Besondere Anerkennung

Mittelschule an der Wörthstraße erhält Sonderpreis für Geschichtsprojekt

 Schüler und Lehrer der Mittelschule an der Wörthstraße freuten sich über den Sonderpreis, den Kultusminister Michael Piazolo (hinten links) und Landtagsvizepräsident Karl Freller (rechts) überreichten. Foto: Andreas Gebert

Schüler und Lehrer der Mittelschule an der Wörthstraße freuten sich über den Sonderpreis, den Kultusminister Michael Piazolo (hinten links) und Landtagsvizepräsident Karl Freller (rechts) überreichten. Foto: Andreas Gebert

Haidhausen · 100 Jahre sind eine lange Zeit. Was vor 100 Jahren geschah, ist für die heutigen Jugendlichen sehr weit weg. Dass es sich aber lohnen kann, sich damit genauer zu beschäftigen, haben die Schüler der Mittelschule an der Wörthstraße erfahren: Für ein umfangreiches Geschichtsprojekt haben sie einen Sonderpreis des Bayerischen Kultusministeriums erhalten.

Es waren turbulente Zeiten damals, gerade in München. Am 7. und 8. November 1918 schaffte der gebürtige Berliner Sozialdemokrat Kurt Eisner nach einer Friedenskundgebung mit Hilfe bewaffneter Soldaten einen Umsturz fast ohne Gegenwehr. Bayern war fortan ein Freistaat, Eisner der erste Ministerpräsident.

Doch im Februar 1919 wurde er Opfer eines Attentats. Die Ereignisse von damals greifbar zu machen, war eines des Ziele der Mittelschüler beim Projekt "Aufstand für Frieden, Freiheit und Demokratie - 1918/19. Ein Meiler- und Stolperstein in der Freiheitsgeschichte Münchens".

Die Idee, sich am landesweiten Schülerwettbewerb "Erinnerungszeichen" zum Thema "100 Jahre Freistaat Bayern" zu beteiligen, hatte Rektor Martin Herz-Hüttinger. "Das Thema ist es wert, sich Gedanken zu machen", erklärt er. Über ein Jahr haben rund 120 Schüler aus allen Jahrgangsstufen und Lehrer am Projekt gearbeitet, viele Ideen konnten umgesetzt werden. Dabei spielte auch der Bezug zum Stadtteil immer eine wichtige Rolle. Zum Beispiel machten die Jugendlichen Feldpostbriefe, die Haidhauser Soldaten im Ersten Weltkrieg schrieben, hörbar.

Die Audioguides entstanden in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Rundfunk. "Wir achten bei unseren Schülern sehr darauf, wie man so ein Thema anpacken kann", betont Herz-Hüttinger. So wurden nicht nur geschichtliche Fakten gepaukt und präsentiert, sondern diese in die heutige Zeit übertragen, historische Ereignisse in kreativer Weise gegenwärtigen Herausforderungen gegenübergestellt. Eine Gruppe "übersetzte" Soldatenlieder ins moderne Deutsch - und verfasste einen Battle-Rap inklusive eines Musikvideos, das in Haidhausen und im Werksviertel gedreht wurde. Als Vorlage dienten Soldatenlieder von Franz Xaver Rambold, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an der Wörthschule unterrichtete.

Die zentrale Figur des Projekts aber war Kurt Eisner. Einige Schüler erstellten Kunstwerke zum Leben und Wirken des ersten bayerischen Ministerpräsidenten, die Schülerzeitung "Wörthchen" widmete ihm eine Ausgabe. Was die Schüler alles erarbeitet haben, konnten Interessierte Anfang 2019 im Haidhausen-Museum besichtigen. Auch mit dem KiM-Kino und den "Freunden Haidhausens" kooperierte die Mittelschule. Die Arbeit hätte sich auch ohne Preis gelohnt, sagt Martin Herz-Hüttinger: "Ich hatte das Gefühl, dass es allen Spaß gemacht hat."

Höchster Preis für eine Mittelschule

Jetzt ist die Wörthschule eine von 23 Schulen in ganz Bayern, die vor kurzem im Landtag von Kultusminister Michael Piazolo und dem Landtagsvizepräsidenten Karl Freller ausgezeichnet worden sind. Dabei erhielt das Projekt aus Haidhausen den Sonderpreis der Bayerischen Einigung - mit 500 Euro der höchstdotierte Preis für eine Mittelschule. "Der Preis bedeutet vor allem Anerkennung für die Arbeit der Schüler und Lehrer", meint Herz-Hüttinger. Was mit dem Geld geschehen soll, dürfen die Jugendlichen selbst entscheiden. Vermutlich wird es in eine Tagesfahrt investiert. Sich mit bayerischer Geschichte zu beschäftigen, kann sich also gleich in mehreren Hinsichten lohnen. Benjamin Schuldt

Artikel vom 17.07.2019
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