Zeuge und Impulsgeber

Vor 75 Jahren hingerichtet: Wie Bogenhausen Pater Alfred Delp gedenkt

Beim Pfarrhaus St. Georg steht seit 1981 ein Denkmal für Pater Alfred Delp, der hier Kirchenrektor war und von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Foto: bs

Beim Pfarrhaus St. Georg steht seit 1981 ein Denkmal für Pater Alfred Delp, der hier Kirchenrektor war und von den Nationalsozialisten hingerichtet wurde. Foto: bs

Bogenhausen · Kardinal Reinhard Marx würdigte ihn als Impulsgeber auch für heute: Die Hinrichtung des NS-Widerstandskämpfers Alfred Delp hat sich vor kurzem zum 75. Mal gejährt. An den Jesuitenpater, der Seelsorger in der Bogenhauser Pfarrei Heilig Blut war, erinnern ein Denkmal und eine Straße im Viertel.

In der jetzigen Umbruchs- und sogar Krisenzeit, in der danach gefragt werde, wie es mit der Kirche weitergehe, was ihr Auftrag sei, „kommt ein starkes Licht von Delp“, sagte der Erzbischof von München und Freising, Kardinal Reinhard Marx, bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Heilig Blut im Gedenken an den 75. Jahrestag der Hinrichtung Delps.

Der Kardinal würdigte den ursprünglich aus Mannheim stammenden Jesuitenpater als „einen Zeugen, der auch heute noch zu uns spricht“. Seine in Gefangenschaft und oft mit gefesselten Händen verfassten Schriften, aber ebenso seine zuvor erstellten Texte, würden neu aufrütteln.

Alfred Delp, geboren am 15. Dezember 1907 und als Gymnasiast zum katholischen Glauben konvertiert, trat 1926 in den Jesuitenorden ein. 1939 wurde er Redakteur bei den „Stimmen der Zeit“, der Monatszeitschrift der Jesuiten in München, ab diesem Jahr wirkte er auch in der Pfarrei Heilig Blut. Im Frühjahr 1942 nahm Delp Kontakt auf zum „Kreisauer Kreis“ um Helmuth James Graf von Moltke.

Anfang Juni 1944 hatte er noch Claus Graf von Stauffenberg in Bamberg besucht. Von dessen Verhaftung am 21. Juli, dem Tag nach dem Hitler-Attentat in der Wolfschanze, war er völlig überrascht. Sieben Tage später wurde Delp, der nach dem Verbot der „Stimmen der Zeit“ Kirchenrektor von St. Georg in Bogenhausen geworden war, nach der Frühmesse verhaftet und des Hochverrats angeklagt, obwohl er an den Vorbereitungen des Attentats wohl nicht beteiligt gewesen war. Seine letzten Gelübde legte er, trotz Drohungen der Gestapo, im Gefängnis ab.

Die Nationalsozialisten hätten Delp, der am 2. Februar 1945 in der Hinrichtungsstätte Berlin-Plötzensee gehängt wurde, nicht nur getötet, betonte Marx. Indem sie anschließend seine Asche im Wind verstreuten, hätten sie auch verhindern wollen, dass Menschen sich an ihn erinnerten. „Doch das ist nicht gelungen“, rief der Kardinal den Gläubigen zu. In Alfred Delps einstiger Wirkungsstätte Bogenhausen und auf der ganzen Welt werde die Erinnerung an ihn wachgehalten, bekräftigte Marx.

Ein Zeichen der Erinnerung in Bogenhausen ist die Delpstraße, die nördlich des Max-Josef-Stifts beginnt und vorbei am Böhmerwaldplatz bis zur Denninger Straße führt. Es ist eine pikante historische Note, dass in eben jener Straße einst Eva Braun, die Geliebte Adolf Hitlers, eine Villa bewohnte. Damals hieß die Straße noch Wasserburger Straße, 1955 erhielt sie ihren heutigen Namen.

Bronzedenkmal und Gedenktafel

Am Rande der Maximiliansanlagen, gegenüber des Pfarrhauses der katholischen Kirche St. Georg, steht ein Denkmal für Pater Alfred Delp. Es trägt ein Bronzerelief mit dem alttestamentarischen Motiv der "Drei Jünglinge im Feuerofen". Der Gedenkstein wurde im Mai 1981 durch den Münchner Erzbischof Joseph Kardinal Ratzinger, den späteren Papst Benedikt XVI., geweiht und gesegnet.

Zudem gibt es eine Gedenktafel an der westlichen Außenmauer von St. Georg, wo Delp ebenso genannt wird wie drei weitere Widerstandskämpfer, Hermann Josef Wehrle, Franz Sperr und Ludwig Freiherr von Leonrod, die allesamt in der Pfarrei wirkten oder in Bogenhausen lebten.

Artikel vom 26.02.2020
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