Ein Prototyp ihrer Zeit

Ausstellung im Architekturmuseum analysiert die Parkstadt Bogenhausen

Charakteristischer Wohnblock in der Parkstadt Bogenhausen, Münchens erster größerer Wohnanlage, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Foto: O DM, CC BY-SA 3.0

Charakteristischer Wohnblock in der Parkstadt Bogenhausen, Münchens erster größerer Wohnanlage, die nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut wurde. Foto: O DM, CC BY-SA 3.0

Bogenhausen · Der Marienplatz, die Frauenkirche, die Bogenhauser Villen sind weithin bekannt, aber moderne Wohnsiedlungen gehören zum Münchner Stadtbild genauso dazu. Viele davon hat die "Neue Heimat" geschaffen, der größte nicht-staatliche Wohnungsbaukonzern im Europa der Nachkriegszeit - zum Beispiel die Parkstadt Bogenhausen.

Im Architekturmuseum der TUM in der Pinakothek der Moderne (Barer Straße 40) ist bis 19. Mai eine Ausstellung über das Phänomen "Neue Heimat" zu sehen.

In gut 30 Jahren hat das Unternehmen knapp eine halbe Million Wohnungen und darüber hinaus zahlreiche Gewerbebauten in Deutschland errichtet, auch in Neuperlach, Moosach, am Lerchenauer See oder am Hasenbergl – die Mehrzahl davon steht heute noch. Die Projekte der Neuen Heimat können als Ergebnis eines Zusammenspiels von wirtschaftlichen Interessen und Politik gesehen werden, aber auch als Spiegelbild der deutschen Sozialgeschichte.

Dem Konzern gelang es, einer breiten Bevölkerungsschicht im Zuge des „Wirtschaftswunders“ Hoffnung auf ein besseres Leben Ausdruck zu verleihen: eine Hoffnung, die mit den zumeist wuchtigen Bauten konkretisiert wurde. Der skandalträchtige Kollaps des Unternehmens Anfang der 1980er Jahre stellte das Ende einer Epoche dar.

Die Parkstadt Bogenhausen wurde von 1955 bis 1956 errichtet. Sie war die erste größere Wohnanlage in München, die nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges gebaut wurde. Zudem gilt sie als erste geschlossene Wohnanlage Bayerns. Südlich des Denninger Angers gelegen und im Westen an die Richard-Strauss-Straße grenzend, umfasst die Parkstadt 2079 Wohneinheiten für 8000 Bewohner. Die Gelder für das Bauprojekt stammten vor allem aus dem European-Recovery-Programm. Die Planer legten Wert darauf, die Wohnungen möglichst nicht dem Verkehrslärm auszusetzen, die Gebäude optisch zu einer Einheit verschmelzen zu lassen und große Grünflächen anzulegen. Heute steht die Parkstadt Bogenhausen auf der Bayerischen Denkmalliste: Sie gilt als Prototyp einer Wohnanlage ihrer Zeit.

Die Architekturausstellung in der Pinakothek der Moderne analysiert die Bauten und Projekte der Neuen Heimat anhand von historischen Fotografien, Filmproduktionen und Originalmodellen. In der Ausstellung erklären zudem Interviews mit Zeitzeugen die Geschichte der Neuen Heimat, Fotografien von Herlinde Koelbl widmen sich den Bewohnern und Bauten. Die "Neue Heimat", die sich über eine ganze Generation streckte, bietet in jedem Fall die Gelegenheit für eine kritische Untersuchung: Was ist aus den damaligen Visionen eines „Wohnens für alle“ heute übrig geblieben? dm/red

Artikel vom 08.05.2019
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