Pfarrerin Urike Feher von der Sophienkirche schreibt

Messestadt Riem · Ostern in Zeiten von Corona

Auch in Zeiten von Corona fällt Ostern nicht aus, die Sophiengemeinde informiert über ihr Programm. Foto: hw

Auch in Zeiten von Corona fällt Ostern nicht aus, die Sophiengemeinde informiert über ihr Programm. Foto: hw

Messestadt Riem · Liebe Leserinnen und liebe Leser, momentan komme ich mir vor wie in einem SciFi-Roman. Leere Straßen. Verunsicherte Menschen in den Häusern und Wohnungen. Warten auf den unsichtbaren Feind. So ist es inzwischen bei uns.

Das sars cov 2 Virus, wir können es fast schon nicht mehr hören, wirbelt alles kräftig durcheinander, stellt die ganze Welt auf den Kopf. Verunsicherung und Angst machen sich breit. Social distancing ist das Gebot der Stunde. Abstand halten, sich selbst isolieren.

Jeder Einkauf im Supermarkt wird so zu einer ganz besonderen Herausforderung. Wie kann ich möglichst großen Abstand zwischen mich und die Anderen, die eben auch einmal einkaufen müssen, bringen? Und was, wenn mir einer doch zu nahe kommt?

Trifft man bekannte Gesichter, dann winkt man sich von weitem zu. Das Ganze fühlt sich so fremd und komisch an, eben wie aus einem SciFi- Roman. Und dann sollen wir in einigen Tagen Ostern feiern, das Fest des Lebens, der Lebensfreude? Die Stimmung scheint eher dem Karfreitag zu entsprechen. Fällt Ostern dieses Jahr aus?

Kann es Ostern in Zeiten von Corona geben, so frage ich mich.

„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln,“ so der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Das stimmt, denke ich mir. Schließlich erzählt ja auch die Ostergeschichte davon: Die drei Frauen sind auf dem Weg zum Grab Jesu. Mit dem schrecklichen Tod Jesu am Kreuz wurde ihr ganzes Leben durcheinander gewirbelt. Nichts ist mehr so, wie es noch vor wenigen Tagen war. All ihre Hoffnungen und Träume wurden einfach zunichte gemacht.

Die Frauen haben Angst, sie sind total verunsichert. Mit niemandem können sie über ihren Freund Jesus reden. Auch hier ist social distancing angesagt. Und dann das leere Grab, der Engel. Der Engel weiß, welche Gedanken sich die Frauen machen. „Fürchtet euch nicht,“ so spricht er die zitternden Frauen an. „Jesus, der Gekreuzigte ist auferstanden. Er lebt!“

Die Frauen können nicht verstehen, was geschehen ist. Ich kann mir dieses Gefühlschaos der Frauen gut vorstellen. In dieses Gefühlswirrwarr hinein kommt Jesus selbst. Nun hören und sehen ihn die Frauen selbst. „Fürchtet euch nicht“, sagt er. Mehr muss er gar nicht sagen. Dann schickt er sie zu seinen Freunden und Freundinnen zurück, zurück in den Alltag.

Mitten im Leben - da begegnen sie Jesus dem Auferstandenen. Das verändert das Leben der Frauen. Es beginnt sich das Leben wieder zu regen, und das spüren die Frauen. Da ist plötzlich wieder alles offen, da sind ihre Hoffnungen wieder lebendig.

„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln,“ so der Theologe Dietrich Bonhoeffer. Ostern in Zeiten von Corona brauchen wir. Denn Ostern lenkt unseren Blick auf das Leben. Und das gibt es auch noch trotz Corona, trotz social distancing. Immer wieder ist dieses Leben spürbar. Für mich beim netten Zuruf über drei Meter Distanz: „Ich habe immer wieder an Sie gedacht, wie es Ihnen wohl ergeht? (…) Schön, dass es Ihnen gut geht. Bleiben Sie gesund!“

Das Leben ist spürbar durch Menschen, die sich einfach anbieten für andere einzukaufen oder einfach mal zu telefonieren mit Gemeindegliedern. Dieses österliche Leben wird konkret auch im Gebet. Wer mag, kann beim Läuten der Kirchenglocken um 12.00 und 19.30 Uhr einfach mal für andere beten, für die Neuinfizierten und Vorerkrankten, deren Leben bedroht ist.

Beten für die, die so gar nicht mit all den Beschränkungen zurechtkommen und für die, die helfen das Leben aufrecht zu erhalten. Wie nötig ist das Gebet für all die, die jetzt politisch und medizinisch wirklich schwierige und tiefgreifende Entscheidungen treffen müssen.

Das Beten verbindet und lässt uns das Leben auf eine ganz besondere Weise spüren. Denn da ist ja auch die Zusage: Fürchte dich nicht, ich bin bei dir. „Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln,“ so Dietrich Bonhoeffer. Ostern in Zeiten von Corona, das wünsche ich Ihnen.

Bleiben Sie gesund,
Ihre Pfarrerin Ulrike Feher

Online-Andachtsserie - nicht verpassen

Gemeinsam haben die Friedenskirche in Truderin, die Sophienkirche und die Jesuskirche ein Online-Andachtsreihe erstellt. Ein Lied für die Hoffnung, Zuversicht und Vertrauen in diesen besonderen Zeiten - Glaubenstexte, die uns auf Gott hoffen lassen und uns Kraft schenken. Zu hören und zu sehen am 10. April, 12. April und am 17. April unter www.friedenskirche-trudering.de - www.sophienkirche.de und unter www.jesuskirche.de

Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verlangsamen und das Ansteckungsrisiko zu vermindern, ist es seit 16. März in Bayern untersagt, Gottesdienste oder Andachten in Kirchen zu feiern.

Zusätzlich setzen wir den Parteiverkehr im Pfarramt aus. Selbstverständlich halten wir die Öffnungszeiten des Büros bei und kümmern uns weiterhin telefonisch, per Email oder postalisch um alle Angelegenheiten.

Wenn Sie ein seelsorgerliches Anliegen haben, wenden Sie sich an Pfarrerin Ulrike Feher: Tel: 943 89 977 bzw. unter der E-Mail pfarramt.riem@elkb.de

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Artikel vom 08.04.2020
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