Abschied vom Rathaus

Otterfing · Bürgermeister Jakob Eglseder tritt nicht mehr an

Ende April hat Bürgermeister Eglseder nach 18 Jahren im Amt seinen letzten Tag. Danach geht er in den verdienten Ruhestand. Foto: hw

Ende April hat Bürgermeister Eglseder nach 18 Jahren im Amt seinen letzten Tag. Danach geht er in den verdienten Ruhestand. Foto: hw

Otterfing · Für die Kommunalwahl am 15. März hat Bürgermeister Jakob Eglseder (CSU) seinen Hut nicht mehr in den Ring geworfen. Obwohl er das mit seinen 62 Jahren eigentlich noch einmal hätte tun können. "Die letzten 18 Jahre im Amt waren sehr interessant und lehrreich, aber jetzt reicht es", betont er.

Zufrieden ist er mit seinem Werk, auch wenn er gerne mehr auf den Weg gebracht hätte. Vor allem der Streit um den Sportplatz und alles, was damit zusammenhängt, hat zunehmend an ihm genagt. Als Bürgermeister sei man eben nicht der, der alleine entscheide, sondern vielmehr bestimme die Mehrheit im Gemeinderat den Weg, so Eglseder. Er ist nach wie vor der Ansicht, dass die Verlegung des Sportareals an die Kreuzstraße und die Ausweisung des dann ehemaligen Sportareals die Lösung für viele Probleme im Ort gewesen seien.

Eine Mehrheit für dieses Anliegen konnte er im Gemeinderat nicht finden. Aber es gibt auch viele positive Errungenschaften, die in seiner Amtszeit gelungen sind: Dazu gehört die Konsolidierung der Finanzen der Gemeinde. Geschickte und gezielte Gewerbeansiedlungen seien gelungen, denn ohne Einnahmen könne man auch die schönsten Pläne nicht umsetzen. So wurde die ehemalige Pausenhalle zur modernen Schulaula umgebaut, an der sich nicht nur die Grundschüler erfreuen, sondern in der auch vielfältige Veranstaltungen stattfinden.

"Die Finanzierung mit am Ende 8 Millionen Euro war ein ganz schöner Brocken für die Gemeinde", erinnert er sich. Gestemmt habe man dies mit einer vorausschauenden Finanzpolitik, die sich bewährt habe, betont er nicht ohne Stolz. Statt Schulden habe man nun ein solides Finanzpolster geschaffen, so Eglseder. Dank beständiger Einnahmen konnten beispielsweise auch zahlreiche Straßen und Brücken saniert werden, das ehemalige Sparkassengebäude gekauft und in kommunalen Wohnbau umgewandelt werden.

Zwölf kommunale Wohnungen wurden somit erworben, von denen drei an Kinderbetreuungspersonal und zwei an Rathausmitarbeiter vergeben wurden. Auch in Otterfing sei bezahlbarer Wohnraum Mangelware, dieser sei aber entscheidend für die Personalgewinnung, so der scheidende Bürgermeister. Auch in den Ausbau der Kinderbetreuung habe die Gemeinde in seiner Amtszeit kräftig investiert.

Ein großes Anliegen war ihm auch, den dörflichen Charakter seiner Heimatgemeinde zu erhalten. Dazu wurde 2007 ein Ortsentwicklungsplan vom Gemeinderat verabschiedet, der in seiner Kernaussage besagt, dass die Gemeinde zunächst innerorts nach Verdichtungsmöglichkeiten Ausschau halten solle, bevor im Außenbereich neue Baugebiete erschlossen würden. Ein langsames, organisches Wachstum von maximal 2 Prozent jährlich habe man sich damals auf die Fahnen geschrieben. Wichtig sei dies, damit auch die nötige Infrastruktur mitwachsen könne. Derzeit liege das Wachstum sogar unter einem Prozent, teilte Jakob Eglseder mit. Auch einen Energieentwicklungsplan habe man damals auf den Weg gebracht, zählte er weiter auf. Ebenfalls 2007 habe die Diskussion um das Sportplatzgelände begonnen, eine Diskussion, die sich seitdem im Kreis dreht.

Zu den Meilensteinen gehört für ihn auch 2011 der Erwerb des Bahnhofsgebäudes und des dazu gehörigen Areals, 2014 der Umbau der ehemaligen B13 und 2017 der Erweiterungsbau der Schule, um nur einige Eckpunkte zu nennen.

Die Fortschreibung des Flächennutzungsplans für Otterfing war ebenfalls ein wichtiger Schritt für die Gemeinde, vor allem, weil man damit ein Ausufern des Kiesabbaus verhindere. Durch die Umwidmung eines Teils des Hofoldinger Forstes vom Bannwald in ein Landschaftsschutzgebiet habe man auch den Weg für mögliche Windräder geebnet.

Derzeit laufen die Untersuchungen, ob ein derartiges Vorhaben ökonomisch sinnvoll und ökologisch vertretbar ist. Hier arbeitet Otterfing eng mit den Gemeinden Aying, Brunnthal und Sauerlach sowie dem Landkreis München zusammen. Ein wichtiger Schritt war auch die Sicherung der Wasserversorgung für die Gemeinde. Mit den Planungen zu einem dritten Brunnen wurde 2018 begonnen, in zwei Jahren wird dieser dann fertig gestellt sein, so Eglseder. Stolz ist der langjährige Bürgermeister auch auf das engagierte Ehrenamt im Ort, dem man unter anderem das Dorf- und das Weinfest sowie zahlreiche andere Veranstaltungen verdanke.

Auch in Sachen Radwegeausbau habe sich einiges getan, auch wenn nicht so schnell wie gewünscht. In Richtung Sauerlach sei man schon weit gekommen, in Richtung Miesbach und Tegernsee steht ein Zusammenschluss mit den anderen Landkreisgemeinden kurz bevor. Dort wird man den dann im Ruhestand befindlichen Bürgermeister mit seiner Gattin bei schönem Wetter wieder öfter sehen. Mehr Sport treiben, wandern und vor allem Skifahren gehen stehen auf der Liste von Jakob Eglseder. Nach 45 Berufsjahren darf es jetzt gerne ein wenig ruhiger werden. Seine Schreinerei hat er verpachtet, jetzt ist erst einmal die Familie dran, die in den letzten 18 Jahren oft und viel zurück stecken musste.

Eine Enkelin habe er bereits, er habe aber auch nichts dagegen, so bekennt er schmunzelnd, wenn sich die Enkelschar, um die es sich zu kümmern gilt, deutlich größer wird. Auch eine freiberufliche Beratertätigkeit könne er sich vorstellen, komme Zeit, komme Rat, so Eglseder.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht er nun Ende April in den Ruhestand. "Die letzten sechs Jahre waren ganz sicher nicht vergnügungssteuerpflichtig", bekennt er, dennoch kann er das Rathaus mit einem guten Gefühl verlassen, das Feld für seinen Nachfolger sei gut bestellt. hw

Artikel vom 10.02.2020
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