Zitherspieler mit Mut

Altstadt · Vor 80 Jahren verübte der Schreiner Georg Elser ein Attentat auf Adolf Hitler

In der Türkenstraße 94 hatte Georg Elser kurz vor der Tat gelebt. Eine Tafel erinnert dort seit April 2019 an den Widerstandskämpfer. Foto: Koordinierungsstelle Erinnerungszeichen

In der Türkenstraße 94 hatte Georg Elser kurz vor der Tat gelebt. Eine Tafel erinnert dort seit April 2019 an den Widerstandskämpfer. Foto: Koordinierungsstelle Erinnerungszeichen

Altstadt · Vor 80 Jahren verübte der Schreiner Georg Elser ein Attentat auf Adolf Hitler. Der Sprengkörper, den Elser im Münchner Bürgerbräukeller installiert hatte, explodierte jedoch, nachdem Hitler den Raum vorzeitig verlassen hatte.

Die Landeshauptstadt München erinnert mit einer hochkarätig besetzten Podiumsdiskussion an Georg Elser: am Donnerstag, 7. November, 19.30 Uhr, Alter Rathaussaal, Marienplatz 15. Der Eintritt ist frei. Veranstalter ist die Landeshauptstadt München in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum München Ausgehend von der mutigen Aktion des Widerstandskämpfers Georg Elser diskutieren der Historiker und Autor Sascha Lange, die Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung Stefanie Schüler-Springorum und der US-amerikanische Historiker Alan E. Steinweis über die umstrittene Erinnerung an die Unangepassten der NS-Zeit sowie gegenwärtige Formen des Widerstands. Geboren am 4. Januar 1903 in Hermaringen, lehnte der gelernte Schreiner Georg Elser das nationalsozialistische Regime von Anfang an ab. Schließlich traf er die Entscheidung, die NS-Führungsspitze bei der jährlich stattfindenden Veranstaltung anlässlich des Hitler- Ludendorff-Putsches von 1923 im Münchner Bürgerbräukeller am 8. November 1939 zu töten. Zur Umsetzung seiner Pläne zog Elser nach München, ab Ende August 1939 wohnte er in der Türkenstraße 94. Der Anschlag schlug fehl, da Hitler, Göring und Goebbels die Zusammenkunft eher als in den Jahren zuvor verließen. Georg Elser hatte beabsichtigt, durch das Ausschalten der nationalsozialistischen Führung den zwei Monate zuvor begonnenen Krieg beenden zu können. Auf seiner Flucht in die Schweiz verhaftete ihn noch am gleichen Tag der Zollgrenzschutz in Konstanz, da er Teile eines Zünders bei sich trug, wodurch er sich verdächtig gemacht hatte. In den Verhören durch die Gestapo in München und Berlin gestand er, das Attentat allein geplant und durchgeführt zu haben. Die SS ermordete den „Sonderhäftling des Führers“ Georg Elser am 9. April 1945 im Konzentrationslager Dachau auf Befehl Hitlers.

Da er sich weder in Briefen oder Tagebüchern zu seiner Tat geäußert hat, stützt sich das kollektive Gedächtnis auf nachträgliche Erinnerungen von Zeitzeugen, die oft erst in den fünfziger Jahren befragt wurden, und auf die Verhörprotokolle der Gestapo. Mit der musikalischen Bühnenaktion „Der Zitherspieler“ erinnern Georg Glasl, Zither, und Ruth Geiersberger, Performance, an Georg Elser: am Samstag, 9. November, 19 Uhr, im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst, Gabelsbergerstraße 35. Karten sind erhältlich über Münchenticket. Wie im Leben bleibt Georg Elser daher auch in der musikalischen Bühnenaktion „Der Zitherspieler“ wortlos. Seine Stimme übernimmt die Zither, jenes Instrument, das er von 1926 bis zu seinem Tod spielte. Auf der Bühne sind zwei Akteure zu erleben: der Zitherspieler sowie eine Schauspielerin. Die Textcollage, die der Schauspieler vorträgt, besteht aus Fragmenten von Zeitzeugenberichten, Verhörprotokollen und anderen Textinterpolationen. Die Musik besteht aus zwei Ebenen: dem Liveklang der Zither, die die Komposition „Jeshimon“ des Komponisten Peter Kiesewetter zum Klingen bringt, und einem Zuspielband, die die Szenerie zusätzlich mit Geräuschen und Klängen auflädt.

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