Kein Dach über dem Kopf

Neuperlach · Bürger fühlt sich an der Haltestelle "Peschelanger" im Regen stehen gelassen

Fühlt sich im Regen stehen gelassen. Wolfgang Lauterbach kann nicht verstehen, warum der neue Bushalte-Punkt am Peschelanger nicht mit einem Dach oder einem Bushäuschen ausgestattet ist. Foto: RedHe

Fühlt sich im Regen stehen gelassen. Wolfgang Lauterbach kann nicht verstehen, warum der neue Bushalte-Punkt am Peschelanger nicht mit einem Dach oder einem Bushäuschen ausgestattet ist. Foto: RedHe

Neuperlach · Wolfgang Lauterbach ist so richtig sauer und angefressen in diesen Tagen. „Wir werden hier im Regen stehen gelassen – und bald wohl auch im Schnee“, formuliert der Anwohner vom Schnittpunkt Karl-Marx-Ring und Peschelanger drastisch, was zumindest aus seiner Sicht im wahrsten Wortsinne zutrifft.

Sein Ärger fokussiert sich auf die stadtauswärts gerichtete Bushaltestelle am Peschelanger. Dort, wo unter anderem auch die vielbefahrene Stadtbuslinie 197 verkehrt, ist aus Lauterbachs Sicht ein „echter Schildbürgerstreich“ erfolgt. Im Sommer dieses Jahres war die Haltestelle im Zuge des Programms eines barrierefreien Ausbaus der Bushaltestellen vom alten Standort in Sichtweite rund einhundert Meter stadteinwärts verlegt worden. Dort am neuen Haltepunkt steht für die vielen vor Ort verkehrenden Gelenkbusse mehr Raum zum An- und Abfahren zur Verfügung.

So weit, so gut, dachte auch Lauterbach. Für mehr Raumbedarf hat der Neuperlacher, der seit 1968 hier „gerne lebt“, durchaus Verständnis. Nicht aber für den Umstand, dass der neue Haltepunkt den wartenden ÖPNV-Fahrgästen kein Haltestellen-Dach oder ganzes Bushäuschen als Wetterschutz mehr bietet. „Zuerst dachte ich, das Dach sei wegrationalisiert worden“. Dann habe er aus „vielfachen Nachfragen erfahren, dass aus Gründen fehlenden Platzes zur Häuserzeile dahinter nicht ausreichend Raum für eine Dachvorrichtung vorhanden sei. „Aber hier ist doch Platz“, wedelt Lauterbach beim Ortstermin mit den Armen und versteht die Münchner Verkehrswelten nicht mehr.

Bei der Stadt freilich pflegen die zuständigen Stellen eine andere Draufsicht. „Bei uns wurde im konkreten Fall gar nicht angefragt und der Bau von solchen Wartehäuschen fällt auch generell nicht in den Verantwortungsbereich der GEWOFAG“, betont deren Konzernsprecher Frank De Gasperi auf Nachfrage unserer Zeitung. Hintergrund: Die Fläche hinter dem neuen Bushalt liegt im Bereich eines Heimag-Anwesens. Die Heimag wiederum ist Tochter der GEWOFAG. Doch die Recherche-Rundreise zu möglicherweise zuständigen Stellen geht weiter.

„Leider können wir an der erneuerten Haltestelle Peschelanger keine Wartehalle aufstellen, weil dort in der Tat eine Gasdruckleitung verläuft!“ Nach einigen Umwegen bringt MVG-Pressereferent Matthias Korte die Dinge fachkundig in die richtige (Bus-)Spur. Für die Verlegung des Haltepunktes wiederum habe es neben dem Einsatz der Gelenkbusse auch noch einen anderen triftigen Grund gegeben. Nur in deren Umgriff konnte der neue Haltepunkt auch barrierefrei ausgebaut werden.

Ein kleines Hintertürchen für den Bürger ließ das städtische Referat für Arbeit und Wirtschaft noch offen. Pressereferentin Martina Hildebrandt bestätigte zwar den verkehrlichen Ansatz der MVG. „Inwieweit dennoch Optimierungen der Haltestellensituation umgesetzt werden können, wird derzeit noch geprüft“.

Eine vage Hoffnung, die auch den örtlichen Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach interessieren dürfte. Wolfgang F. Thalmeir (CSU) ist dort Vorsitzender des zuständigen Unterausschusses und war von Bürger Lauterbach über die Sachlage informiert worden. Unter dem beziehungsreichen Titel „Wo ist das Wartehäuschen am Karl-Marx-Ring/Peschelanger geblieben?“ will der BA nach einstimmigem Befund von der Stadt geprüft wissen, ob eine zusätzliche, „gegebenenfalls auch kostenintensivere“ Maßnahme die Errichtung eines Wetterschutzes (...) gegebenenfalls auch in alternativer Form möglich sei.

Wenn möglich, dann sollte eine solche Nachrüstung noch vor den Wintermonaten realisiert werden, so der BA. Problem nur: Der Antrag wurde bereits am 13. September im BA verabschiedet. „Eine Stellungnahme der Stadtverwaltung liegt noch nicht vor. Wir erwarten diese für die November- oder Dezembersitzung“, erklärte Thalmeir unserer Zeitung auf Anfrage. Dann aber könnte es allemal knapp werden mit dem hehren Anspruch, ein Schutzgehäuse in welcher Art auch immer dort noch als echt winterlichen Wetterschutz zu platzieren. Ein weiterer Passus im Prüfantrag des BA hat aus städtischer Sicht keine Aussicht auf Erfolg.

Das Gremium regte an, durch einen möglichen Grunderwerb vonseiten der Heimag den Wetterschutz am Bushalt doch noch möglich zu machen. Doch hier schließt sich der Kreis. An der Gashockdruckleitung führe kein Weg vorbei, so SWM-Pressereferent Korte. Weshalb wohl auch die Hoffnung auf final neue Prüfergebnisse zugunsten der Pendler vage sein dürften. Immerhin wird man im Winter wohl sicher wissen, ob noch was geht mit dem winterlichen Wetterschutz in der nächsten Saison. Bis dahin stehen Lauterbach und andere Pendler wohl doch weiterhin im Regen. RedHe

Artikel vom 30.10.2019
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