Ein zentrales Thema

Altstadt · Evangelisches Bildungswerk zeigt Ausstellung zu Ludwigsfeld

Blick in die Ausstellung im Evangelischen Bildungszentrum. Foto: dm

Blick in die Ausstellung im Evangelischen Bildungszentrum. Foto: dm

Altstadt · Studienabsolventin Libusche Hannah Vepřek lebt in der Maxvorstadt und gibt zu, dass Ludwigsfeld ein großteils unbekanntes Viertel für sie gewesen ist, obwohl sie im Umkreis Münchens aufgewachsen ist. Nun hat sie ihm ganz zentral, nämlich gleich in der Nähe des Sendlinger Tors, eine Ausstellung gewidmet: mit einem ganz besonderen und wichtigen Thema. Ludwigsfeld ist nämlich das Dorf gewesen, in dem im Februar 1943 das "KZ-Außenlager Dachau-Allach" errichtet wurde.

Hier führten die Machthaber nach der NS-Machtergreifung Siedlungsmaßnahmen durch. Diese waren vor allem der Rüstungsindustrie geschuldet. Dafür wurden auch zahlreiche Zwangsarbeiter benötigt, die vor allem KZ-Häftlinge waren. In Ludwigsfeld gab es vereinzelt Hinrichtungen, etwa aufgrund von Fluchtversuchen oder Diebstahl von Essen. Am 29. bzw. 30. April 1945 nahmen diese Schrecken endlich ihr Ende. Fortan wird jedes Jahr der "Befreiungstag", etwa in der Gedenkstätte Dachau, gefeiert. Durch Zufall stieß die junge Frau bei einer Studienrecherche auf Ludwigsfeld und begann, sich mit seiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Schließlich hat sie über ihre Erkenntnisse die Masterarbeit an der LMU geschrieben. Das Evangelische Bildungswerk in der Herzog-Wilhelm-Straße 24 zeigt nun diese Ergebnisse in der Ausstellung „München-Ludwigsfeld“, die noch bis 5. Juli zu sehen ist. Die Öffnungszeiten sind: Montag bis Mittwoch, 8.30 bis 12 Uhr, 13 bis 15 Uhr, Donnerstag, 12.30 bis 16 Uhr. Der Eintritt in die Ausstellung ist frei. „Die Ausstellung bietet die perfekte Möglichkeit, eine besondere Thematik einem größeren Publikum zugänglich zu machen“, so die junge Ausstellerin. Ihr sei es wichtig, „das Bewusstsein für diesen Stadtteil zu schärfen, den Bewohnern eine Plattform zu bieten und auf die Gleichzeitigkeit verschiedener Zeiten sowie die Vielschichtigkeit hinzuweisen, die ein Stadtviertel haben kann." Vepřek beschäftigte sich mit der Frage, wie sich ein Viertel verändert, wenn viele Personen zuziehen, die nicht die gleiche Vergangenheit als ihre haben und verstehen.

„Gutes neues Leben auf diesem blutigen Boden“: Lange Zeit und teils bis heute ist Ludwigsfeld im Münchner Norden vergessen worden. In den letzten Jahren ist es dafür umso mehr in den Fokus gerückt: zum einen als Wohnen im Grünen durch den Verkauf der 1952 errichteten bundeseigenen Wohnsiedlung. Zum anderen mit der Frage nach einem angemessenen Erinnern an die Opfer des KZ-Außenlagers, das sich von 1943 bis 1945 auf dem Gelände befand. Mit den Augen unterschiedlicher BewohnerInnen nähert sich die Ausstellung der Vielschichtigkeit eines Stadtteils, der gleichzeitig Ort vergangener Verbrechen und „Heimat“ ist. dm

Artikel vom 14.06.2019
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