Als die Bombe hochging

München · Vor 80 Jahre verübte Georg Elser ein Attentat im Bürgerbräukeller

An der Stelle, wo Georg Elsers Bombe am 8. November 1939 im damaligen Bürgerbräukeller explodierte, ist heute eine Gedenkplatte in den Boden eingelassen. Foto: bs, gem

An der Stelle, wo Georg Elsers Bombe am 8. November 1939 im damaligen Bürgerbräukeller explodierte, ist heute eine Gedenkplatte in den Boden eingelassen. Foto: bs, gem

München/Haidhausen · Genau 80 Jahre ist es her, dass sich in Haidhausen um ein Haar der Lauf der deutschen Geschichte entscheidend verändert hätte: Am 8. November 1939 ließ der Widerstandskämpfer Georg Elser im Bürgerbräukeller am Gasteig eine Bombe hochgehen, die Adolf Hitler und andere Nazi-Größen treffen sollte.

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In der Rosenheimer Straße stand ab 1885 der Bürgerbräukeller, der am frühen Morgen des 9. November 1923 Ausgangspunkt des Marsches der Nationalsozialisten zur Feldherrnhalle war - heute als "Hitlerputsch" bekannt. Der Bürgerbräukeller wurde für die NSDAP zu einem geschichtsträchtigen Ort: Hier gründete sich die Partei im Februar 1925 neu, hier hielt Adolf Hitler ab 1933 jährlich Reden am 8. November, so auch 1939.

An diesem Tag entging er nur knapp einem Attentat von Georg Elser, der eine Zeitbombe in die Säule hinter dem Rednerpult eingebaut hatte. Elser hatte den Zünder auf 21.20 Uhr eingestellt. Doch anders als die Jahre zuvor beendete Hitler bereits um 21 Uhr seine Rede und verließ mit seinem Stab sieben Minuten später den Saal Richtung Hauptbahnhof, wo ein Sonderzug nach Berlin abfuhr. Als die Bombe dann wie vorgesehen explodierte, starben sieben NSDAP-Mitglieder und eine Kellnerin. Über 60 Personen wurden verletzt. Ab 1940 fand der alljährliche Auftritt Hitlers im Löwenbräukeller am Stiglmaierplatz statt.

Der Bürgerbräukeller wurde bis Kriegsende als Lebensmittellager benutzt, 1958 dann als Großgaststätte wiedereröffnet. 1979 wurde der gesamte Komplex abgerissen. An Elsers gescheitertes Attentat erinnern heute vor Ort eine Gedenkplatte und eine Infotafel. Zum 50. Jahrestag am 9. November 1989 ließ die Stadt München an der historischen Stelle der Explosion – heute ist hier der Durchgang des GEMA-Verwaltungsgebäudes – die Platte in den Pflasterboden ein. Wenige Meter davon entfernt, vor dem Gasteig, informiert eine hintergrundbeleuchtete Tafel über Georg Elser, seine Beweggründe und den Ort.

Geboren am 4. Januar 1903 im schwäbischen Hermaringen, lehnte der gelernte Schreiner Georg Elser das nationalsozialistische Regime von Anfang an ab. Schließlich traf er die Entscheidung, die NS-Führungsspitze bei der jährlich stattfindenden Veranstaltung im Bürgerbräukeller am 8. November 1939 zu töten. Zur Umsetzung seiner Pläne zog Elser nach München, ab Ende August 1939 wohnte er in der Türkenstraße 94.

Georg Elser hatte beabsichtigt, durch das Ausschalten der nationalsozialistischen Führung den zwei Monate zuvor begonnenen Krieg beenden zu können. Auf seiner Flucht in die Schweiz verhaftete ihn noch am gleichen Tag der Zollgrenzschutz in Konstanz, da er Teile eines Zünders bei sich trug, wodurch er sich verdächtig gemacht hatte. In den Verhören durch die Gestapo in München und Berlin gestand er, das Attentat allein geplant und durchgeführt zu haben. Die SS ermordete den „Sonderhäftling des Führers“ Georg Elser am 9. April 1945 im KZ Dachau.

Die Landeshauptstadt München erinnert in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum mit einer Podiumsdiskussion an Georg Elser: am Donnerstag, 7. November, um 19.30 Uhr, im Alten Rathaussaal (Marienplatz 15). Der Eintritt ist frei. Ausgehend von der Aktion des Widerstandskämpfers diskutieren der Historiker Sascha Lange, die Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung, Stefanie Schüler-Springorum, und der US-amerikanische Historiker Alan E. Steinweis über die umstrittene Erinnerung an die Unangepassten der NS-Zeit sowie gegenwärtige Formen des Widerstands.

Artikel vom 04.11.2019
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