Retrospektive zu der Regisseurin Ingemo Engström im Filmmuseum

Altstadt · Die Unbekannte der "Münchner Schule"

Ingemo Engström in "Dark Spring" Foto: Filmmuseum

Ingemo Engström in "Dark Spring" Foto: Filmmuseum

Altstadt · Von den deutschen Filmregisseurinnen ist sie eine der unbekanntesten: Ingemo Engström, 1941 in Finnland geboren, gehörte zusammen mit Wim Wenders, Werner Schroeter, Gerhard Theuring und Katja Raganelli zum ersten Jahrgang der 1967 neueröffneten Hochschule für Fernsehen und Film München, drehte Dokumentar- und Spielfilme mit Themen, die Frauen in den Fokus rückten, und war damit ihrer Zeit weit voraus.

Kinotag: Wann sind wo Kinotage?
Kinotage in München und Landkreise Nord – Ost – Süd - West
Kinoatmosphäre genießen und dennoch den Geldbeutel schonen

Das Filmmuseum zeigt alle ihre Regiearbeiten und Co-Produktionen mit Harun Farocki und Gerhard Theuring in teilweise restaurierten Fassungen. Vom 23. April bis zum 26. Juni 2019 zeigt das Kino im Stadtmuseum, St.-Jakobs-Platz 1, 13 ihrer Filme.

Mit ihrem Abschlussfilm an der "HFF, Dark Spring" (1970) über Liebesutopien von Frauen, gelang Ingemo Engström auf Anhieb der Durchbruch als Filmemacherin. Schon hier kombinierte sie fiktive und dokumentarische Elemente. Auch in "Kampf um ein Kind" (1975) geht es um eine Utopie, nämlich darum, ob eine Frau ihr Kind nicht auch in anderen Zusammenhängen als in einer Kleinfamilie aufziehen kann. Lisa Kreuzer spielt darin eine Berliner Ärztin, die ihren Mann verlässt und nach München geht, um ihr zweites Kind dort unter Frauen zur Welt zu bringen. Die Regisseurin – mit ihrem eigenen Kind im Arm – leitet den Film ein.

Am bekanntesten ist Engströms Essayfilm "Fluchtweg nach Marseille" (1977) nach dem Roman „Transit“ von Anna Seghers, der von Erfahrungen deutscher Emigranten im Zweiten Weltkrieg berichtet und die Flucht durch Frankreich bis nach Marseille zeigt und gleichzeitig eine Analyse eines Kapitels deutscher Vergangenheit ist. "Flucht in den Norden" (1986) entstand nach dem Roman von Klaus Mann: Eine junge Frau flieht Anfang der 1930er Jahre aus Deutschland, besucht aber zunächst eine Freundin in Finnland. Engström modelliert eher Tableaus, die nachhaltige Stimmungen formulieren, als das reine Drama in den Mittelpunkt zu stellen. In "Ginevra" (1992) steht eine Filmschauspielerin zwischen zwei Welten und zwei Männern und kündigt den „Gesellschaftsvertrag“ mit seiner Verstrickung von Liebe, Arbeit und Geld auf, um ihre eigene Identität zu suchen.

Als Filmkritikerin, Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin ist Ingemo Engström immer schon ihren eigenen Weg gegangen, um ihre Projekte verwirklichen zu können. „Es ist sicher so, dass ich in meinem Film-Leben viele männliche Vorbilder habe, von Bresson über Godard bis Mizoguchi und Cassavetes und viele, viele mehr, und dass es auch überwiegend Männer waren, die über meine Filme geschrieben haben. Thematisch und auf der reinen Arbeitsebene war ich aber immer eng mit Frauen verbunden.“ (Ingemo Engström)

Weitere Infos zu den Filmen finden sich unter www.muenchner-stadtmuseum.de/film

Der Eintritt kostet 4 Euro, Karten können vorbestellt werden unter Tel. 089/23 39 64 50.

Artikel vom 23.04.2019
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...