Eine kunstvolle Baustelle

Sanierung: Glyptothek noch bis November geschlossen

Die antiken Werke sind eingezäunt oder in Kästen. Museumsleiter Florian Knauß (Foto) lud den Wochenblatt-Reporter Daniel Mielcarek auf einen Rundgang durch die Baustelle ein. Foto: Daniel Mielcarek

Die antiken Werke sind eingezäunt oder in Kästen. Museumsleiter Florian Knauß (Foto) lud den Wochenblatt-Reporter Daniel Mielcarek auf einen Rundgang durch die Baustelle ein. Foto: Daniel Mielcarek

München · München, die bayerische Landeshauptstadt, ist unter vielen Namen bekannt. Wer sich am Königsplatz umschaut, dem fällt wohl am ehesten "Isar-Athen" ein. Die griechischen Tempel und Propyläen erinnern an die Stadt der Antike, Athen. Wer heute auf dem Königsplatz die Augen öffnet, denkt eher an eine Stadt der Bauzäune.

Weiterer Artikel zum Thema
Münchner Museen in Zeiten von Corona
Artikel vom 05.06.2020: Mit Vorsicht genießen

Eines der "schönsten Museen der Welt ist derzeit geschlossen und verhüllt", sagt Florian Knauß, Leiter der Glyptothek am Münchener Königsplatz, "und das Herz schmerzt ein wenig".

Sie ist eine der weltweit größten Sammlungen antiker Skulpturen. "Es ist ein Wohlfühlraum, der Innenhof ist eine Oase der Ruhe", sagt er und geht an Gerüsten und Baumaschinen vorbei. Einige Skulpturen wurden, obwohl es logistisch schwieriger ist als bei Gemälden, an andere Museen verliehen. Berühmte Statuen wie der Barberinische Faun sind verschlossen von riesigen Spanplatten-Boxen, um sie vor Staub und herabstürzenden Sachen zu schützen. Die Glyptothek ist zu einer kunstvollen Baustelle geworden. Darum ist die Pforte für Besucher noch bis voraussichtlich November geschlossen.

"Seit 1972 nichts gemacht worden, außer der Heizung"

Das älteste Museum Münchens hat seit den Olympischen Spielen keine Baumaßnahmen gesehen. "Seit 1972 ist nichts gemacht worden, außer derHeizung", fasst der Leiter zusammen. Es werden die elektrischen Leitungen neu verlegt und das Sicherheitssystem kommt auf den neuesten Stand. "Der Handlungsbedarf war enorm. Alle bisherigen Mängel werden beseitigt".

Eine Weltstadt wie München muss makellos sein. Spätestens seit dem spektakulären Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden sei vielerorts der Druck nach einem funktionierenden Einbruchschutz in Museen gestiegen. Die verantwortlichen Museumsleiter aus aller Welt werden auf die Probe gestellt.

Ein Vorfall wie in Dresden ist allerdings schwer zu verhindern gewesen, ist der Leiter der Glyptothek der Meinung. Daher zeigt er sich solidarisch mit dem Direktor. "Man ist nie zu 100 Prozent geschützt." Er resümiert, dass man aus jedem Einzelfall dazulernt. "München ist sehr reich an Schätzen", weiß Knauß.

Damit sich am Königsplatz keine Langfinger ans (Kunst)Werk machen, gibt es daher die große Sanierung, für die das Museum komplett geschlossen sein muss.

Eine teilweise Schließung als Kompromiss für die Museumsfreunde und Touristen war nicht zulässig. "Schließlich ist die Elektrik überall. Alle Säle hängen miteinander zusammen", so Knauß. Das Museum ist so konzipiert, dass der Besucher hier einen Rundgang machen kann.

Gleichzeitig mit der Erneuerung der Elektrik wird das Museum und die Toiletten komplett barrierefrei und "freundlicher" gestaltet. Von außen wird der Putz erneuert. "Der Efeu hat der Fassade ziemlich zugesetzt", sagt Knauß.

Dekorationselemente kommen hinzu. Die ursprünglichen Stirnziegel und Schmuckglieder in Form von Löwen werden das Dach wieder verzieren. So wird die Glyptothek ab Herbst schöner denn je im griechischen Licht erstrahlen.
Von Daniel Mielcarek

Mehr Infos
Noch 233 Tage: Auf der Homepage läuft der Countdown bis zur Wiedereröffnung. Wer auf die Griechen, Römer und Etrusker nicht verzichten möchte, geht in die gegenüber liegende Staatliche Antikensammlung. Dort ist vorübergehend auch das Café der Glyptothek hingezogen.
Weitere Informationen sind unter www.antike-am-koenigsplatz.mwn.de/glyptothek-muenchen.html abrufbar.

Artikel vom 24.02.2020
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...