In den Werkstätten historisches Arbeiten bestaunen

Handwerk von einst

Hier wird Hochprozentiges gebrannt.	Foto: Markus Wasmeier

Hier wird Hochprozentiges gebrannt. Foto: Markus Wasmeier

Schliersee/München · Letzte Woche habe ich Ihnen einiges vom Schmied und speziell vom Hufschmied berichtet, schließlich steht am ersten Augustwochenende unser Ross- und Schmiedetreffen an! Der Schmied war ein hoch angesehener Handwerker.

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Aber auch andere Berufe waren für das tägliche Auskommen wichtig, egal ob Zimmerer, Sattler, Weber oder Bäcker. Im Zuge der Industrialisierung am Ausgang des 19. Jahrhunderts verlagerte sich der Markt bei Bedarfsgütern weg vom handgefertigten Einzelstück, hin zur Massenfertigung. Und bedrohte den einen Beruf die Fabrikware, so wurden andere Berufe, wie etwa der des Hufschmieds kaum noch nachgefragt.

Schließlich entwickelte man sich weg vom Pferd, über die Dampfkraft bis hin zum dieselgetriebenen Schlepper. Das Handwerk wurde stellenweise in eine Nische gedrängt. Heute allerdings wird Handarbeit wieder hoch geschätzt und der Spruch: »Handwerk hat goldenen Boden« trifft wieder zu. Bei uns im Museum haben wir uns von Anfang an zur Aufgabe gemacht, altes Handwerk zu erhalten und erlebbar zu machen. Und es ist erstaunlich, wie viel Wissen sich hinter den einzelnen Berufen verbirgt.

Handwerk hat goldenen Boden

Über die Jahrhunderte haben die Handwerker ihre Erfahrungen weitergegeben, Arbeitsweisen verbessert und manchmal bestimmt auch einfach nur durch Zufall etwas neues entdeckt. Denken Sie nur an das Bierbrauen! Lange Zeit wusste man nicht, dass die Hefe für die Gärung verantwortlich war, trotzdem wusste man, wie man gutes Bier braut. Das Bierbrauen ist übrigens ein Handwerk, das sie bei uns im Museum auch selbst ausprobieren können, bei unseren sehr beliebten Bierbraukursen. Und dem gerade erwähnten Bäcker können Sie beim Brot backen im Holzofen auch über die Schulter schauen. Daneben wird regelmäßig getöpfert oder gewebt.

In der Schusterwerkstatt können Sie sehen, wie der Schuster gearbeitet und vor allem auch gelebt hat. Die Schuster zählten zu den ärmsten unter den Handwerkern und hausten meist in ihrer kleinen Werkstatt. Denn neue Schuhe wurden nur selten in Auftrag gegeben, stattdessen musste der Schuster alte Schuhe flicken oder mit neuen Absätzen versehen, solang es irgendwie möglich war. Etwas besser gestellt war da schon der Schnapsbrenner, vielleicht auch, weil ab und an mal etwas geschmuggelt wurde? Auch dieses exklusive Handwerk demonstrieren wir regelmäßig im Freilichtmuseum. Ein Tipp zum Schnaps, das Wort kommt von »schnappen«, was soviel bedeuten soll, wie einen kleinen Schluck nehmen. Und das ist bei Hochprozentigem sicherlich richtig.

Alle diese Tätigkeiten können Sie bei uns im altbayerischen Dorf mit allen Sinnen erleben. Denn wenn man den Klang des Hammers hört, den Geruch vom köchelnden Leimtopf, die Kühle des feuchten Tons oder die bescheidenen Lichtverhältnisse in den alten Höfen direkt wahrnimmt, kann man die Lebenswirklichkeit unserer Vorfahren ganz gut nachvollziehen. Selbstverständlich können Sie auch einige der dort hergestellten Dinge mit nach Hause nehmen, wie etwa Töpferwaren, Schnitzereien oder frisches Brot. Auch unser Museumsbier ist übrigens in Flaschen erhältlich und Sie können es sich daheim schmecken lassen.

Oder aber Sie probieren es direkt vor Ort in unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« zu einer deftigen Brotzeit. Vielleicht sagen Sie unserem Museumsbrauer bei der Gelegenheit auch gleich ob es Ihnen geschmeckt hat. Denn der höchste Lohn für den Handwerker ist das Lob der Kundschaft! Ich freue mich auf Ihren Besuch.

Ihr Markus Wasmeier

Artikel vom 21.07.2019
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