Falscher Fokus

München · Bei den Tafeln geht es darum Not zu lindern

Hunderte Ehrenamtliche geben jede Woche gespendete Lebensmittel an Bedürftige aus. Hier sieht man die Helfer des Ottobrunner Tisches im Einsatz. Foto: Caritas Landkreis München

Hunderte Ehrenamtliche geben jede Woche gespendete Lebensmittel an Bedürftige aus. Hier sieht man die Helfer des Ottobrunner Tisches im Einsatz. Foto: Caritas Landkreis München

München · Der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising e.V. kritisiert den vom Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgelobten Wettbewerb „Gemeinsam Lebensmittel retten“.

„Bei den Lebensmitteltafeln und -tischen geht es in erster Linie darum, Not zu lindern sowie die Hilfe suchenden Menschen zu unterstützen und zu beraten“, betont Caritas-Vorständin Gabriele Stark-Angermeier. „Der Wettbewerb des Landwirtschaftsministeriums ist unglücklich aufgesetzt und setzt den falschen Fokus. Diese Art Aufmerksamkeit zu erregen, wird dem humanitären Ansatz der Tafeln und Tische nicht gerecht“, moniert die Caritas-Vorständin. „Der Wettbewerb schafft Konkurrenz zwischen den Ausgabestellen, setzt auf Quantität und vernachlässigt die Probleme der Klienten wie geringes Einkommen, teurer Wohnraum und steigende Energiekosten“, erläutert Stark-Angermeier. „Deshalb findet der Wettbewerb bei uns keine Zustimmung“. Es wäre stattdessen angebracht, vor allem das kontinuierliche ehrenamtliche Engagement vieler Helferinnen und Helfer hervorzuheben. Das entsprechende Fach-, nämlich Sozialministerium, habe über Jahrzehnte diese ehrenamtliche Arbeit kompetent gewürdigt und ausgezeichnet. Wie die Leiterin der Sozialen Dienste im Landkreis München, Claudia Mammach, weiter ausführt, könnten die sieben Ausgabestellen der Caritas im Landkreis München ihre Bezieher/innen mit den gespendeten Lebensmitteln in ausreichender Form versorgen. „Wir streben keine Vollversorgung an, sondern geben weiter, was wir geschenkt bekommen.“ Anhand quantitativer Erfolgskriterien wie zum Beispiel ausgegebene Lebensmittelmengen oder die Anzahl der versorgten Personen könnten keine Aussagen zur Qualität des Angebots gemacht werden. Die von katholischen Pfarreien und Caritas betriebenen Tafeln seien jedoch immer angebunden an eine soziale Beratung der Hilfe suchenden Menschen. „Nur so können die Ursachen erkannt und beseitigt werden, damit sich die Armut nicht verfestigt“, so Mammach. Die Caritas unterhält in der Erzdiözese München und Freising zum Teil in Kooperation mit Pfarreien oder anderen Trägern insgesamt 21 Lebensmitteltische, davon zehn im Stadtgebiet und sieben im Landkreis München. Etwa 900 Ehrenamtliche geben in der Regel wöchentlich Lebensmittel aus. Jede Tafel wird von einer/einem hauptamtlichen Ansprechpartner/in betreut, die den Anspruch prüft, eine Bezugskarte ausstellt und die soziale Beratung leistet. Allein in München sind circa 1.000 Personen anspruchsberechtigt (md/bb).

Artikel vom 13.06.2019
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