Allen zugänglich

München · Freier Eintritt im NS-Dokumentationszentrum

Der Eintritt in das NS-Dokumentationszentrum ist noch bis mindestens April kostenfrei. Foto: Daniel Mielcarek

Der Eintritt in das NS-Dokumentationszentrum ist noch bis mindestens April kostenfrei. Foto: Daniel Mielcarek

München · Das NS-Dokumentationszentrum klärt über die nationalsozialistische Vergangenheit, aber auch über ausgrenzende und diskriminierende Tendenzen in der heutigen Gesellschaft auf. Bereits zu Gründungszeiten wurde ein kostenloser Eintritt für alle Besuchergruppen diskutiert.

Nun gilt noch bis April 2020 freier Eintritt. Das hat der Kulturausschuss des Stadtrats beschlossen. Mit dem Angebot wird zunächst in einer Testphase allen Personen kostenlos Zugang zu den Inhalten und Angeboten des NS-Dokumentationszentrums ermöglicht. Kulturreferent Anton Biebl greift diese Forderung nun erneut auf: „Wenn wir unsere Demokratie bewahren, stärken und schützen wollen, brauchen wir Orte, Foren und lebendige und zeitgemäße Erinnerungsformen, die informieren und aufzeigen, wohin Ausgrenzung, Diskriminierung und Hass führen, und die allen zugänglich sein müssen.“ Die Direktorin des NS-Dokumentationszentrums, Professorin Dr. Mirjam Zadoff, lobt den Vorstoß: „Mit dem freien Eintritt setzt die Stadt München ein deutliches Zeichen: Geld sollte keine Hürde sein, um sich mit der Geschichte unserer Stadt und unseres Landes auseinanderzusetzen.” Bisher galt im NS-Dokumentationszentrum München eine Regelung zum freien Eintritt für Personen unter 18 Jahren sowie ein regulärer Ticketpreis von 5 Euro für Erwachsene.

Deutlicher Anstieg der Besucherzahlen

Erstes Fazit: Das NS-Dokumentationszentrum München freut sich über einen enormen Anstieg der Besucherzahlen. Im vergangenen Jahr kamen fast 190.000 Besucher in die Ausstellungen und Veranstaltungen. Damit wurde der Erfolg des Eröffnungsjahr 2015 mit ca. 180.000 Besuchern erreicht, nachdem die Zahlen 2016 bei ca. 95.000, 2017 bei ca. 100.000, 2018 bei 120.000 lagen. Die gesteigerten Besucherzahlen gehen zum einen auf den seit April 2019 gewährten freien Eintritt zurück, zum anderen aber auch auf die inhaltliche Ausrichtung der Ausstellungen, Projekte und das umfangreiche Begleitprogramm. Sie richten sich ganz gezielt an unterschiedliche Teile der Stadtgesellschaft und an ein internationales Publikum. Die Aktion "Freier Eintritt" läuft zunächst weiter bis April 2020 und ermöglicht es allen Interessierten, die vielfältige Dauerausstellung ebenso wie die ambitionierten Wechselausstellungen mehrfach und in Ruhe zu besuchen.

"Zugleich muss es auch immer um die Gegenwart gehen"

Ein Haus mit offenen Türen wollte Direktorin Mirjam Zadoff schaffen, als sie 2018 nach München kam. Seitdem ist das NS-Dokumentationszentrum nicht nur für sein treues Stammpublikum sondern auch für jüngere Kulturinteressierte ein Anziehungspunkt geworden. Kooperationen mit dem Amerikahaus, dem Literaturhaus, dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, mit Filmfestivals und Universitäten brachten 2019 eine Vielzahl von Themen und national wie international bekannte Referenten ans Haus. Dazu Mirjam Zadoff: „Es geht bei unserer Arbeit um die Geschichte, die Vergangenheit der deutschen Diktatur, und die Verbrechen, die in ihrem Namen begangen wurden: um Flucht, Krieg, Genozid. Und zugleich muss es auch immer um die Gegenwart gehen, in der wir neue Plattformen schaffen wollen für alle jene, die sich einsetzen für die liberale Demokratie, für eine inklusive und solidarische Gesellschaft, die es mit all der uns zur Verfügung stehenden Kraft und Kreativität zu schützen gilt.“ Am Eröffnungsabend der Ausstellung „Tell me about yesterday tomorrow“ freute sich das Haus über beinahe 1.000 Besucher. Die Ausstellung mit über 40 zeitgenössischen Arbeiten internationaler Künstler läuft aktuell sehr erfolgreich. Die künstlerischen Arbeiten verstehen sich als Kommentar oder Fußnote zur Dauerausstellung und bringen Kunst und Wissenschaft in noch nie dargestellter Weise in Dialog. Themen sind die deutsche Erinnerungskultur und -politik, aber auch internationale Formen der Erinnerung. Marginalisierte Gruppen, deren Geschichten keinen Eingang in nationale Mythen genommen haben, orientieren sich dabei an deutschen Erinnerungsdiskursen. Einzelne Kunstwerke wurden bewusst an assoziierten Orten in der Stadt platziert, um eine breite Öffentlichkeit zu erreichen – so findet sich die faszinierende Ausstellung „The Steeple and The People“ von Ydessa Hendeles in der Basilika der Abtei St. Bonifaz, andere Arbeiten werden auf dem Lenbachplatz oder vor den baulichen Resten des sogenannten Ehrentempels an der Arcisstrasse gezeigt. Auch im Bereich der Vermittlungsarbeit zeigen die Zahlen des vergangenen Jahres deutlich, dass das Programm des NS-Dokumentationszentrums München auf wachsendes Interesse stößt. Über 2.000 Jugend- und Erwachsenengruppen besuchten das Haus und nahmen an Rundgängen, Workshops und Seminaren sowie Fortbildungen teil. Die Nachfrage ist so groß, dass längst nicht alle Anfragen im Bereich der Vermittlungsarbeit abgedeckt werden können.

Weitere Infos

Das NS-Dokumentationszentrum München befindet sich am Max-Mannheimer-Platz 1 und ist von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Mehr Infos unter www.ns-dokuzentrum-muenchen.de dm

Artikel vom 17.01.2020
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