Vom Krieg zum Kleinod

München · Bau einer Heide-Aussichtsplattform aus recyceltem Militärbeton

Heute gibt es über das Naturschutzgebiet neue Erkenntnisse zu Kriegsrelikten. Die Regierung von Oberbayern passte deshalb die Regeln zum Betreten der Heide an. Foto: Daniel Mielcarek

Heute gibt es über das Naturschutzgebiet neue Erkenntnisse zu Kriegsrelikten. Die Regierung von Oberbayern passte deshalb die Regeln zum Betreten der Heide an. Foto: Daniel Mielcarek

München · In der südlichen Fröttmaninger Heide befand sich ein Militärgelände. Seit Herbst 2018 sind Fachfirmen für Kampfmittelräumung im Auftrag des Heideflächenvereins damit beschäftigt, das jetzige Naturschutzgebiet auf ca. 20 ha von Kampfmitteln und Altlasten zu räumen.

Nun haben auf den freigeräumten Flächen westlich des HeideHauses die "Landschaftsbauarbeiten zur Wiederherstellung und naturschutzfachlichen Aufwertung der Heideflächen" begonnen, teilt der Verein mit. Die Heideflächen sollen also künftig für alle ein sicherer Ort der Naherholung werden. Aber nicht nur der Mensch soll im Mittelpunkt stehen. Mit den Maßnahmen sollen vor allem die Lebensräume von typischen Pflanzen und Tieren auf der Heide verbessert und aufgewertet werden. "Zur Stärkung der genannten Ziele soll die Kiefernsukzession in Teilbereichen aufgelichtet werden", führt der Verein als Beispiel auf. Für Heidewanderer wird das Angebot zur Erholung und zur Umweltbildung insgesamt ausgebaut.

Noch bis Ende Dezember 2019 wird in der Fröttmaninger Heide eine Landschaftsbaufirma mit Arbeiten zur ökologischen Aufwertung beschäftigt sein. Nachdem die Bearbeitungsflächen vorab von Kampfmitteln geräumt wurden, können diese Bereiche nun befahren und bearbeitet werden. Die Arbeit fängt jetzt erst richtig an: Um Heideflächen und offene Kiesflächen zu erhalten und zu entwickeln, werden stellenweise Gehölze gefällt. Damit werden die Lebensräume der licht- und wärmeliebenden Heidepflanzen und –tiere, wie z.B. der Zauneidechse, vergrößert. Im Frühjahr 2020 wird auf diesen Flächen eine Ansaat mit Druschgut aus der Garchinger Heide erfolgen. Durch die Ansaat werden Rasenflächen entwickelt, das Arteninventar mit blühenden Heidepflanzen erhöht und mehr Nahrungsangebot für Insekten geschaffen. Für die seltene Wechselkröte wird die Wasserhaltefähigkeit der Tümpel durch Verdichtung verbessert. Mit Wurzelstöcken, Totholz und Betonabbruch werden Verstecke für Amphibien in der Nähe der Tümpel angelegt. An bestehenden Hängen werden steile Abbruchkanten angelegt, wo Wildbienen und Grabwespen ihre Heimat finden.

Recycelte Aussichtsplattform

Der bestehende Lehrpfad am HeideHaus mit Infotafeln zu den Lebensräumen in der Heide wird verlängert und mit weiteren Infotafeln mit spannenden Themen aus der Heide ergänzt. Im Zuge der Kampfmittelräumung mussten viele Betonplatten von ehemaligen Gebäuden aus der militärischen Nutzung ausgebaut werden. Derzeit befindet sich in der Heide ein großer Haufen Beton, der im Rahmen der Landschaftsbauarbeiten recycelt wird. Große Betonblöcke sollen als Aussichtsplattform mit Blick in die Schutzzone der Heide und als Sitzgelegenheiten verbaut werden. Betonbruch, der nicht direkt verbaut werden kann, wird zerkleinert und als Tragschicht für Wege verwendet. Mit den neu angelegten Biotopen, artenreichen Wiesen und Säumen sowie offenen Kiesflächen wird die Vielfalt der heidetypischen Tier- und Pflanzenwelt gefördert und für die Zukunft gesichert.

Ein Mehrwert auf der Heidelandschaft

In den letzten Jahren haben sich die Kiefern stark in die Heideflächen ausgebreitet. Um den offenen und halboffenen Charakter der Fröttmaninger Heide zu erhalten, müssen immer wieder Kiefern entnommen werden. Von Oktober bis Dezember 2019 werden deswegen in einem vorher festgelegten Gebiet Kiefern entnommen und nachhaltig verwertet. Durch diese Maßnahmen verbessert man die Lebensraumbedingungen vieler Tier- und Pflanzenarten. Mit dem Wechsel von Licht und Schatten sowie Offenland und Gehölzbestockung auf den Auflichtungsflächen werden kleinräumig sehr viele Habitatstrukturen geschaffen. Die Maßnahmen werden so durchgeführt, dass nicht nur für die Tier- und Pflanzenwelt ein Mehrwert entsteht, sondern auch für die Besucher der Fröttmaninger Heide. Alle Maßnahmen sind mit der Naturschutzbehörde abgestimmt und genehmigt. Unter Beteiligung einer Umweltbaubegleitung wird auf eine größtmögliche Rücksicht der im Gelände lebenden Tiere und Pflanzen geachtet. Weitere Informationen auch zu den Veranstaltungen des Vereins gibt es unter: www.heideflaechenverein.de

Artikel vom 08.11.2019
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