Ab 21. September hat Ebersberg wieder sein eigenes Bier

Ebersberg wird Bierstadt

 Ebersberg hat alles was eine bayerische Kreisstadt braucht. Es fehlt eigentlich nur eine eigene Biermarke. Diese soll mit dem Ebersberger Schlossbräu wieder auferstehen. Foto: Stefan Dohl

Ebersberg hat alles was eine bayerische Kreisstadt braucht. Es fehlt eigentlich nur eine eigene Biermarke. Diese soll mit dem Ebersberger Schlossbräu wieder auferstehen. Foto: Stefan Dohl

Ebersberg · Beim Blick in die Geschichtsbücher könnte man meinen, dass es um die Brauereien im Landkreis Ebersberg nicht sonderlich gut bestellt ist. Von den einst zahlreichen Braustätten haben nur die Privatbrauereien Schweiger in Markt Schwaben und Wildbräu in Grafing die Wirren der Zeit überlebt.

Auch die Pfaffinger Privat-Brauerei Gut Forsting nahe der Landkreisgrenze hat viele Anhänger im Ebersberger Raum gefunden. Das war es dann auch schon.

Früher wurde unter anderem in Steinhöring, Baiern, Gsparit, Neuhardsberg und Egmating Bier gebraut. In Markt Schwaben gab es mit der Brauereistätte Widmann sogar noch eine weitere Brauerei.

Fest steht: der Pro-Kopf-Verbauch beim Bier sinkt in Deutschland von Jahr zu Jahr. Im Bierland Bayern wurde diese Entwicklung zuletzt zumindest vorläufig aufgehalten.

Der Bayerische Brauerbund schätzt den Pro-Kopf Verbrauch in Bayern auf etwa 135 Liter. Und damit um gut 30 Liter höher als der Bundesschnitt. Eine weitere Entwicklung: In letzter Zeit entstehen immer mehr lokale und regionale Brauereien. Zuletzt etwa in München, Oberschleißheim, Unterhaching oder in Ismaning. Dieser Trend hin zu lokalen Biermarken hat nun auch den Landkreis Ebersberg erreicht.

Der Ebersberger Buchhändler Sebastian Otter, selbst ausgebildeter Biersommelier, will gemeinsam mit einigen Bieridealisten die traditionsreiche Marke Schlossbrauerei Ebersberg wieder aufleben lassen.

Auf Nachfrage des Kurier Ebersberg hält man sich allerdings noch bedeckt. "Mehra sang ma jetzt ned!", heißt es von offizieller Seite.

Ein Pressegespräch mit genaueren Infos soll Mitte September folgen. Verraten hat Sebastian Otter allerdings in einer Mail Anfang dieser Woche schon folgendes: "Damit am 21. September zum ersten Mal wieder ein Flasche „Was-auch-immer“ nach 45 Jahren mit einem unverwechselbaren Geräusch von jedem geöffnet werden kann - am Matthäustag genau 619 Jahre nachdem das Bier zum ersten Mal urkundlich erwähnt wird - bitten wir um Geduld. Wie gesagt: Ein gutes Bier braucht mindestens vier Wochen, um zu reifen."

Gebraut wird das Bier unbestätigten Gerüchten zufolge im Landkreis Traunstein. Das bedruckte Leergut wartet in Ebersberg an der alten Braustätte bereits sehnsüchtig auf seinen flüssigen Inhalt.

Das Logo der entstehenden Brauerei orientiert sich an dem historischen Vorbild der 1974 aufgegebenen Schlossbrauerei. Es ist grün, weiß und gelb gehalten und mit dem Ebersberger Stadt-Eber und der Klosterkirche St. Sebastian versehen. Eine Internetseite und eine Facebookseite befindet sich momentan noch im Aufbau. Welche Biersorten es geben wird wird noch geheim gehalten. Gebraut wird auf jeden Fall nach eigener Ebersberger Rezeptur.

Die Ursprünge der Ebersberger Klosterbrauerei reichen bis ins Mittelalter zurück. Nachweislich wurde in Ebersberg bereits um 1400 Bier abgezapft. Bis zum 1. März 1974 firmierte die Schlossbrauerei unter dem Namen Herrmann Schmederer.

In dieser Zeit setzte das "Brauereien-Sterben" ein. Die übermächtigen Brauereiketten und Großkonzerne zwangen viele kleinere Brauereien zur Aufgabe. Auch die Ebersberger Brauerei musste nach 574 Jahren schließen. Dieser Trend ist zumindest in Oberbayern mittlerweile überstanden. Bierexperten beobachten eine Rückbesinnung auf lokale Biersorten. Vielleicht liegt ja gerade hier die Chance für den neue entstehenden Schlossbräu aus Ebersberg.

Alle Ebersberger Bierliebhaber sollten sich also den 21. September schon jetzt vormerken. Einen Besuch der Münchner Wiesn, die ebenfalls an diesem Datum beginnt, kann man also getrost aufschieben. Womöglich wird in Zukunft auch wieder direkt in Ebersberg gebraut. Gespräche hierüber hat es zumindest schon gegeben. Entscheiden darüber wird in erster Linie auch der Bierdurst der Ebersberger.
Stefan Dohl

Artikel vom 24.08.2019
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