Kunst im Wohnzimmer

München · Münchner Kabarettistin betreibt Facebook-Projekt

Die Münchner Kabarettistin Christina Baumer hat das Projekt ins Leben gerufen. Sie koordiniert "Quarantänekunst" von der heimischen Couch aus. Foto: Christina Baumer

Die Münchner Kabarettistin Christina Baumer hat das Projekt ins Leben gerufen. Sie koordiniert "Quarantänekunst" von der heimischen Couch aus. Foto: Christina Baumer

München · Mit dem Projekt „Quarantänekunst“ wollen 40 Künstler aus ganz Deutschland und zum Teil sogar aus der ganzen Welt auf ihre prekäre Situation durch die Folgen der Corona-Krise aufmerksam machen, gleichzeitig Menschen unterhalten und sie auf positive Gedanken bringen. Ins Leben gerufen hat das Projekt eine Münchnerin.

Seit Tagen sitzt Christina Baumer die meiste Zeit auf ihrem Sofa. Mit dabei hat die 33-jährige Kabarettistin immer drei Rechner, die aktuell heiß laufen. Auf einem Laptop schneidet sie Videos, auf dem anderen Rechner liest sie Nachrichten. Zudem behält sie Social-Media-Kanäle wie Facebook, Instagram und Youtube im Blick. Am 13. März hat Baumer das Projekt „Quarantänekunst“ auf der Online-Plattform Facebook gestartet. Viele Künstler, vor allem aus Bayern, haben ihr bereits Videos geschickt und zeigen in kurzen Beiträgen einen Ausschnitt aus ihrem Repertoire. Baumer bündelt alles und sorgt unter dem Titel „Quarantänekunst“ für die Verbreitung in den sozialen Medien. Auch einen Quarantäne-Song mit Youtube-Video haben die Künstler kurzerhand aus dem Boden gestampft. Bei Facebook wurde das Lied, gesungen von der Kabarettistin Viktoria Lein aus München und produziert von dem Kölner Martin Gerke, über 450 Mal geteilt.

Im Bild sind Videoausschnitte zahlreicher Künstler zu sehen. „Die Leute diskutieren über den Song“, sagt Baumer und verweist auf die zahlreichen Kommentare in den sozialen Medien. Die Künstler wollen mit ihren Videos Menschen unterhalten und auf andere Gedanken bringen. „Ich wollte nicht, dass meine Künstlerkollegen depressiv zu Hause sitzen“, erklärt die 33-Jährige ihre Motivation. „Ärzte sind Helden, aber wir können der Lichtblick am Abend sein.“ Die Künstler wollen vom eigenen Wohnzimmer aus Spaß und Lebensfreude verbreiten. Kunst und Kultur sollen schließlich trotz Ausgangsbeschränkungen nicht zum Erliegen kommen. Geboten wird ein buntes Programm: Zu sehen ist etwa ein Schwertschlucker in der Badewanne, Gesangs- und Tanzeinlagen sowie viele kabarettistische Beiträge, die Menschen zum Lachen bringen sollen. „Ich finde das Engagement der Künstler grandios“, sagt Baumer. „Es gibt keinen Neid untereinander, alle halten zusammen und wollen was auf die Beine stellen.“ Besonders berührt sie, dass der Zusammenhalt auch Menschen betrifft, die sich persönlich gar nicht kennen: „Wir kommunizieren über die Social-Media-Kanäle ‒ und es klappt super.“

„Eigentlich wäre ich gerade auf Tournee“, sagt Christina Baumer. „Viele Auftritte wurden auf 2021 verschoben, das ist echt krass.“ Große Hoffnungen setzt sie wie auch viele andere bayerische Künstler in einen aufgelegten Hilfsfonds der bayerischen Staatsregierung, der ihre Einnahmen teilweise kompensieren soll. „Für viele Solo-Künstler kann der lange Ausfall das Ende ihrer Karriere bedeuten“, erklärt Baumer. Sie hätten nicht die finanziellen Polster, um lange Durststrecken zu überbrücken. Die Kosten für den Lebensunterhalt laufen ja weiter. Die "Quarantänekunst" soll sich für die Künstler aber langfristig auszahlen. „Vielleicht erinnern sich die Menschen nach der Krise an uns und unterstützen uns noch stärker als sonst mit dem Besuch unserer Auftritte“, hofft Baumer. Christl und viele andere stärken der 33-jährigen Künstlerin mit ihrem kreativen Engagement den Rücken. „Irgendwann kommt was zurück“, ist Christl überzeugt. Sie hofft, dass die Corona-Krise auch den Blick auf Künstler und ihren Einsatz für die Gesellschaft verändert. Martina Groh-Schad

Kommentar zum Thema von Daniel Mielcarek:

Artikel vom 02.04.2020
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