„Solidarität statt Privilegien"

München · Vom 9. bis 17. November findet erstmals die "WOCHE DER VIELEN" statt

Rechten Fantasien setzt man am 9. November mit der Marathonlesung der Bayerischen Erklärung der "VIELEN" ein klares Statement entgegen. Foto: VA

Rechten Fantasien setzt man am 9. November mit der Marathonlesung der Bayerischen Erklärung der "VIELEN" ein klares Statement entgegen. Foto: VA

München · Braunen Gedanken bunte Taten entgegensetzen: Bei einer Pressekonferenz haben die Münchner VIELEN ihre Pläne für die erste "WOCHE DER VIELEN" vorgestellt. Das gemeinschaftlich von den Münchner Kulturinstitutionen gestaltete Programm umfasst über 30 Veranstaltungen in Theatern, Museen und Kulturzentren.

„Solidarität statt Privilegien. Es geht um alle. Die Kunst bleibt frei“, heißt es in der Bayerischen Erklärung der "VIELEN", die seit Beginn diesen Jahres allein in München über 200 Kulturinstitutionen, Vereine und Kunstkollektive unterzeichnet haben. Bereits im Mai haben die VIELEN ihrer Überzeugung bei der "GLÄNZENDEN DEMONSTRATION" Ausdruck verliehen. Mit der "WOCHE DER VIELEN" vom 9. bis 17. November setzen sie die Themen Diversität, Inklusion und Freiheit der Kunst nun erneut auf die Agenda, auch mit Blick auf die in Bayern anstehenden Kommunalwahlen 2020. Als Auftakt für die Aktionswoche haben die Veranstalter ganz bewusst den 9. November gewählt. Das Datum, das als „Schicksalstag“ der Deutschen gilt, bekommt in Zeiten, in den Hetze und Gewalt von rechts zur alltäglichen Erfahrung geworden sind, eine besondere Wichtigkeit in der deutschen Erinnerungskultur. Rechten Fantasien von einer deutschen Monokultur setzen die "VIELEN" am 9. November mit der Marathonlesung der Bayerischen Erklärung der "VIELEN" ein klares Statement entgegen. Zwischen 10.00 und 23.00 Uhr verlesen jeweils zur vollen Stunde Vertreter verschiedener Gruppen und Institutionen die Erklärung an wechselnden Orten. Aus Rücksicht auf die Gedenkveranstaltung zum Novemberprogrom von 1938 im Alten Rathaus findet in Absprache mit der Israeltischen Kultusgemeinde zwischen 19.00 und 20.30 Uhr keine Lesung statt.

Die Reflexion eines neuen Rechtsrucks ist auch an den darauffolgenden Tagen einer der Schwerpunkte der "WOCHE DER VIELEN": Die Lesungen „Peak White - Wirr sinkt das Volk“ von Kevin Rittberger und „Die Reise ins Reich“ von Tobias Ginsburg setzen sich mit aktuellen rechten Tendenzen auseinander, während der Abend „Schicksale von Mitarbeitern der Kammerspiele zur NS-Zeit“ einen institutionsgeschichtlichen Blick auf das Dritte Reich wirft. Nach neuen Perspektiven auf die NS-Zeit sucht auch die Veranstaltung „KAMERA. Möglichkeiten der Erinnerungskultur“ im Giesinger Kulturbahnhof. Programmpunkte wie die musikalische Lesung „Sophie Scholl - Liebe in Zeiten des Widerstands“, der Stadtspaziergang „Rechte Räume in München“ oder die Kuratorenführung zur Geschichte und Architektur des Haus der Kunst runden diesen Themenblock ab. Auch Fragen nach Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diversität werden in vielfältigen Formaten verhandelt, so beispielsweise im „Studio Köfte“, im Workshop „Eine Arche für alle“ in der Schauburg, bei den Themenführungen des Museum Brandhorst oder bei der Lesung „Tiefrot und radikal bunt“ von Julia Fritzsche, in der sich die Autorin auf die Suche nach neuen linken Narrativen begibt. Um die Freiheit von Kunst geht es nicht nur in der Diskussion „Das Dreieck #3“ mit Juliane Rebentisch im Lenbachhaus, sondern auch im Gespräch „Freiheit unter Druck“, bei dem unter anderem Per Leo, Autor des Buchs „Mit Rechten reden“, zu Gast ist.

Mit dem Thema Inklusion beschäftigt sich die Programmschiene PERSPEKTIVE INKLUSIVE im HochX: Mit Workshops und Diskussionen versucht das Projekt des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, neue Sichtweisen auf die Themen Behinderung und Inklusion zu eröffnen. Highlight dieser Veranstaltungen ist unter anderem ein Konzert von Mira Mann, Kartenhauskörper und den Zitronen Püppies, das live in Gebärdensprache gedolmetscht wird. Diese wie auch die zahlreichen weiteren Veranstaltungen der "WOCHE DER VIELEN" sind von der Überzeugung getragen, die Kunst nicht denen zu überlassen, die ihre Freiheit einschränken wollen: „Der Pegel der Kultur steht am tiefsten, wenn sie am eindeutigsten ist“, schrieb bereits 1921 der Autor Egon Friedell, dessen Werke durch die Nazis verboten wurden. Er lieferte damit eine Diagnose, die für das künstlerische Arbeiten heute nicht aktueller sein könnte. Das gesamte Programm gibt es unter https://dievielenbayern.webflow.io/

Artikel vom 07.11.2019
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