Neueste Erkenntnisse der Bodenarchäologie im Landkreis

Erding · Hochburg der Archäologie

Das archäologische Sommersymposium in Erding ist regelmäßig voll mit Interessierten. Es ist das zentrale Stück Öffentlichkeitsarbeit für die Bodenarchäologie im Landkreis. Foto: kw

Das archäologische Sommersymposium in Erding ist regelmäßig voll mit Interessierten. Es ist das zentrale Stück Öffentlichkeitsarbeit für die Bodenarchäologie im Landkreis. Foto: kw

Erding · Die Stadt Erding ist eine Hochburg der Archäologie. Erst in diesen Wochen hat wieder ein Mitglied des archäologischen Vereins die bayerische Denkmalmedaille verliehen bekommen.

Rudolf Koller wurde für sein vielfältiges Engagement in diesem Sektor mit dieser Medaille, die bayernweit nur 25 Mal vergeben worden ist, ausgezeichnet. Harald Krause, Organisator des jüngsten archäologischen Sommersymposiums, konnte sich ob dieser Verleihung allerdings eine kritische Bemerkung nicht verkneifen: So haben nur zwei der 25 Preisträger diese Auszeichnung aus dem Bereich der Bodenarchäologie erhalten, die 23 anderen waren im Bereich der Gebäudedenkmalpflege unterwegs.

Daraus schloss der Museumsleiter, selbst leidenschaftlicher Archäologe, auf eine gewisse Gewichtung, die er durchaus als politisch gewollt ansah und darum entsprechend kritisch kommentierte. Anlass für diese Bemerkung war besagtes Sommersymposium, das zum sechsten Mal stattfand und letztlich die Kernveranstaltung im Rahmen des großen Forschungsprojektes „Erding im ersten Jahrtausend“ darstellt. Regelmäßig werden hier die neuesten Forschungsergebnisse präsentiert, und diese lassen tatsächlich aufhorchen. Leidenschaftliche Appelle begleiten diese Veranstaltung regelmäßig. Immer wieder müssen sich nämlich Bauherren darüber ärgern, dass genau da, wo sie gerade bauen wollen, archäologische Funde zu Tage treten. So etwas wirft jede Baustelle Zeitplan massiv zurück, kostet richtig Geld, nicht wenige haben darum schon solche Funde verbotswidrig schlicht verschwiegen.

Neueste Debatte um dieses Thema ist Langengeisling, wo tatsächlich unter dem vorher nicht unterkellerten Gebäude nach dessen Abriss ein historisches Grab gefunden wurde und erst einmal geborgen werden musste. Wie wertvoll jede einzelne Fundstelle, jedes einzelne Stück, tatsächlich ist, das wird bei diesen Sommersymposien im Museum Erding regelmäßig sichtbar.

Es ist also das zentrale Stück Öffentlichkeitsarbeit für die Bodenarchäologie. Und so war es denn auch Hauptkonservator Jochen Haberstroh vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege, der nicht weniger leidenschaftlich für die Siedlungsarchäologie Stellung bezog. Genau um diese geht es nämlich nicht zuletzt auch bei diesem Forschungsprojekt. Er bezeichnete die Siedlungsarchäologie als das Aschenputtel der Archäologie und lieferte den Grund dafür gleich nach: „Sie hat hauptsächlich mit Dreck zu tun.“

Tatsächlich sind es die unendlich vielen ehrenamtlichen Grabungshelfer, die buchstäblich im Dreck wühlen, um dann Tonscherben, Knochen, vielleicht auch mal den einen oder anderen Schrott ans Tageslicht fördern. Das ist alles nicht besonders attraktiv oder gar sensationell, wie es etwa die teilweise enorm wertvollen Grabbeigaben sind. Haberstroh: „Wir müssen uns auch mit dem Leben selbst beschäftigen.“ Genau das tue die Siedlungsarchäologie. Mit welchem Erfolg sie das bei diesem Forschungsprojekt tut, das konnte man jetzt erst wieder sehen. Die Forschungsarbeiten sind nicht abgeschlossen und sie werden es nach Lage der Dinge auch nicht sein, weil mit jeder Antwort neue Fragen aufkommen.

Das liegt in der Natur der Sache, daran haben die aktiven in der Archäologie sich längst gewöhnt. Erding ist Vorreiter: Die Stadt ist mit regelmäßig 50.000 Euro an der Finanzierung des großen Forschungsprojektes beteiligt, ohne diese enormen Zuschüsse wäre das Forschungsprojekt heute nicht da wo es jetzt ist. Das wurde ebenfalls deutlich. Spitzenforschung wird möglich. So können die Forscher heute beispielsweise nachweisen, wovon die Menschen damals gelebt haben. Auf den ersten Blick haben sie das nicht schlecht getan: Kalbfleisch war wie heute auch schon deutlich beliebter als das Fleisch älterer Tiere. Geflügel dagegen konnte alt werden: Man brauchte eben die Eier.

Neue Fragen harren auf Antworten: So ist der Nachweis gelungen, dass ein in Altenerding gefundener Mühlstein aus dem Raum Regensburg stammt. Das mindestens 50 Kilo schwere Stück musste ja irgendwie im ersten Jahrtausend von dort bis nach Altenerding kommen, was eine gewisse Infrastruktur zwingend voraussetzt. Da ist sie wieder, die neue Frage, die von einem neuen Fund aufgeworfen wird und die Forscher in Erding weiter umtreibt ob es beim nächsten Symposium eine Antwort darauf gibt muss abgewartet werden. kw

Artikel vom 23.08.2019
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