In guten Händen

Bogenhausen · Diakonieverein der ev. luth. Kirche Immanuel-Nazareth stellt sich vor

Die Vorsitzende des Diakonievereins Immanuel-Nazreth, Ruth Stark und die Pflegedienstleistung Marie-Christin Kiwatrowski vor der Immanuel-Nazareth-Pfarrei. Foto: hw

Die Vorsitzende des Diakonievereins Immanuel-Nazreth, Ruth Stark und die Pflegedienstleistung Marie-Christin Kiwatrowski vor der Immanuel-Nazareth-Pfarrei. Foto: hw

Bogenhausen · "Der diakonische Gedanke ist uns nach wie vor wichtig, auch wenn die Pflege unserer Patienten nicht mehr durch Nachbarn oder eine Gemeindeschwester durchgeführt wird, sondern von professionellen Pflegekräften", erklärt Ruth Stark, die Vorsitzende des Diakonievereins Immanunel-Nazareth e.V.

Der Bedarf an pflegerischen Leistungen ist in den vergangenen Jahrzehnten so gestiegen, dass vor 26 Jahren schließlich der Diakonieverein gegründet worden war, der sich aus dem Förderkreis für Diakonie, der bereits in den 70er Jahren ins Leben gerufen worden war, weiterentwickelt hatte. Heute arbeiten rund 26 Mitarbeiter für den Diakonieverein, der für die Anliegen der alten Menschen im Bezirk versucht immer ein offenes Ohr zu haben.

"Uns erreichen oftmals Anfragen, die mit der rein pflegerischen Seite gar nichts zu tun haben. Die Menschen suchen nach einem Seelsorger oder brauchen hauswirtschaftliche Hilfe. Hier vermitteln wir Kontakte zu den entsprechenden Stellen, etwa den Pfarreien oder zur Nachbarschaftshilfe", erklärt die Pflegedienstleitung, Marie-Christin Kiwatrowski.

Zur Nachbarschaftshilfe pflegt auch Ruth Stark ein enges Verhältnis, so ist sie regelmäßig dort bei Sitzungen dabei. "Ein reger Austausch ist wichtig", betont die engagierte Frau.

Der ambulante Pflegedienst des Diakonievereins bietet pflegerische Leistungen, Beratung sowie Betreuung für Senioren an. "Wir sind ein eingetragener, gemeinnütziger Verein, der auch durch Spenden und Beiträge unterstützt und gefördert werden kann. Wir versorgen pflegebedürftige Menschen unabhängig von der Glaubens- oder Gemeindezugehörigkeit", betont Marie-Christin Kiwatrowski weiter.

Wir haben Sie gefragt, welcher Aspekt ihrer Arbeit ihr am meisten Spaß macht.

Marie-Christin Kiwatrowski: Ich übernehme gerne Verantwortung, indem ich unterschiedlichste Menschen, in schwierigen Lebenssituationen durch eine fortschreitende Erkrankung oder allgemeinen Einschränkung durch den Alterungsprozess sowohl mit einem einfühlenden Gespräch als auch durch die Organisation und Begleitung der Pflege helfe. Mir gefällt besonders, dass unsere Hilfebedürftigen in ihrer gewohnten Umgebung bleiben und ihre Pflege auch mitbestimmen können.

Als einen großen Benefit unserer täglichen Arbeit sehe ich zudem die Lebensbiographie und Lebenserfahrungswerte, die in der persönlichen Begleitung und Pflege dieser individuellen Menschen uns jeden Tag von den pflegebedürftigen Menschen mitgeteilt werden. Diese Werte sind in unserer heutigen Gesellschaft ein so hohes Gut und haben mich schon seit meinem persönlichen Beginn mit 18 Jahren in der Pflege sehr geprägt und auch gelehrt, dass der Beruf der Pflegekraft nicht nur mit Leid und Krankheit verbunden ist. Meine Führungskultur besteht ebenfalls daraus, die Mitarbeiter-/innen, unseres Pflegedienstes in jeder schwierigen Situation zu begleiten und ihnen ein Handwerkszeug an die Hand zu geben, damit sie diese hohe verantwortungsvolle Aufgabe erfüllen können.

Bogenhauser Anzeiger: Welchen besonderen Anforderungen steht die Pflege zur Zeit gegenüber?

Marie-Christin Kiwatrowski: Der demographische Wandel zeigt sich durch eine steigende Anzahl an pflegebedürftigen Menschen und immer weniger Pflegekräften, die diese Versorgung gewährleisten. Heute ist es umso wichtiger, dass alle Berufsgruppen sich vernetzen und die Pflegebedürftigen die Unterstützung erhalten, die sie wirklich benötigen. Das bedeutet beispielsweise, dass bereits ein Arzt gut entscheiden muss, ob ein Patient von ihm weiter ambulant versorgt werden kann oder ein Krankenhausaufenthalt angezeigt ist. Genauso müssen Angehörige die schwere Entscheidung fällen, ob ihr pflegebedürftiger Angehöriger wirklich in eine Pflegeeinrichtung muss, weil er nicht mehr alleine zuhause bleiben kann, oder ob eine ambulante Pflege durch ein gut aufgestelltes Netzwerk auch möglich ist.

Viele pflegebedürftige Menschen können durch einfache Anschaffungen von Hilfsmitteln und zeitliche Pflegeunterstützung gut zuhause leben, während andere eine vierundzwanzigstündige Versorgung entweder in einer Pflegeinrichtung oder durch eine 24- Stunden- Pflegekraft benötigen.

Es ist für alle Betroffenen in der Gesundheitsbranche und vor allem für die betroffene Person eine große Herausforderung, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir sind sehr froh, dass uns in unserer Branche so viele pflegende Angehörige durch Ihren unermüdlichen Einsatz unterstützen. Nur dadurch ist es überhaupt möglich, auch schwerstpflegebedürftige Menschen in Würde zuhause zu versorgen.

Bogenhauser Anzeiger: Mit welchen Institutionen arbeiten Sie zusammen?

Marie-Christin Kiwatrowski: Wir arbeiten in einem großen Netzwerk immer mit dem Fokus auf den Menschen mit seinen bestehenden Ressourcen sowie mit dem vorliegenden Unterstützungsbedarf. Bereits im Erstgespräch beraten wir viele Maßnahmen, die ein Wohnen zuhause deutlich erleichtern oder auch stabilisieren könnten. Dafür arbeiten wir mit allerhand Dienstleistern zusammen, die nach Hause kommen.

Dazu gehören z. B. die Ärzte, Physiotherapeuten, Apotheken, Sanitätshäuser, Friseure und Fußpfleger/innen. Je nach vorliegender Pflegesituation haben wir zusätzlich einen externen und internen Wundmanager, der die Wundheilung mitbetreut.

Wir zeigen unseren Pflegebedürftigen und Angehörigen kontinuierlich sowohl persönlich als auch telefonisch immer wieder Möglichkeiten auf, wie der Alltag erleichtert werden kann. Die Entscheidung, welche Möglichkeiten er auch nutzen möchte trifft er selbst. So können Senioren wie auch Angehörige immer selbstbestimmend ihren Alltag und ihre Umgebung mitgestalten. In der letzten Lebensphase, die auch zuhause nach Wunsch gestaltet werden kann, arbeiten wir mit verschiedenen Hospizdiensten und Seelsorgern zusammen, um diesen Wunsch nachzukommen. Zu weiteren Kooperationspartnern gehören natürlich ebenso Kranken- und Pflegekassen, der medizinische Dienst der Krankenkassen sowie Sozialbehörden und Andere.

Bogenhauser Anzeiger: Welche Angebote haben Sie für Angehörige?

Marie-Christin Kiwatrowski: Wir versuchen, unsere Angehörigen möglichst kontinuierlich durch unsere persönliche Beratung in jeder Lebenssituation zu unterstützen und Entlastung für Angehörige zu schaffen, damit diese einmal durchatmen können, indem wir immer wieder flexibel verschiedenste Leistungen zur Verfügung stellen. Wir wollen dazu den Angehörigen ermöglichen, dass sie einer geregelten Arbeit nachkommen können. Gerade für bevorstehende geplante Urlaube oder bei eigener gesundheitlichen Einschränkung der pflegenden Angehörigen planen wir gemeinsam, wie ihre Angehörigen trotzdem zuhause in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können.

Wir unterstützen Angehörige z.B. ebenfalls in dem großen Dschungel der Bürokratie mit Antragsstellungen und Neueinschätzungen auf Pflegebedürftigkeit sowie beim Umgang mit Verordnungen vom Hausarzt.

Zudem schulen wir die Angehörigen in der Häuslichkeit bei der Betreuung und Pflege ihres Angehörigen. Zuletzt ist außerdem ein hohes Gut unseres Pflegedienstes, dass wir unseren seelsorgerischen Auftrag wahrnehmen und Selbsthilfegruppen für spezielle Themen weitervermitteln können.

Bogenhauser Anzeiger: Der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft. Wie fördern Sie Ihre Mitarbeiter?

Marie-Christin Kiwatrowski: Wir bieten unseren Mitarbeitern je nach Qualifikation und Unterstützungsbedarf unterschiedliche Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Wir führen regelmäßig einmal jährlich Zielvereinbarungsgespräche, um den Leistungsstand weiterzuentwickeln. Ich begleite die Mitarbeiter ggf. in schwierigen Situationen und leite diese bei der Bewältigung verschiedenster Anforderung bis zur Selbstständigkeit an. Mir ist der tägliche Kontakt mit den Mitarbeitern sehr wichtig. Wir bezahlen faire Gehälter nach dem Tarif AVR Bayern und bieten flexible Arbeitszeiten, um Familie und Beruf in Einklang zu bringen. Unser Pflegedienst bietet zudem eine Reihe von Sonderleistungen an.

Bogenhauser Anzeiger: Welche besonderen Aufgaben und Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft?

Marie-Christin Kiwatrowski: Wegen der anwachsenden Nachfrage hilfebedürftiger Menschen und dem fehlenden Pflegepersonal möchten wir die Gemeinden in Feldkirchen und Aschheim durch unser Angebot unterstützen. Ich sehe unsere Zukunft und den Herausforderungen in der Pflege immer noch positiv entgegen.

Wenn auch die verschiedenen Bereiche, die in der Gesundheitsbranche tätig sind, sich gegenseitig mehr als eine Ressource betrachten und sich noch enger um die pflegebedürftigen Menschen vernetzen und kürzere Informationswege einführen.

Dadurch könnten unnötige Krankenhausaufenthalte reduziert werden und dazu mehr Menschen ihren Lebensweg auch selbstbestimmend in ihrem Zuhause verbringen, was ihren Vorstellungen und auch dem wirklichen Bedarf entspricht. Hierfür wird die Branche einen Umdenkprozess anstreben müssen, aber dieser würde viele Stellen entlasten und zu mehr Zufriedenheit führen. Zudem müsste die finanzielle Situation für tatsächlich pflegebedürftige Menschen und Menschen mit Altersarmut noch mehr angepasst werden.

Zu erreichen ist der Diakonieverein unter diakonie@immanuel-nazareth-kirche.de

Artikel vom 07.08.2019
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