Kunst, die aufrüttelt

München · 10. Literaturfest München ab 13. November

Das Literaturfest München bietet über 85 Lesungen und Diskussionen, dazu Buch- und Fotoausstellungen und ein großes Programm für Kinder und Jugendliche. Foto: Juliana Krohn

Das Literaturfest München bietet über 85 Lesungen und Diskussionen, dazu Buch- und Fotoausstellungen und ein großes Programm für Kinder und Jugendliche. Foto: Juliana Krohn

München · Ob die Manns, Oskar Maria Graf, Carl Amery oder zahlreiche Autoren der Gegenwart: München und seine Schriftsteller gehören zusammen. Da liegt es nahe, dass die Isarmetropole wieder zur großen Jubiläumsfeier für die Literatur einlädt: Vom 13. November bis 1. Dezember findet zum zehnten Mal das Literaturfest München statt.

Im Literaturhaus München, im Kulturzentrum Gasteig, in der Muffathalle, im Ampère, in der LMU München, im Instituto Cervantes und im Lyrik Kabinett werden rund 120 internationale Autorinnen und Autoren auftreten. Über 85 Lesungen und Diskussionen sind geplant, dazu zehn Buch- und Fotoausstellungen, Schreib- und Kreativ-Werkstätten für Kinder und Jugendliche sowie ein großes Schulklassenprogramm. „Seit zehn Jahren macht das Literaturfest München die wertvolle Arbeit und das kreative Schaffen internationaler Autoren für ein großes Publikum sichtbar", betont Bayerns Kunstminister Bernd Sibler. Das Fest zähle zu den größten Festivals der Literaturszene in Bayern und entfalte seine Wirkung weit über die Grenzen des Freistaats hinaus. "Hier wird deutlich: Literatur ist unentbehrlich für unsere Gesellschaft, für den Diskurs über aktuelle gesellschaftliche, politische oder auch wissenschaftliche Themen", meint Sibler. "Literatur ist Kunst, die aufrüttelt, unterhält, kritisiert und unseren Horizont erweitert." "Zehn Jahre Literaturfest – und die Begeisterung für das Lesen, Zuhören und Diskutieren ist ungebrochen", hebt Anton Biebl, Kulturreferent der Landeshauptstadt München, hervor. „Die Stadt hat das Publikumsfestival mit initiiert und fördert es maßgeblich. Damit wollen wir der Literatur in München einen noch höheren Stellenwert geben, sie gut sichtbar im Kulturkalender verorten und mit Blick auf ein breites Publikum zu einem Fest der Literatur, der inspirierenden Gedanken und des Austauschs einladen."

Von Beginn an gehört die Münchner Bücherschau zum Literaturfest, die heuer bereits ihr 60-jähriges Bestehen feiert. Alljährlich zeigt sie über 20.000 Neuerscheinungen, begleitet durch ein tägliches Rahmenprogramm für Leser aller Generationen. Eigens zum Bücherschau-Jubiläum wird im Kulturzentrum Gasteig (Rosenheimer Straße 5) die Ausstellung „60 Jahre Münchner Bücherschau“ gezeigt, die deren Weg von 1959 bis heute illustriert, ihre Entwicklung von einer Sortimentsschau der bayerischen Verlage hin zu einer der größten Buchausstellungen im deutschsprachigen Raum. Vom Münchner Stadtmuseum am Sankt-Jakobs-Platz mit schon fast 20.000 Besuchern zog die Bücherschau 1967 wegen des großen Besucherandrangs ins Haus der Kunst und 1990 weiter in den Gasteig. Dort präsentiert sie seither die Neuerscheinungen des Herbstes von rund 300 Verlagen und zieht alljährlich bis zu 160.000 Interessierte an. Für das Kinder- und Jugendprogramm der Münchner Bücherschau stellt Edith Offermann im Jubiläumsjahr neu entwickelte Formate vor, darunter die Reihe „Generation Z – Stimmen für junge Leser_innen“ – was begeistert sie, was lesen sie und wie können sie Bücher erreichen? Antworten auf diese Fragen geben zum Beispiel eine „Romantasy“-Lesung mit Blogger-Star Marah Woolf sowie das Literarische Jugendquartett, in dem Jugendliche über ihre persönlichen Favoriten diskutieren. Vorgestellt wird auch das von der Journalistin Susanne Koelbl initiierte „The Poetry Project“: Junge Geflüchtete aus Afghanistan, dem Iran und Syrien verfassen Texte über ihr Heimweh, über Krieg und Verlust, aber auch über Seltsamkeiten, die ihnen in Deutschland begegnet sind. Das Musik- und Comedy-Duo "Die Lochis" ist beim Familienprogramm ebenso mit von der Partie wie der Bilderbuchkünstler Alexander Steffensmeier oder der Autor Wieland Freund, der ein von Michael Ende nachgelassenes Romanfragment weitergeschrieben hat. Die Bücherschau im Gasteig hat von 14. November bis 1. Dezember täglich von 8 bis 23 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei.

Zum zehnten Mal wird das gemeinsam mit dem Literaturhaus München (Salvatorplatz 1) entwickelte forum:autoren von einem prominenten Schriftsteller gestaltet – in diesem Jahr hat Ingo Schulze das Programm „Einübungen ins Paradies. Fragen an die Welt nach 1989“ entworfen. „Jubiläen sind immer auch Zäsuren, und Zäsuren laden dazu ein, Dinge neu zu betrachten“, erläutert Tanja Graf, Literaturhaus-Leiterin und Geschäftsführerin des Literaturfests München. „Was ist passiert seit 1989? Welche gesellschaftspolitischen und künstlerischen Impulse haben die neuen Demokratien weltweit ausgelöst? Und wie können wir diese nutzen für ein gelingendes Miteinander? Wir freuen uns auf spannende, inspirierende Begegnungen mit Autoren aus aller Welt.“ Zehn Jahre Literaturfest München ‒ das ist zudem Anlass für eine rauschende Jubiläumsparty, die am Samstag, 16. November, ab 20 Uhr, in der Muffathalle (Zellstraße 4) steigt. Unter dem Motto „Books for Future“ treten zahlreiche Gäste auf, darunter Ingo Schulze und sechs ehemalige Kuratoren des forum:autoren: Doris Dörrie, Dagmar Leupold, Albert Ostermaier, Matthias Politycki und Elke Schmitter. Zur Frage „Warum lesen?“ stellen sie kurze Statements, Lesungen oder Performances vor. Die musikalischen Rhythmen des Abends setzt die nach eigenen Angaben "beste Straßenmusik-Band der Welt“ Konnexion Balkon. Nicht zuletzt feiert auch der im Rahmen des Literaturfestes verliehene Geschwister-Scholl-Preis ein Jubiläum: Am 25. November zeichnet er zum 40. Mal ein Buch aus, das von geistiger Unabhängigkeit, bürgerlicher Freiheit und intellektuellem Mut zeugt.

Das 10. Literaturfest München wird veranstaltet vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels – Landesverband Bayern und dem Literaturhaus München in Zusammenarbeit mit dem städtischen Kulturreferat. Detaillierte Informationen zum Programm und zum Kartenverkauf finden sich unter www.literaturfest-muenchen.de

Hier geht's zum Kommentar der Münchner Wochenblatt-Redakteurin Heike Woschée

Artikel vom 08.11.2019
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