Bücherei auf vier Rädern

München-Ost · Wenn das mobile Buch mit dem Bus zum Bücherfreund kommt

Ein eingespieltes Team auf begrenztem Raum: (v.l.) Wolfgang Reuther, Gabi Schussmann und Rüdiger Landskron freuen sich auf Lesefreunde – und helfen gerne weiter. Foto: RedH

Ein eingespieltes Team auf begrenztem Raum: (v.l.) Wolfgang Reuther, Gabi Schussmann und Rüdiger Landskron freuen sich auf Lesefreunde – und helfen gerne weiter. Foto: RedH

München-Ost · Luisas stetes Drängen hatte am Ende doch Erfolg. „Der Bücherbus sieht so toll aus“, gibt die Vierjährige eine klare fachliche und liebevolle Wertschätzung für den mobilen gelben Riesen ab, der heute hier am Mangfallplatz parkt und gerade seine Türschleusen für die Lesefreunde geöffnet hat. Luisa kann es kaum erwarten, reinzukommen ins lockende Reich der Bilder und Buchstaben.

„Luisa redet schon länger auf mich ein, dass wir da unbedingt hinmüssen“, schmunzelt Mama Cornelia Fischer. Heute ist es endlich so weit. Kaum sind beide Damen drin im Bus, beginnt die Mediensuche nach Büchern, DVD und Heften, entlang wohlsortierter Regalreihen. Wir schauen später wieder bei den Beiden vorbei. Die Münchner Bücherbusse sind ein echtes Erfolgsmodell und dort wichtiger Medienlieferant, wo die nächste Filiale der Stadtbibliothek mindestens rund zwei Kilometer entfernt ist. „Das ist unsere Bannmeile“, schmunzelt Bücherbus-Chef Wolfgang Reuther. Wem der Gang in die Bibliothek zu weit ist, der kann den mobilen Vor-Ort-Service nutzen. Fünf Bücherbusse sind derzeit stadtweit im Einsatz. „Wir absolvieren jeweils drei Stationen täglich“, erklärt Reuther. Im Dreierteam mit Rüdiger Landskron und Gabi Schussmann hat Reuther an diesem Mittwoch vor dem finalen, dreistündigen Stop am Mangfallplatz bereits Stationen in der Blumenau und Neu-Forstenried absolviert. Je nach Größe der Stationen und dem Einzugsgebiet bleibt der Bus länger oder kürzer vor Ort. „Wir haben gut zu tun“, ergänzt Gabi Schussmann. Sie ist seit 27 Jahren mit an Bord und für technische Abwicklungen, Leihe und Rückgabe verantwortlich. „Das macht eine Menge Spaß“, betont sie. Kollege Rüdiger Landskron steuert den „Gelben Riesen“ nicht nur durch die Stadt, er hilft ebenso bei der Abwicklung der Kundenbetreuung mit. Die drei sind eingespielt. Das merkt man. Gerade jetzt, wo sich der Bücherbus füllt und das Gedrängel entlang der Regalreihen spürbar zunimmt. Landskron und Schussmann lächeln jede kindliche Verzweiflung über ein fehlendes Werk weg, streicheln über Köpfe und muntern auf. „Wir können das Buch doch bestellen“, erklärt Schussmann einem kleinen Jungen, der heute einfach „Puh der Bär“ nicht finden kann. „Neben einer enormen Kommunikationsfreude müssen unsere Mitarbeiter hier vor allem wetterfest im Wechsel zwischen sommerlicher Hitze und winterlichen Kältegraden sein“, ergänzt Klaus Dreyer von der Öffentlichkeitsarbeit der Münchner Stadtbibliothek. Die zeichnet verantwortlich für die Bücherbusse. Die Taktungen sind genau geplant. Alleine vier der fünf Busse pendeln täglich vormittags zwischen Münchner Schulen. „Im zweiwöchigen Turnus kommen wir mit Büchern, CDs, DVDs, Comics und Konsolenspielen an die Grundschulen“, erklärt Dreyer. Allein 180.000 Medien verleihen die Bücherbusse im Bereich der Kinder- und Jugendbusse an den Grundschulen. Weitere gut 70.000 Medien werden an den allgemeinen Verleihstellen im ganzen Stadtgebiet pro Jahr abgerufen. „Was nicht vorrätig ist, kann vom Kunden vorbestellt werden, wird von uns bei den Standort-Bibliotheken oder in der Zentrale am Gasteig geordert und kann dann beim nächsten Mal ausgeliehen werden. Bei „Puh der Bär“ ist das nicht anders. Der kleine Junge kann durchatmen. Er hat für heute ohnehin bereits Ersatz in Form von Spielen und Büchern gefunden.

Die Formalitäten für die Leihe sind denkbar einfach. Kinder müssen nur ein Anmeldeformular ausfüllen und von den Eltern unterschreiben lassen. Erwachsene können mit Ausweis und Anmeldebogen ins Reich der Medien andocken. Auch für Institutionen ist die Leihe möglich. Für alle ist die in der Regel vierwöchige Medienleihe kostenlos. Zweimal kann um je zwei Wochen verlängert werden. Erst wenn dann noch Rückgaben ausstehen oder ein Medium verloren geht, bittet die Stadtbibliothek zur Kasse. Die aktuellen Routenpläne der Bücherbusse und viele weitere Details finden Interessierte im Web (www.muenchner-stadtbibliothek.de/fahrbibliotheken). Für das eigene Online-Kundenkonto gibt es das Passwort direkt bei der Anmeldung. Besonders intensiv ist der Service der Bücherbusse mit Blick auf Schulen und Kindertagesstätten. Neben den Medien bieten Bus-Teams auch instensive fachliche Beratung, spezielle Medienpakete zu Projekt- und Unterrichtsthemen, pädagogische Literatur, Klassensätze und Unterrichtsmaterialien sowie Bibliotheksführungen für Erstklässler und eine Vermittlung von Veranstaltungen. Jedes Kind und jeder Erwachsene können jeweils bis zu 20 Medien entleihen. Luisa und ihre Mama Cornelia Fischer aus Harlaching sind inzwischen im Bücherbus am Mangfallplatz fündig geworden. „Der kleine Rabe Socke“ als Buch und „Willkommen bei Freunden“ als Tonträger hat sich Luisa bereits ausgesucht, nachdem die Mutti die Formalien erledigt hat. Jetzt wird schon mal kräftig geschmökert. „ich werde mir wohl noch einen Krimi und ein Bastelbuch aussuchen“, verrät Cornelia Fischer ihre Vorlieben. „Da können wir helfen“, versichern Reuther und Schussmann. Der Bücherbus hält in der Messestadt an folgenden Stellen:
• Messestadt Ost: Selma-Lagerlöf-Straße 16; Dienstag von 16.30 bis 19.00 Uhr
• Messestadt West: Caroline-Herschel-Straße 5; Freitag 12.30 bis 17.00 Uhr
Die Angaben sind ohne Gewähr (G = gerade Kalenderwochen, U = ungerade Kalenderwochen). RedH

Artikel vom 14.06.2019
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