In Haar werden pädagogische Ergänzungskräfte ausgebildet

Neue Wege in Sachen Fachkräftemangel

Violetta Maciejewska, Sachgebietsleitung Bildung & Soziales in der Gemeinde Haar, Peg Schäfer, Geschäftsführerin der Kita Haar gGmbH, Bürgermeisterin Gabriele Müller und Helga Böhme-Konrad von der IBB Miesbach. Foto: Gemeinde Haar

Violetta Maciejewska, Sachgebietsleitung Bildung & Soziales in der Gemeinde Haar, Peg Schäfer, Geschäftsführerin der Kita Haar gGmbH, Bürgermeisterin Gabriele Müller und Helga Böhme-Konrad von der IBB Miesbach. Foto: Gemeinde Haar

Haar · Fachkräfte fehlen in den Kindertagesstätten nahezu allerorten – und das schon seit Jahren. Auch in Haar kommt es immer wieder zu Engpässen. Was tun, wenn der Stellenmarkt leer ist? Findige Ideen sind eine Möglichkeit. Eine weitere ist, mehr auszubilden. Und genau da sind die die Gemeinde Haar und die Kinderta- gesstätte Haar gGmbH nun tätig.

Seit Herbst läuft der Zertifikatskurs für berufserfahrene pädagogische Ergänzungskräfte zur Qualifizierung als „Fachkraft in Kindertageseinrichtungen“ nun in Haar. Möglich macht dies die Zusammenarbeit mit dem Institut für Bildung und Beratung Miesbach. Dessen Gründerin und Leiterin Helga Böhme-Konrad ist seit vielen Jahren auf dem Gebiet der Qualifizierung und Beratung in Bildungsberufen tätig. Besucht man die Internetseite der IBB Miesbach, fällt sofort ein Satz von Heraklit ins Auge: „Bildung ist nicht das Befüllen von Fässern, sondern das Entzünden von Flammen“. Hier sind demnach kreative Kräfte am Werk, die eine Mission erfüllen, nämlich Bildung besser zu machen.

Als Helga Böhme-Konrad und Peg Schäfer, Pionierin für Kinderkrippen und mittlerweile Geschäftsführerin der Kita Haar gGmbH mit acht Einrichtungen in Haar und München sich kennenlernten, stimmte die Chemie und die gemeinsame Haltung zur Elementarbildung von Beginn an. „Die Qualität der Kursangebote von IBB ist bekannt und überzeugend“, lobt Peg Schäfer. Eine Kooperation war bald geschmiedet, fehlte nur noch ein Tagungsort. Und da kam die Gemeinde Haar ins Boot, die nicht nur dafür zuständig ist, den Elternbedarf an Kinderbe- treuung zu decken. Sie führt auch sechs Kindertageseinrichtungen in eigener Trägerschaft. „Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, qualifizierte Kräfte zu finden“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Müller.

Selbst in die Ausbildung zu investieren, ist für die Gemeinde und die Kita Haar ein nachhaltig guter Weg. 14 Teilnehmer aus 5 Einrichtungen, davon sieben aus Haar, drücken aktuell berufsbegleitend die Schulbank, um sich als pädagogische Fachkraft qualifizieren zu lassen. Der theoretische Teil dauert neun Monate, danach folgt ein halbes Jahr Praktikum in einer Kindertageseinrichtung. Mit der Qualifizierungskampagne für Ergänzungskräfte und Quereinsteiger hat der Freistaat 2012, aufgrund des leeren Stellenmarktes, die Tür zu diesem Sonderweg in der Fachkraftausbildung für Kinderpfleger- und Grundschullehrer geöffnet.

Seit 2015 wird nicht mehr staatlich gefördert, aber der Zulauf ist ungebrochen. „Unsere Absolventen sind sind vollwertige pädagogische Fachkräfte nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und – betreuungsgesetz. Das heißt, sie können alle Aufgaben übernehmen von der Gruppenleitung über Praxisanleitung bis zur Kita-Leitung“, so Helga Böhme- Konrad. Zufriedenheit im Beruf ist für Träger wie Arbeitskräfte die beste Job-Garantie.

„Mit der Kooperation bietet sich uns hier im Ort die Möglichkeit, Personal im Vorschulbereich weiterzubilden und auch zu binden“, sagt Bürgermeisterin Gabriele Müller. Als Träger übernimmt die Gemeinde Haar die Kursgebühren für die Teilnehmerinnen aus ihren Kitas. Kooperationsmodelle gibt es aber unterschiedliche. Peg Schäfer ist die Qualität in der pädagogischen Arbeit besonders wichtig: „Letztlich geht es um die frühkindliche Bildung der Kinder. Je besser unsere Kräfte sind, desto besser für die Kinder und Eltern“. Über den Zertifikatkurs hinaus arbeitet Schäfer seit längerem mit der Gemeinde eng zusammen. „Unser Angebot an Fortbildungen steht allen Haarer Einrichtungen offen.“

Die Kurse reichen von Philosophieren für Kinder über Bewegungsentwicklung bis zu Themen wie „Nähe und Distanz in der Kita“. Vernetzung und Zusammenarbeit sind Peg Schäfer ein großes Anliegen. „Davon profitieren Kinder, Eltern, Fachkräfte und Träger. Der nächste Kurs startet im September. Die Vision wäre eine Fachkraftschule in Haar.“ Der erste Schritt ist gemacht. Im September startet der nächste Kurs.

Artikel vom 29.04.2019
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