterspiele würden »die finanzielle Situation des Vereins drastisch verschlechtern und eine zusätzliche Wettbewerbsverzerrung mit sich bringen«. Man sei gezwungen, die vollen Kosten des Spielbetriebs zu tragen, »ohne diese über die entsprechenden Einnahmen aus Ticketverkäufen refinanzieren zu können«, begründen die Hallenser ihre Haltung.

Gorenzel glaubt hingegen, dass ein vermehrtes Interesse daran bestünde, die verbleibenden Spiele unter Ausschluss der Zuschauer live im Fernsehen zu verfolgen. Er appelliert an die Solidarität im Fußball-Business und hofft, dass sich der TV-Rechteinhaber Magenta Sport mit öffentlich-rechtlichen Sendern auf erweiterte Übertragungsmöglichkeiten einigen würde. »Das könnte für alle Beteiligten eine Win-Win-Situation sein. Denn eine höhere Reichweite und Einschaltquote bringt auch den Klubs in der Vermarktung etwas.«

(as)

Artikel vom 11.04.2020
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