Jede Menge Lärm

A94 und B15: Umstrittene Verkehrsprojekte im Landkreis

Hans Grandinger mit "Merkel-Raute" zur B15 in der Bürgerversammlung 2014: "Das wäre der Tod des Holzlandes".  Rechts: Das Verkehrschaos bleibt vorerst: Die B15 durch Taufkirchen ist ein Nadelöhr. Fotos: kw

Hans Grandinger mit "Merkel-Raute" zur B15 in der Bürgerversammlung 2014: "Das wäre der Tod des Holzlandes". Rechts: Das Verkehrschaos bleibt vorerst: Die B15 durch Taufkirchen ist ein Nadelöhr. Fotos: kw

Dorfen/Erding · Die schlimmsten Befürchtungen der Anlieger an der neuen A94 sind wahr geworden. Politisch und gerichtlich durchgepeitscht wurde eine Trasse, die das Isental gewaltig verlärmt. Jetzt geht es um Schadensbegrenzung in Form von Tempolimits.

120 Stundenkilometer, und wenn es nach dem Willen der Landkreis-CSU geht auf der ganzen Strecke, sollen jetzt als Höchstgeschwindigkeit ausgeschildert werden, aber erst mal nur zur Probe, um weitere Messungen zu ermöglichen. Lange hatten sich die politisch verantwortlichen gegen Messungen gesträubt, wohl aus der dunklen Vorahnung heraus, dass diese Werte ergeben würden, die nicht vorher prognostiziert worden sind. der Druck aber wurde zu hoch. Die Messungen kamen – und ergaben Werte, die so eben nicht im Planfeststellungsbeschluss standen.

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Der Kommunalwahlkampf tat ein Übriges: Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) musste jetzt liefern. Innenminister Joachim Herrmann (auch CSU) half dabei. 40 Schilder werden aufgestellt, das von Bayerstorfer gewünschte „60“ für Lastwagen kommt dabei aber nicht: Nicht durchsetzbar, gerichtlich nicht haltbar. Zentral ist das Eingeständnis der Verantwortlichen, die die Isen-Trasse ja auch durchgesetzt hatten, dass jetzt geprüft werden muss, ob der Planfeststellungsbeschluss auch eingehalten wurde. Die Geschwindigkeitsbeschränkung gilt also zunächst nur vorläufig. Ernsthaft wollen sich die Bauherren von damals auf der gerade fertig gestellten Trasse sogar den Fahrbahnbelag noch einmal anschauen. Schließlich gibt es sogenannten „Flüsterasphalt“ auch, der das Abrollgeräusch der Reifen erwiesenermaßen dämpft.

Über den Streit um die A94 ist völlig in Vergessenheit geraten, dass noch ein weiteres Verkehrsprojekt ähnlicher Dimension im Landkreis „droht“: Die B15neu. Die Erfahrungen mit der A94 könnten sich hier als Wasser auf die Mühlen der Gegner dieses Straßenbauprojektes erweisen, weil sie das Misstrauen in Politik drastisch verstärkt haben. Tatsächlich ist seit jetzt zehn Monaten totale Funkstille, zumindest auf der Seite der Initiative, die sich für den Weiterbau der Strecke, die von Regensburg bis Rosenheim führen soll, einsetzt.

Von Regensburg bis Landshut ist sie bereits unter Verkehr, der Anschluss an die A92 von München Richtung Deggendorf steht. Die Hoffnungen der Befürworter, dass der Faktendruck aus dieser Richtung den Weiterbau beschleunigen könnte, haben sich nicht erfüllt. Das Projekt liegt auf Eis. Als vor Jahren Pläne bekannt wurden, diese Strecke aus dem Landkreis Mühldorf heraus in den Kreis Erding und durch das Holzland zu verlegen, hat es einen derartigen Sturm der Empörung gegeben, dass alle Planungen erst mal zurück gezogen wurden. Dass die Waldbesitzervereinigung unter der Führung von Rainer Mehringer innerhalb von Tagen ihre Mitglieder hat aktivieren können hatte Eindruck gemacht. Damals war deutlich geworden, dass bedeutende CSU-Größen im Landkreis Mühldorf die Wegverlegung in den Kreis weniger bedeutender Parteigrößen befürwortet hatten, und das kam gar nicht gut an. Kirchbergs Bürgermeister Hans Grandinger in der Bürgerversammlung 2014: "Das wäre der Tod des Holzlandes!"

Dabei gehört das Thema „B15neu“ in einen ganz großen Zusammenhang: Jetzt nämlich fahren viele über die A92 bis Abfahrt Erding, nutzen die heillos überlastete Flughafentangente Ost bis zur A94 und fahren von dort weiter Richtung Rosenheim, weil die bestehende B15 mit ihren Ortsdurchfahrten – allen voran Taufkirchen und Dorfen – zum Nadelöhr geworden ist. Und die Flughafentangente soll jetzt ausgebaut werden, was die Gegner der B15neu wiederum für sich nutzen könnten. kw

Artikel vom 07.02.2020
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